MARA Holdings: Krypto-Gigant der KI-Ära?
Die Aktie von MARA Holdings hat seit der letzten Analyse um rund 32 Prozent zugelegt. Trotz dieser Rallye wird das Unternehmen an der Börse nur mit dem Neunfachen des EV/EBITDA bewertet – deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Der Markt betrachtet MARA bislang vor allem als reinen Bitcoin-Miner. Doch hinter den Kulissen entwickelt sich das Unternehmen zu einem potenziellen Schlüsselspieler im Bereich KI-gestützter Energienetzwerke.
Vom Bitcoin-Miner zum Energie-Infrastrukturunternehmen
Mit einer eigenen Kapazität von 1,1 Gigawatt, Energiekosten von nur 0,04 US-Dollar pro Kilowattstunde und Kooperationen mit TAE Power Solutions sowie EDF-Tochter Exaion arbeitet MARA daran, flexible und kostengünstige Rechenkapazitäten aufzubauen – die künftig auch für KI-Anwendungen genutzt werden können. Sobald diese Infrastruktur operativ ist und wiederkehrende Erlöse aus dem KI-Sektor erzielt, dürfte die Aktie eine Neubewertung erfahren und sich an Konkurrenten wie Iris Energy (IREN) angleichen.
Warum der KI-Boom MARAs Potenzial noch nicht widerspiegelt
Während viele Investoren bereits in Unternehmen investieren, die ihre Rechenzentren konkret in GPU-gestützte KI-Services umgewandelt haben, bleibt MARA bislang im Schatten. Wettbewerber wie IREN konnten mit ausgewiesenen Verträgen, installierten Nvidia-GPUs und laufenden Cloud-Aufträgen überzeugen – und wurden dafür mit kräftigen Kursaufschlägen belohnt.
MARA dagegen glänzt zwar mit Rekordergebnissen, doch der Markt nimmt das Unternehmen weiterhin primär als Stellvertreter für den Bitcoin-Preis wahr.
Rekordzahlen treffen auf Marktmisstrauen
Im zweiten Quartal 2025 erzielte MARA einen Umsatz von 238,5 Millionen US-Dollar – ein Plus von 64 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das bereinigte EBITDA lag bei 1,2 Milliarden US-Dollar, der Nettogewinn bei 808 Millionen US-Dollar. Trotz dieser beeindruckenden Zahlen sorgte ein nicht realisierter Bewertungsgewinn von 1,2 Milliarden US-Dollar auf digitale Vermögenswerte für Skepsis. Anleger stuften den Erfolg als einmaligen Effekt ein – und bewerteten die Aktie weiterhin als „Bitcoin-Beta-Play“.
Strategischer Umbau: Vom Windpark zum KI-Cluster
MARA setzt inzwischen gezielt auf Diversifizierung. Über eine Nullkupon-Anleihe hat das Unternehmen Kapital aufgenommen, um in Windkraftanlagen und intelligente Netzsteuerung zu investieren. Im August 2025 folgte der nächste große Schritt: Der Kauf einer 64-Prozent-Beteiligung an Exaion, einer Tochter des französischen Energiekonzerns EDF, für 168 Millionen US-Dollar.
Exaion betreibt Hochleistungsrechenzentren (HPC) und KI-Infrastrukturen in Zusammenarbeit mit Nvidia, Deloitte und 2CRSI – und bedient sowohl Unternehmens- als auch Regierungskunden in Europa. Damit verschafft sich MARA Zugang zu Tier-4-zertifizierten, DSGVO-konformen Rechenzentren und einem völlig neuen Kundenkreis.
Unterschiedliche Wege: MARA und IREN im Vergleich
Oberflächlich betrachtet ähneln sich MARA und Iris Energy (unserem Mega-Volltreffer): beide verfügen über günstigen Strom, enorme Rechenleistung und Zugang zu KI-Märkten. Doch strategisch trennen sie Welten.
IREN ist klar GPU-orientiert und hat bereits Tausende Nvidia-Chips in Betrieb sowie langfristige KI-Cloud-Verträge abgeschlossen. Der Markt vertraut auf die unmittelbare Monetarisierung dieser Kapazitäten.
MARA hingegen fokussiert sich auf die Energieinfrastruktur – und nutzt seine Mining-Erlöse, um ein skalierbares, flexibles Stromnetz aufzubauen, das künftig KI-Rechenzentren versorgen kann. Mit 1,1 GW installierter Leistung und extrem niedrigen Kosten könnte diese Strategie langfristig den entscheidenden Wettbewerbsvorteil schaffen.
Bewertung: Deutlich unter Branchenniveau
Bei einem Kurs um 20 US-Dollar liegt MARAs Bewertung bei rund dem 11,6-fachen des Gewinns – etwa 63 Prozent unter dem Branchenschnitt von 31,2x. Auch auf EV/EBITDA-Basis (9x versus 19,4x im Sektor) bleibt die Aktie günstig.
Analysten zeigen sich dennoch zurückhaltend: Für das Gesamtjahr 2025 erwarten sie lediglich 0,48 US-Dollar Gewinn je Aktie und einen Umsatz knapp unter einer Milliarde US-Dollar.
Die Diskrepanz zwischen hoher Rentabilität und skeptischer Bewertung spiegelt vor allem Zweifel an der Nachhaltigkeit der Gewinne wider – insbesondere, wenn die Bitcoin-Preise stagnieren oder die Mining-Margen weiter sinken.
Zwischen Halving und Hochlauf: MARAs Balanceakt
Das größte Risiko bleibt die Abhängigkeit vom Bitcoin-Preis. Mehr als 90 Prozent der Erlöse stammen weiterhin aus dem Mining. Sinkt der Kurs oder steigt die globale Rechenleistung, schrumpfen die Margen trotz günstiger Stromkosten schnell.
Hinzu kommt die Herausforderung, die strategische Neuausrichtung in den KI-Sektor tatsächlich umzusetzen. Kooperationen wie mit TAE Power Solutions oder Exaion müssen sich erst in konkreten Aufträgen niederschlagen, um den Markt von MARAs Wandlung zu überzeugen.
Fazit: MARA steht vor einer potenziellen Neubewertung
MARA ist längst mehr als ein Bitcoin-Miner. Mit niedrigen Energiekosten, wachsender Infrastruktur und dem Einstieg in den europäischen KI-Markt positioniert sich das Unternehmen an der Schnittstelle von Energie und Rechenleistung.
Noch preist der Markt das Potenzial kaum ein – doch wenn es gelingt, die neue Infrastruktur in wiederkehrende KI-Umsätze zu überführen, könnte die Aktie im kommenden Jahr eine deutliche Neubewertung erleben.