Lufthansa-Aktie: Kaufen trotz schlechter Nachrichten?

Zwei neue Belastungsfaktoren

Mit einem Kursverlust von über -2% ist die Lufthansa-Aktie am Mittwochmorgen eines der Schlusslichter im Nebenwerteindex MDAX und setzt ihre Abwärtsbewegung der letzten Tage fort. Gibt es schlechte Nachrichten von der deutsch-europäischen Airline und wie sollten Anleger nun reagieren?

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Ausgabe einer Wandelanleihe

Es gibt gleich zwei Nachrichten zur Wochenmitte, die den Kurs der Lufthansa-Aktie belasten. Die erste: Die Fluggesellschaft kündigte die Ausgabe unbesicherter und nicht nachrangiger Wandelanleihen mit einem Volumen von 600 Millionen € und Endfälligkeit im Jahr 2032 an.

Die neuen Anleihen werden in neue und/oder bestehende Namensaktien der Lufthansa wandelbar sein und ausschließlich institutionellen Investoren angeboten. Die Kranich-Airline plant, das darüber eingenommene Kapital sowohl zur Rückzahlung ausstehender Wandelanleihen und zur Refinanzierung bestehender Verbindlichkeiten als auch für allgemeine Geschäftszwecke zu verwenden.

Im Klinsch mit den Piloten

Die zweite schlechte Nachricht ist, dass sich die Piloten der Lufthansa offenbar auf einen Streik vorbereiten. Hintergrund ist, dass die Verhandlungen zwischen der Fluggesellschaft und der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit zur Regelung der betrieblichen Altersvorsorge gescheitert sind.

Cockpit und das Lufthansa-Management liegen sich bereits seit Jahren in den Haaren. Die Neuregelung der betrieblichen Altersvorsorge ist eigentlich nur ein Nebenkriegsschauplatz. Der Hauptkonflikt zwischen der Pilotengewerkschaft und der Fluggesellschaft ist, dass die Lufthansa seit längerem versucht, die Gehälter der Piloten zu drücken.

Zu diesem Zweck hat die Airline in den letzten Jahren die Tochtergesellschaften City Airlines und Discover gegründet, die ihren Piloten geringere Gehälter zahlen als die Kerngesellschaft Lufthansa. Zudem hat die Airline mit der konkurrierenden Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Tarifverträge geschlossen, was der Pilotengewerkschaft Cockpit selbstverständlich ein Dorn im Auge ist.

Ein eingetrübtes Chartbild

Das Chartbild der Lufthansa-Aktie hat sich in den vergangenen Tagen deutlich eingetrübt. Der seit Anfang April anhaltende Abwärtstrend wurde gebrochen und auch die Unterstützung bei 7,70 € hat nicht gehalten.

Nun dürfte der MDAX-Titel wahrscheinlich auf ein Kursniveau von 7,30 € zurückfallen. Sollte auch dieser Support nicht halten, droht sogar ein Einbruch auf ca. 6,70 €.

Kurzfristig nein, langfristig ja

Die Lufthansa-Aktie hat in den letzten Monaten ein starkes Comeback an der Börse gefeiert. Laut Einschätzung der meisten Analysten hat sie deshalb nicht mehr viel Luft nach oben. Barclays Capital, Bernstein Research und die Deutsche Bank Research sehen den Luftfahrttitel auf dem aktuellen Kursniveau als fair bewertet an.

Lediglich die Schweizer Großbank UBS sieht mit einem Kursziel von 9,25 € noch ein weiteres Upside. Es gibt aber auch Bären. Die US-Großbank JPMorgan warnt mit einem Kursziel von 5,00 € vor einem massiven Downside der Lufthansa-Aktie.

Kurzfristig sehe ich momentan ebenfalls kein großes Upside mehr für den MDAX-Wert. Langfristig komme ich aber zu einer anderen Einschätzung.

Die Lufthansa wird in den kommenden Monaten und Jahren zahlreiche neue Flugzeuge übernehmen. Die Airline hat insgesamt 240 Maschinen auf dem Bestellzettel bei Airbus und Boeing.

Neue Flugzeuge sind immer gut für Fluggesellschaften, denn ihre Treibstoffkosten liegen 25 bis 30% unter denen älterer Jets und gleichzeitig ist auch der Wartungsaufwand geringer. Man kann davon ausgehen, dass die Lufthansa diese geringeren Kosten (wenn überhaupt) nur teilweise an ihre Kunden weitergeben wird.

Ein weiterer mittel- bis langfristiger Kurstreiber der Lufthansa-Aktie ist die exzellente Positionierung der Gruppe in Zentral- und Südeuropa. Mit Austrian, Brussels Airlines, Lufthansa, Swiss und nun auch noch ITA Airways kontrolliert der Konzern die Flugmärkte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien und Italien. Auf sehr vielen Strecken haben Passagiere gar keine andere Wahl, als mit einer Airline des Lufthansa-Konzerns zu fliegen.

Das verspricht dem Konzern nicht nur eine große Preissetzungsmacht, sondern auch ein gewaltiges Synergiepotenzial in allen Bereichen, von der Verwaltung über das Marketing bis zur Technik. Für langfristig orientierte Anleger sehe ich deshalb immer noch interessante Renditen mit einem Investment in die Lufthansa-Aktie.

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ℹ️ Lufthansa in Kürze

  • Mit einer Flottengröße von über 700 Flugzeugen und mehr als 200 Flugzielen in der ganzen Welt zählt die Lufthansa zu den zehn größten Fluggesellschaften der Welt.
  • Zur Lufthansa-Gruppe gehören auch die Fluggesellschaften Austrian, Brussels Airlines, Air Dolomiti, Eurowings und Swiss.
  • Seit Januar 2025 hält die Lufthansa auch eine 41%-Beteiligung an ITA Airways. Eine vollständige Übernahme der italienischen Staatsfluglinie ist geplant.
  • Die Lufthansa ist Mitglied im deutschen Nebenwerteindex MDAX und etwa 9,5 Milliarden € wert.
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