Navitas Semiconductor: Was war da diese Woche los?

Short-Squeeze?
Gideon Crest

Nach einem überraschenden Kurssprung von 30 Prozent zu Wochenbeginn rückt Navitas Semiconductor ins Blickfeld der Anleger. Die Aktie des Halbleiterunternehmens profitiert von Spekulationen rund um die Partnerschaft mit Nvidia – doch was steckt tatsächlich hinter der Rally, und wie geht es weiter für das Halbleiterunternehmen?

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Navitas Semiconductor rückte nach dem enormen Aufschwung um 30 % am Montag auf meine Beobachtungsliste. Im Mai sorgte bereits die Partnerschaft mit Nvidia für Aufmerksamkeit – doch dieser Kursanstieg wurde überraschenderweise nicht durch neue Kooperationen mit AMD oder Intel ausgelöst, sondern allein durch die Bekanntgabe des nächsten Quartalsberichts. Für mich kein starker Katalysator, führte die Entwicklung jedoch dazu, dass ich einen Blick auf das Short-Interest warf – ein Aspekt, den ich zuvor übersehen hatte.

Shorts treiben das Geschehen

Am 22. Juli lag das Short-Interest bei satten 24 %, bei lediglich 1,2 Tagen bis zum vollständigen Einlösen der Leerverkaufspositionen. Diese Größe signalisiert für mich eine bullische Entwicklung, da die Leerverkäufer offenbar Zweifel hegen, ob Navitas aus der Nvidia-Partnerschaft Kapital schlagen kann – vor allem in Hinblick auf die Produktionsaufnahme von „Rubin“ Ende 2026. Ich halte das für einen Irrtum, den ich ausnutze: Meine Position habe ich bereits verdoppelt und sie macht nun 16 % meines Portfolios aus. Eine Short-Squeeze-Explosion ist aufgrund der kurzen „Deckungsfrist“ unwahrscheinlich, aber Blitzanstiege – wie am 21. Juli – bleiben möglich, besonders rund um die Quartalszahlen.

Kursrallye ohne offensichtliche Grundlage

Es ist ungewöhnlich, dass eine Aktie nach nur der Ankündigung eines Quartalsberichts derart stark steigt. Das Datum 4. August erscheint mir persönlich nicht wie ein nennenswerter Wendepunkt. Interessanterweise korrelierte die Kursbewegung von Navitas seit der Nvidia-Mitteilung auffällig eng mit Nvidias eigener Kursentwicklung – am 22. Juli lag Nvidia um 2,5 % im Minus, Navitas folgte mit minus 5,5 %. Der massive Kursanstieg ohne klar ersichtliche Nachrichtensubstanz scheint vor allem dem hohen Short-Interest geschuldet. Eine Rangliste zeigt, dass Navitas mit einem Anteil von 24,3 % zu den top-gehebelten Unternehmen mit Börsenwert über 1 Milliarde USD gehört. Da es nur etwa 1,25 Tage Handelsvolumen braucht, um alle Leerverkäufe zu schließen, sind Tagesgewinne dieser Größenordnung nicht unüblich – längerfristige Kursanstiege weniger wahrscheinlich, sofern nicht institutionelle Investoren stark einsteigen.

Handelsvolumen als Warnsignal

Das Handelsvolumen signalisiert, wie sehr die Aktie tatsächlich im Fokus steht. Der Vergleich des Durchschnitts der letzten zehn Handelstage mit dem Drei-Monats-Schnitt zeigt ein Minus von 27 %. Die letzten 30 Tage weisen ein Handelsvolumen vor, das um rund 28 % unter dem Langfrist-Durchschnitt liegt. Damit schrumpft das Interesse – Navitas benötigt dringend neue Impulse, um den nächsten Rally-Schub auszulösen.

Technischer Fortschritt im Fokus

Ein entscheidender Baustein meines positiven Ausblicks ist die Verlagerung des Geschäfts in Richtung höhermargiger GaN-Power-ICs für Rechenzentren. Weg von Standard-Powerchips für Smartphone-Ladegeräte, hin zu Hochleistungs-ICs wie GenSafe und GeneSiC. Navitas präsentierte innerhalb eines Jahres Plattformen mit steigender Leistung von 2,7 kW auf inzwischen 12 kW – eine Premiere für Rechenzentren, vorgestellt auf der Computex im Mai. Nvidia nutzt bereits 4,5 kW-Netzteile für seine Blackwell-Chips – „Rubin“ wird 12 kW erfordern. Analyst Gene Sheridan bestätigte im Q1-Call, dass Navitas für diese Designs gut aufgestellt ist. Der Schulterschluss mit Nvidia bei der 800‑Volt‑HVDC-Architektur ist vielversprechend, doch spürbare Erträge werden wohl erst ab 2026 fließen. Auch die prognostizierte Umsatzwende im ersten Quartal 2026 untermauert diese Erwartung.

Externe Faktoren und Kupfer-Zoll als Impulsgeber

Ein möglicher Katalysator könnte ein 50‑%‑Zoll auf Kupfer ab dem 1. August sein. Navitas hebt in seiner Pressemitteilung hervor, dass traditionelle 54 V‑Rechenträgersysteme hohe Kupferkosten und Effizienzprobleme mit sich bringen. Ein hoher Zoll würde Kupfer teurer machen und gleichzeitig die Nutzung von GaN-basierten Lösungen attraktiver. Zwar erscheint eine Verdoppelung unrealistisch – doch ein mittlerer Zoll von 20 % könnte bereits signifikant sein.

Ausblick auf die kommenden Zahlen

Nach dem Kurssprung rückt der nächste Earnings Call am 4. August ins Rampenlicht. Die Unternehmensführung meldete in Richtung Q2 eine leichte Umsatzsteigerung im Vergleich zu den 14 Millionen USD des ersten Quartals und eine leichte Verbesserung der Bruttomarge. Spannend wird sein, inwieweit die operativen Ausgaben – insbesondere im F&E-Bereich – reduziert wurden. Die Partnerschaft mit Nvidia sollte hier weiter positive Effekte zeigen. Angesichts einer liquiden Reserve von 75 Millionen USD und einem bisherigen Mittelabfluss von 52,6 Millionen USD beträgt die operative Reserve etwas mehr als ein Jahr. Ein deutlich steigender Kurs könnte jedoch eine Kapitalerhöhung nach sich ziehen, was zu einer Verwässerung führen würde.

Abschließende Bewertung

Insgesamt bin ich optimistisch und habe eine positive Einschätzung zur Navitas-Aktie. Die bevorstehende Präsentation bietet die Chance, Licht auf die Nvidia-Kollaboration und den kommerziellen Einsatz der Daten­zentrums‑ICs zu werfen. Auch Updates zur GaN‑Onboard‑Lader-Zusammenarbeit mit Changan Auto für Anfang 2026 könnten weiteres Kurspotenzial bringen. Für langfristig orientierte Investoren erscheint die Aktie trotz der moderaten Risiken hochinteressant – vorausgesetzt, die Ergebnisse liefern den nötigen Impuls.

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