Marinomed-Aktie: Ist das eine ganz heiße Wette?
Wenn die Aktie eines Biotech-Unternehmens wie die der österreichischen Marinomed ein Kursdebakel erlebt und binnen fünf Jahren fast -90% an Wert verliert, dann ist das ein für diesen Sektor typisches Beispiel. Doch es stellt sich genau jetzt eine spannende Frage: Ist die Marinomed-Aktie, die kaum jemand kennen dürfte, eine unentdeckte Perle mit reichlich Potenzial?
Präsentation auf der MKK in München
Bei der 40. Münchner Kapitalmarktkonferenz (MKK) präsentieren sich zweimal im Jahr viele Small- und Midcaps, darunter bekannte, aber auch viele Unternehmen, von denen die meisten Anleger wohl kaum jemals etwas gehört haben dürften. Wir waren vergangene Woche vor Ort und sind auf eine Gesellschaft gestoßen, die unsere Aufmerksamkeit geweckt hat: die Marinomed Biotech AG.
Wir haben nicht nur die öffentliche Präsentation von CEO Andreas Grassauer verfolgt, sondern hatten anschließend auch die Gelegenheit zu einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Firmenlenker.
Was die Marinomed AG macht
Die Marinomed Biotech AG ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das 2006 als Ausgründung der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegründet wurde. Seitdem ist das Unternehmen erfolgreich gewachsen und beschäftigte 2023 rund 50 Mitarbeiter. Im Februar 2019 ging Marinomed in Wien an die Börse. Seit 2020 hat das Unternehmen seinen Sitz am neuen Standort in Korneuburg, Niederösterreich.
Marinomeds Mission ist die Entwicklung innovativer Therapien für Indikationen in der Virologie und Immunologie. Das Unternehmen bietet ein wachsendes Portfolio an rezeptfreien Produkten (OTC), darunter ein allergenblockierendes Nasenspray und befeuchtende Augentropfen, die 2023 dem Segment Immunologie hinzugefügt wurden.
Die firmeneigene Solubilisierungstechnologie Marinosolv wird für die Entwicklung eigener Produktkandidaten von Marinomed eingesetzt und steht externen Partnern im Rahmen der Solv4U-Technologiekooperationen zur Verfügung. Die aktive Pipeline umfasst mehrere Projekte in fortgeschrittenen Entwicklungsstadien, von denen einige bereits zur Vermarktung auslizenziert wurden.
Ein spannendes Asset
Insbesondere das Nasenspray Budesolv mit dem Kortikosteroid Budesonid, das mithilfe der Marinosolv-Solubilisierungstechnologie gelöst wurde und zur Behandlung schwerer allergischer Rhinitis bestimmt ist, dürfte spannend sein. Denn in einer erfolgreichen klinischen Phase-3-Studie sind nach Angaben des Unternehmens alle Endpunkte erreicht worden.
Das Asset wurde bereits verpartnert. Mit einem Schweizer Pharmaunternehmen ist eine verbindliche Absichtserklärung über die Entwicklung und Vermarktung von Budesolv für den Schweizer Markt unterzeichnet worden.
Der neue Partner erhält die exklusiven Rechte für den Vertrieb und die Vermarktung von Budesolv unter seiner eigenen Marke. Die Vereinbarung umfasst die letzten Entwicklungsschritte, die für die Einreichung der Zulassung in der Schweiz erforderlich sind.

Andreas Grassauer, CEO von Marinomed.
Weitere Märkte im Blick
Marinomed hat Anspruch auf nicht bekannt gegebene Voraus- und Meilensteinzahlungen sowie Lizenzgebühren auf den Umsatz. Marinomed behält alle Rechte außerhalb des Gebiets und hat das Recht, die für die Schweiz zusammengestellten Unterlagen außerhalb des Gebiets zu nutzen.
Doch CEO Andreas Grassauer hat nicht nur die Schweiz, sondern auch andere Märkte fest im Blick, wie er bei der MKK durchblicken ließ. Insbesondere in der EU und im Mittleren Osten sieht er Chancen, sofern die Zulassung in der Schweiz erfolgt ist, die für 2027 angepeilt wird.
Restrukturierung gemeistert
Beim Blick auf die Finanzlage des Unternehmens wird es interessant. Laut der Mitte September veröffentlichten Halbjahresergebnisse wurden bis Ende Juni 7,18 Millionen € Umsatz erzielt, verglichen mit 2,42 Millionen € im Vorjahreszeitraum. Und: Unterm Strich stand ein Nettogewinn von 20,72 Millionen €, im Vorjahr war noch ein Nettoverlust von 3,81 Millionen € ausgewiesen worden.
CEO Andreas Grassauer ließ bei der MKK verlauten, in der Branche gebe es im Allgemeinen immer ein Finanzierungsthema – doch bei Marinomed nicht mehr. Man habe mithilfe der Europäischen Bank erfolgreich eine Restrukturierung des Unternehmens gemeistert.
CEO Grassauer sagte:
Wir haben unsere Bilanz bereinigt.
Auf Nachfrage versicherte Grassauer, es seien keine weiteren Finanzierungsmaßnahmen geplant und auch nicht erforderlich.
Eine sehr spannende Wette
Fassen wir zusammen: Die Marinomed ist ein erfolgreich restrukturiertes Biotech-Unternehmen, das Umsätze einfährt und Gewinne erzielt, weitere Assets in der Pipeline hat, die verpartnert werden könnten, und darüber hinaus auch für eine Komplettübernahme durch einen großen Pharma-Player interessant sein könnte – und an der Börse ist das Unternehmen aktuell nur mit rund 36,7 Millionen € bewertet.
Aus meiner Sicht handelt es sich damit bei der Marinomed-Aktie um eine sehr spannende Wette für mutige und risikobewusste Anleger mit reichlich Kurspotenzial. Wer sich hier engagiert, muss allerdings beachten: Die in Wien gelistete Aktie kann zwar auch am Handelsplatz Stuttgart geordert werden, doch es gibt grundsätzlich ein sehr geringes Handelsvolumen. Jegliche Order sollte daher streng limitiert werden.
Wer grundsätzliches Interesse am Biotech-Sektor hat, könnte sich auch für den kostenlosen Newsletter von Biotech-Profi Maximilian Ruth registrieren.
3 Top-Trend-Aktien
Wer lieber kein Biotech im Depot haben möchte und trotzdem von massiven Wachstumschancen profitieren will, der sollte einen Blick hierauf werfen: Unser exklusiver Report „3 Top-Picks“ zeigt auf, wie Anleger mit drei sorgfältig ausgewählten Aktien an den großen Wachstumstrends der Zukunft teilhaben können.
ℹ️ Marinomed in Kürze
- Marinomed (WKN: A2N9MM) ist ein in Österreich ansässiges biopharmazeutisches Unternehmen mit Sitze in Wien, das in den Segmenten Virologie und Immunologie aktiv ist.
- Es entwickelt antivirale und immunologische Therapien wie Nasensprays unter Verwendung der Technologieplattform für Atemwegserkrankungen, Marinosolv und Carragelose.
- Mit der Technologieplattform Marinosolv ist es möglich, die Wirksamkeit schwer löslicher Wirkstoffe zu verbessern. Diese Technologie hat das Potenzial, einige Therapien im Bereich Allergien und Autoimmunerkrankungen zu verändern.
- Die Carragelose-Plattform wird bereits in sechs verschiedenen Produkten gegen Virusinfektionen der Atemwege eingesetzt.
- Das Unternehmen bietet auch Produkte zur Behandlung von Grippe, Kombinationsprodukte für Asthmatiker und andere an
- Marinomed ist an der Börse Wien gelistet und derzeit mit rund 36,7 Millionen € bewertet.