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Linde-Aktie: Was bedeutet das Delisting für Anleger?

Rudolf Schneider / 17.01.23 / 11:31

Die Linde-Aktie (WKN: A2DSYC) hat nach dem Erreichen des Allzeithochs im November 2022 zuletzt eine Verschnaufpause eingelegt.  Der Kurs ermäßigte sich seit damals um rund – 8% auf aktuell 306,30 €. Zuletzt herrschte am Markt große Unsicherheit bezüglich des Delistingsgerüchts in Deutschland. Wie können Anleger zukünftig erwarten?

Linde ist ein weltweit führender Technologiekonzern, der in über 100 Ländern tätig ist. Neben der Produktion von Industriegasen ist die Gesellschaft auch im Anlagenbau und Projektmanagement aktiv. Der heutige Konzern entstand 2018 durch die Fusion der deutschen Linde AG mit dem amerikanischen Konkurrenten Praxair. Juristischer Sitz ist Dublin in Irland, die operative Zentrale befindet sich im britischen Woking. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 151 Milliarden €.

Solide Geschäftszahlen im dritten Quartal

Aufgrund stark gestiegener Preise fielen die Geschäftszahlen für das dritte Quartal gut aus. Der Umsatz stieg um 15% auf 8,8 Milliarden US$. Das bereinigte Betriebsergebnis verbesserte sich um 11% auf 2,0 Milliarden US$.

Daraus ergibt sich ein Gewinn pro Aktie (EPS) von 3,10 US$, was einem Anstieg von 14% entspricht.

Die höheren Absatzpreise konnten den Volumenrückgang bei den Gasen überkompensieren.

Prognose leicht angehoben

Aufgrund der bisherigen Entwicklung in den ersten drei Quartalen hob der Konzern die Prognose an. Man erwartet nun ein bereinigtes EPS von 11,93 bis 12,03 US$ (davor 11,73 bis 11,93 US$).

Die Finanzergebnisse und Geschäftsaussichten kommentierte CEO Sanjiv Lamba wie folgt:

Mitarbeiter von Linde lieferten ein weiteres starkes Quartal mit einem EPS-Anstieg von 14% trotz währungsbedingtem Gegenwind von 7% ab. Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr die Widerstandsfähigkeit von Linde.

Hohe Verluste durch den Rückzug aus Russland

Gazprom war für Linde ein wichtiger Geschäftspartner. Durch die Sanktionen musste sich auch der Anlagenbauer aus dem Russlandgeschäft zurückziehen.

Insgesamt betrug der Schaden hieraus rund 1 Milliarde US$, zurzeit laufen noch Rechtsstreitigkeiten mit Gazprom bezüglich Entschädigungszahlungen an das russische Unternehmen. Der Ausfall aus dem Russlandgeschäft wurde bisher ganz gut verkraftet.

Delisting in Deutschland erwartet

Die Struktur der doppelten Börsennotierung war anfangs zwar positiv, mittlerweile schränkt sie nach Unternehmensangaben den Konzern aber zunehmend ein. Das Delisting bedeute allerdings keine Einschränkungen für Aktionäre, die Anzahl der Börsenplätze reduziere sich nur, sagt der Vorstandsvorsitzende.

Ein Delisting hat für den Börsenplatz Frankfurt und die deutschen Aktionäre dennoch große Auswirkungen. Mit dem Wegfall der Börsennotierung geht ein deutsches Traditionsunternehmen verloren. Für Anleger bedeutet das Delisting höhere Hürden beim Handel in New York, der wahrscheinlich auch mit höheren Kosten verbunden ist.

Über das Delisting entscheiden die Aktionäre am 18. Januar auf einer außerordentlichen Hauptversammlung. Die Aktionäre müssen mit 75% dafür stimmen, ob dieses Ziel erreicht wird, ist momentan offen. Sollte es beschlossen werden, dürfte das Delisting wahrscheinlich zum 1. März umgesetzt werden.

Was bedeutet das für die Linde-Aktie?

Das Papier hat sich in der Vergangenheit als sehr stark erwiesen, seit 2019 befindet es sich in einem langfristigen Aufwärtstrend. Aufgrund der hervorragenden Geschäftsentwicklung dürfte sich dieser weiter fortsetzen.

Das sehen auch die Analysten so, deren mittlerer Zielkurs liegt bei 359 €. Die UBS hat Linde vor kurzem auf 375 € hochgestuft und mit Buy versehen.

Anleger sollten abwarten

Meiner Meinung nach hätte das Delisting gravierende Auswirkungen auf das Papier. Gerade deutsche Fondsgesellschaften müssen in den DAX investieren. Wenn das Papier aus dem DAX herausgenommen wird, ist eine Umschichtung erforderlich, dies dürfte mit höheren Kursschwankungen verbunden sein.

Die DEKA und die Union Fondsgesellschaft haben angekündigt, gegen das Delisting zu stimmen. Angelsächsische Großaktionäre befürworten das Delisting und begründen dies mit den strengen Regularien der Deutschen Börse. Der Ausgang ist also ungewiss.

Anleger sollten die Aktie vorerst meiden. Nach der morgigen außerordentlichen Hauptversammlung weiß man mehr. Sollte das Delisting ausbleiben, hat die Aktie weiteres Potenzial, Kurse von 340 € sind realistisch. Sollte das Delisting kommen, würde ich die Aktie nicht kaufen.

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