Micron-Aktie: CFO schockiert Anleger

Aktie stürzt -10% ab
Redaktion

Die Aktie von Micron Technology ist im gestrigen Tagesverlauf zweistellig eingebrochen. Der Grund hierfür waren besorgniserregende Aussagen des Finanzchefs, wonach die Ausgaben des Konzerns deutlich steigen könnten. Doch ist die Korrektur eine Einstiegschance?

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Micron Technology, der größte US-amerikanische Speicherproduzent, entwickelt sich von einem Anbieter zyklischer Standardkomponenten zu einem strategischen Akteur im Herzen der KI-Infrastruktur. Das Unternehmen deckt ein breites Portfolio ab – darunter DRAM, NAND-Flash und High-Bandwidth Memory – und profitiert von seiner Rolle als einziger bedeutender US-Anbieter in diesem Segment. Diese Position verschafft Micron Rückenwind, da staatliche CHIPS-Act-Programme milliardenschwere Investitionen in heimische Halbleiterfertigung fördern. Die Neuausrichtung auf hochwertige Produkte trägt bereits Früchte: Im vierten Geschäftsquartal 2025 erzielte Micron mit 11,32 Milliarden Dollar einen Rekordumsatz, und der bereinigte Gewinn je Aktie übertraf die Erwartungen deutlich.

Strategische Weichenstellungen und Fortschritte bei HBM

Der Konzern setzt seinen Ausbau konsequent fort und plante nach letztem offiziellen Stand bis zum Geschäftsjahr 2026 DRAM-bezogene Investitionen von rund 18 Milliarden Dollar. Gleichzeitig zieht sich Micron aus margenschwachen Bereichen wie Managed NAND zurück, um Ressourcen auf wachstumsstarke Felder wie Rechenzentrums-SSDs und Speicherlösungen für die Automobilindustrie zu lenken. In der nächsten HBM-Generation treibt das Unternehmen die Entwicklung ebenfalls zügig voran: Teile des künftigen HBM4-Speichers entstehen auf Microns eigenen CMOS-Prozessen, während TSMC das Basischip-Design für die leistungsstärkere HBM4E-Variante liefert.

Nachrichtenlage und Impulse für die Aktie

Wie CFO Mark Murphy auf der Global Technology Conference verlauten ließt, werden die oben genannten Investitionen in Höhe von 18 Milliarden Dollar jedoch nicht ausreichen, sofern man seine langfristigen Lieferverträge erfüllen wolle. Investoren schmeckte diese Botschaft verständlicherweise gar nicht.

Der weltweite Bedarf an Hochleistungsspeicher steigt rasant, angetrieben durch den KI-Boom. Micron erwartet, dass der Markt für High-Bandwidth Memory bis 2030 auf mehr als 100 Milliarden Dollar anwachsen könnte – ein Volumen, das die gesamte DRAM-Industrie des Jahres 2024 übertreffen würde. Parallel sind die Preise für DDR5-Speicher deutlich gestiegen, und auch DRAM insgesamt verteuert sich stark.

Die außergewöhnliche Kursentwicklung von Micron spiegelt diese Dynamik wider: Die Aktie legte seit Jahresbeginn um mehr als 120 Prozent zu und damit deutlich stärker als breite Marktindizes oder andere Technologiewerte. Mit dem Einstieg von Renaissance Technologies steigt zudem die Aufmerksamkeit institutioneller Investoren. Die Ausschüttung einer vierteljährlichen Dividende unterstreicht darüber hinaus die Aktionärsorientierung des Unternehmens.

Finanzlage und Ergebnisentwicklung

Microns jüngste Geschäftszahlen zeigen ein Unternehmen im Aufschwung: Umsatz und Margen steigen kräftig, was dem Konzern eine Profitabilitätsbewertung der Spitzenklasse einbringt. Auf Zwölfmonatsbasis erzielte Micron 37,37 Milliarden Dollar Umsatz, und das jüngste bereinigte EPS übertraf die Analystenerwartungen.

Trotz einer geringeren Bruttomarge im Branchenvergleich glänzt Micron mit überdurchschnittlichen Profitabilitätskennzahlen: Ein EBITDA von 18 Milliarden Dollar und eine EBITDA-Marge von 48,40 Prozent liegen weit über dem Median des Technologiesektors. Auch die Nettomarge zeigt außergewöhnliche Stärke. Diese Faktoren deuten auf eine hohe Effizienz und starke Kostenkontrolle hin.

Dynamisches Wachstum

Die Wachstumskurve des Unternehmens zeigt steil nach oben. Micron verzeichnet ein Umsatzplus von knapp 49 Prozent im Jahresvergleich sowie ein beeindruckendes EBITDA-Wachstum von über 100 Prozent. Der Kapitaleinsatz steigt massiv – um rund 89 Prozent – und fließt vor allem in Zukunftstechnologien wie High-Bandwidth Memory, die für KI-Systeme essenziell sind. Parallel wächst die globale Nachfrage nach Speichern der nächsten Generation.

Bilanz und Cashflow im Detail

Micron verfügt über eine solide Liquiditätsbasis mit 10,3 Milliarden Dollar an Barmitteln und kurzfristigen Anlagen. Die Gesamtverschuldung von 15,3 Milliarden Dollar gilt angesichts der Eigenkapitalquote von rund 28 Prozent als gut tragbar. Der operative Cashflow bleibt stark, wird aber durch hohe Investitionen nahezu vollständig absorbiert. Dadurch ergibt sich eine leicht negative Free-Cashflow-Marge. Diese Entwicklung ist jedoch klar investitionsgetrieben und spiegelt den gezielten Aufbau von Fertigungskapazitäten wider – ein notwendiger Schritt, um die erwartete KI-Nachfrage bedienen zu können.

Risiken im Überblick

Der Wettbewerb im HBM-Segment bleibt intensiv: SK Hynix und Samsung bauen ihre Kapazitäten massiv aus, und insbesondere Samsung drängt auf große neue Aufträge. Zudem bestehen nach wie vor Angebotsengpässe in DRAM und NAND, die zwar kurzfristig höhere Preise unterstützen, langfristig aber Marktanteilsrisiken bergen, falls Micron die Nachfrage nicht vollständig bedienen kann.

Geopolitische Unsicherheiten und Handelsspannungen, darunter Chinas restriktivere Exportregeln für seltene Erden, erhöhen das Risiko weiterer Störungen in der Lieferkette. Zudem verliert Micron durch den Rückzug aus dem chinesischen Servermarkt dauerhaft ein wichtiges Absatzgebiet.

Fazit: Korrektur als Chance

Trotz intensiven Wettbewerbs und geopolitischer Risiken sprechen die starke operative Entwicklung und die aggressiven Investitionen in einen hochgradig zukunftsträchtigen Markt für ein attraktives Chance-Risiko-Profil bei der Micron-Aktie. Mit einem langfristigen Potenzial, das Kursziele von über 400 Dollar rechtfertigt, bleibt der Titel eine der überzeugendsten Möglichkeiten, am strukturellen Wachstum der KI-Ära zu partizipieren.

Die Kurskorrektur im Zuge der neuesten CFO-Aussagen laden zum Einstieg ein. Jedoch erscheint es sinnvoll, eine Bodenbildung abzuwarten.

ℹ️ Micron in Kürze

  • Micron Technology Inc. (WKN: 869020) mit Sitz in Boise im US-Bundesstaat Idaho ist ein weltweit führender Anbieter von Computerspeichern, die in einer Vielzahl von Anwendungen zum Einsatz kommen.
  • Hauptprodukte des Technologiekonzerns sind dynamische Random-access Memories (RAM), Flash-Speicher und USB-Flash-Laufwerke.
  • Das Unternehmen ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500 und an der Börse ca. 226 Milliarden US$ wert.
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