Moderna: Höchste Zeit zum Einstieg?
Der lange Abwärtstrend seit dem Corona-Hype könnte für die Moderna-Aktie ein Ende gefunden haben: Kann der Titel bald wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen?
Das erste Halbjahr verlief für Moderna und seine Investoren ausgesprochen hart. Der Aktienkurs hat in den vergangenen zwölf Monaten über 70 Prozent verloren, allein bis Juni dieses Jahres waren es rund 30 Prozent. Wie bereits in früheren Analysen thematisiert, war der Rückgang der COVID-19-Impfstoffverkäufe nach dem Ende der Pandemie eine absehbare Belastung für den Kurs. Doch insbesondere der Rückzug eines vielversprechenden kombinierten Grippe- und COVID-Impfstoffkandidaten traf das Vertrauen der Anleger schwer. Hinzu kam das Aus für das Vogelgrippe-Impfprogramm, nachdem die US-Behörde BARDA den entsprechenden Vertrag beendet hatte.
Gleichzeitig sorgt die zunehmende politische Unsicherheit aus Washington für zusätzliche Unruhe. Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hat angekündigt, die Impfstoffpolitik stärker zu hinterfragen, was die Unsicherheit für Hersteller wie Moderna weiter erhöht. Insgesamt hatte es in den ersten Monaten des Jahres den Anschein, als würde jede positive Nachricht von mehreren negativen überschattet. Entsprechend stieg das Short-Interesse an der Aktie auf etwa 17 Prozent im Juli.
Die Aktie wirkte über Monate hinweg wie gelähmt. Kaum jemand wollte sich gegen den Abwärtstrend stellen.
Stimmungsumschwung im Juni
Ein gewisser Stimmungswandel zeichnete sich erst im Juni ab, als Moderna die FDA-Zulassung für seinen neuen COVID-19-Impfstoff mNEXSPIKE (mRNA-1283) erhielt. Im Gegensatz zum Vorgänger Spikevax ist mNEXSPIKE im Kühlschrank lagerfähig – ein entscheidender logistischer Vorteil. Noch wichtiger: In direkten Vergleichsstudien schnitt der neue Impfstoff besser ab als Spikevax.
Auch andere Zulassungen trugen zum positiveren Bild bei. So wurde der RSV-Impfstoff mRESVIA für Risikopatienten im Alter zwischen 18 und 59 Jahren zugelassen, nachdem er zuvor nur für über 60-Jährige freigegeben war. Spikevax erhielt zusätzlich eine volle Zulassung für Kinder zwischen sechs Monaten und elf Jahren, was eine vorherige Notfallzulassung ersetzt und regulatorische Unsicherheiten reduziert.
Mit der Zulassung von mNEXSPIKE verfügt Moderna nun über drei von der FDA zugelassene Produkte. Das verleiht dem Unternehmen ein stärkeres kommerzielles Portfolio als viele Investoren wahrnehmen. Der bevorstehende Impfherbst bietet somit Chancen, denn mit mNEXSPIKE, Spikevax und mRESVIA hat Moderna ein Produktportfolio für Atemwegserkrankungen, das Marktanteile gewinnen könnte.
Politische Risiken mit abnehmender Wirkung
Zeitgleich mit der Zulassung von mNEXSPIKE kündigte Gesundheitsminister Kennedy an, dass neue Placebo-kontrollierte Studien für Impfstoffe notwendig seien, um deren Sicherheit und Wirksamkeit für Risikogruppen besser zu belegen. Moderna erklärte sich bereit, eine entsprechende Studie durchzuführen. Zwar könnten negative Ergebnisse schwerwiegende Folgen haben, aber im Falle positiver Resultate könnte dies auch das Vertrauen in mRNA-Impfstoffe stärken.
Zusätzlichen Druck verursachte Kennedys Entscheidung, das Beratergremium der CDC für Impfempfehlungen komplett auszutauschen. Die neu eingesetzten Mitglieder gelten vielfach als impfkritisch, was Anleger befürchten ließ, dass bestimmte Impfungen künftig nicht mehr erstattet werden könnten. Dennoch sehen viele Analysten keine unmittelbare Gefahr, da Impfstoffe wie mNEXSPIKE, Spikevax oder mRESVIA nach wie vor eine wichtige Rolle beim Schutz vor Krankenhausaufenthalten spielen.
Trotz dieser Risiken reagierte der Markt nicht übermäßig negativ, da sich viele Sorgen als unbegründet erwiesen und sich keine tiefgreifenden strukturellen Probleme für die Umsätze zeigten. Die Wirkung negativer Schlagzeilen auf die Aktie hat nachgelassen.
Erfolgsaussichten für den Grippeimpfstoff
Neben regulatorischen Erfolgen konnte Moderna auch mit positiven Daten aus der Phase-III-Studie zum Grippeimpfstoff mRNA-1010 überzeugen. Der Impfstoff zeigte eine relative Wirksamkeit von 26,6 Prozent bei allen Studienteilnehmern und schnitt mit 27,4 Prozent in der Altersgruppe über 65 Jahre sogar noch besser ab. Auch in Bezug auf Sicherheit und Verträglichkeit bestätigten sich die bisherigen positiven Ergebnisse.
Sollte die Zulassung erfolgen, wäre mRNA-1010 das vierte zugelassene Produkt des Unternehmens – und ein weiterer Schritt hin zu unabhängigen Einnahmequellen jenseits von COVID-19.
Mehr als nur ein COVID-Unternehmen
Die eigentliche Stärke von Moderna liegt jedoch nicht allein in der Produktpipeline für Atemwegserkrankungen, sondern in der zugrundeliegenden mRNA-Plattformtechnologie. Mit Spikevax, mNEXSPIKE und mRESVIA hat das Unternehmen bereits drei zugelassene Produkte. Weitere Kandidaten wie der Grippeimpfstoff könnten folgen. Doch das wahre Potenzial liegt in der Anwendung der Technologie auf andere Krankheitsgebiete wie Krebs, seltene Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen.
Finanziell steht das Unternehmen solide da: Mit rund 8,4 Milliarden US-Dollar an Barmitteln zum Ende des ersten Quartals 2025 und ohne akute Liquiditätsprobleme ist Moderna gut aufgestellt, um weitere Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.
Die bisherige Erzählung vom Ende des COVID-Booms könnte sich also bald wandeln – hin zu einer neuen Geschichte über ein Unternehmen, das die Zukunft der therapeutischen Medizin mitgestalten könnte.
Der Blick nach vorn
Moderna befindet sich nach wie vor in einer frühen Phase seiner Entwicklung, doch mehrere laufende Programme könnten in den nächsten Jahren zur Zulassung gelangen. Auch wenn nicht jede Entwicklung zum Blockbuster wird, verspricht die Summe an neuen Medikamenten erhebliche Einnahmen in den kommenden zehn Jahren. Analysten erwarten für 2030 Umsätze von über zehn Milliarden Dollar.
Parallel dazu plant Moderna erhebliche Kostensenkungen. Bis 2027 sollen die Ausgaben um bis zu 1,7 Milliarden Dollar reduziert werden. Diese Einsparungen, zusammen mit steigendem Umsatz, dürften sich positiv auf den Gewinn je Aktie (EPS) auswirken. Zwar wird für 2025 noch ein Rückgang erwartet, doch ab 2026 rechnen viele mit einem deutlichen Anstieg. Schon 2029 könnte das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zurückkehren.
Risiken bleiben bestehen
Trotz aller Chancen bleiben auch Risiken bestehen. Politische Entscheidungen könnten die Impfstoffnachfrage beeinträchtigen, und fehlende Empfehlungen offizieller Stellen könnten zu einem geringeren Vertrauen führen. Auch die kommerzielle Umsetzung stellt eine Herausforderung dar: Die Einführung neuer Impfstoffe gegen COVID, RSV und Influenza erfolgt in einem hart umkämpften Markt.
Darüber hinaus hängt viel vom klinischen Erfolg weiterer Pipeline-Projekte ab. Während Moderna seine mRNA-Technologie bei Atemwegserkrankungen bereits unter Beweis gestellt hat, sind die Programme in Onkologie und anderen Bereichen noch unbewiesen. Hinzu kommt, dass die Geschäftszahlen künftig wahrscheinlich starken saisonalen Schwankungen unterliegen werden – gute Quartale im Herbst und Winter, schwächere im Frühjahr und Sommer.
Ein weiterer Punkt ist der hohe Cash-Burn: Allein im ersten Quartal 2025 sank der Kassenbestand um über eine Milliarde Dollar. Zwar ist derzeit kein weiterer Kapitalbedarf abzusehen, aber Rückschläge in der Entwicklung könnten teuer werden. Die Quartalszahlen zum zweiten Quartal werden am 1. August erwartet.
Fazit und Ausblick
Trotz aller Turbulenzen hat Moderna sich bisher wacker geschlagen. Zwar ist die Marktstimmung noch verhalten, doch einige positive Entwicklungen könnten den Druck auf Leerverkäufer erhöhen und die Aktie wieder in Bewegung bringen.
Charttechnisch zeigen sich erste Zeichen einer Bodenbildung. Nach einem doppelten Tief im Juni hat die Aktie eine wichtige Abwärtstrendlinie überwunden. Sollte der Kurs über die Marke von 40 Dollar steigen, wäre ein schneller Anstieg auf 60 Dollar durchaus möglich.
Aus diesem Grund würde ich meine Position bei etwa 30 Dollar erhöhen. Sollte die Aktie erneut die Trendlinie von Mai 2024 testen und abprallen, werde ich eine kleine Position aufstocken. Ein weiterer Kauf ist vorgesehen, wenn der Kurs über die 200-Tage-Linie bei etwa 42 Dollar steigt. Langfristig will ich eine Kernposition mit einem dreistelligen Kursziel aufbauen, parallel dazu aktiv handeln und von Volatilitäten profitieren.
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