Jungheinrich-Aktie: Böse Überraschung – was jetzt?
Die Vorzugsaktie von Jungheinrich erlebte vergangene Woche Kursrückgänge von insgesamt rund -18%. Am Montag verbesserte sie sich aktuell um +1,5% und steht bei 34 €. Wie ist der Rückgang einzuordnen und wie geht es weiter?
Prognose gesenkt
Die ursprünglichen Erwartungen können aufgrund der angespannten Wirtschaftslage nicht mehr gehalten werden, daher wurde die Jahresprognose am 17. Juli gesenkt. Notwendig wurde die Prognosesenkung aufgrund eines eingeleiteten Transformationsprogramms mit hohen Einmalkosten. Dabei geht es um personal- und standortbezogene Maßnahmen. Mittelfristig sollen die Kosten um 100 Millionen € nachhaltig gesenkt werden.
Alle Finanzkennzahlen wurden gesenkt, einige jedoch nur geringfügig. Der Auftragseingang soll von 5,5 bis 6,1 Milliarden € auf 5,3 bis 5,9 Milliarden € sinken. Der Umsatz reduziert sich ebenfalls um 100 Millionen € auf 5,3 bis 5,9 Milliarden €.
Die Ertragslage reduziert sich deutlicher. Statt einem EBIT von 430 bis 500 Millionen € stehen jetzt nur noch 280 bis 350 Millionen € auf dem Zettel. Dementsprechend reduziert sich die EBIT-Marge auf 5,3 bis 6,1%. Der Free Cashflow geht lauft unternehmensangaben von 300 auf 250 Millionen € zurück.
Erneute Angaben zur Prognose erfolgen nach Abschluss des Verkaufs der russischen Tochter. Diese darf maximal zu 40% des Buchwertes erfolgen. Hohe Abschreibungen dürften die Ertragslage dann weiter reduzieren.
Die mittelfristigen Ziele des Konzerns bis 2030 wurden nicht gesenkt. Bis dahin ist kräftiges Wachstum mit einer höheren Profitabilität vorgesehen.
Insgesamt ist die gesenkte Prognose unterschiedlich zu beurteilen. Die eingeleiteten Effizienzmaßnahmen sind positiv, die zukünftige Ertragslage wird sich dadurch verbessern. Daher sollten die reduzierten Ertragswerte nicht überbewertet werden. Der Rückgang beim Auftragseingang sowie Umsatz sind geringfügig und wenig relevant.
Jahresauftakt übertrifft Analystenerwartungen
Mit der Vorlage der zahlen für das erste Quartal am 7. Mai wurden die Einschätzungen der Marktexperten übertroffen. Die Zahlen sind jedoch stark geprägt von einer herausfordernden Wirtschaftslage.
Der Umsatz in den ersten drei Monaten verbesserte sich um 2,4% auf 1,3 Milliarden €. Das EBIT legte ebenfalls um 3% auf 104,5 Millionen € zu; daraus ergibt sich eine EBIT-Marge von 8%. Unterm Strich verblieb ein Nettogewinn von 68,9 Millionen €.
Da zu diesem Zeitpunkt die Prognose noch bestätigt wurde, zeigt, dass das zweite Quartal schwach ausfallen dürfte.
Was bedeutet das für die Aktie?
Solche Nachrichten kommen an der Börse nicht gut an, dementsprechend stark fiel der Kursrückgang aus. Dieser ist jedoch im Hinblick auf den vorherigen Kursanstieg seit April mit +55% zu relativieren. Der aktuelle Kurs liegt immer noch +24% über dem damaligen Kurs von rund 27 €.
Weitere Rückgänge könnten entstehen, wenn die Prognose aufgrund des Verkaufs der russischen Tochter gesenkt werden. Diese Unsicherheit bleibt vorerst bestehen. Im Hinblick darauf sollten Anleger vorerst an der Seitenlinie abwarten.
Insgesamt halte ich den Rückgang jedoch für übertrieben. Auch wenn die Ertragslage sich verschlechtert, handelt es sich hier um ein hochprofitables Unternehmen. Der begonnene Transformationsprozess wird sich zukünftig positiv auf die Ertragslage auswirken.
Die Analysten sehen die gesenkte Prognose entspannt. Viele senkten zwar ihre Kursziele, dennoch liegen deren Erwartungen zwischen 40 und 49 €, das mittlere Kursziel liegt bei rund 43 €.
Mein Fazit: Vorerst sollten Anleger abwarten, bis sich der Kurs stabilisiert. Mittelfristig bleiben die Kursaussichten weiterhin gut.
Apropos: Während viele Anleger nervös auf die US-Politik blicken, zeigt unser exklusiver Report „Danke, Trump“, welche europäischen Aktien von der aktuellen Situation profitieren werden und warum einige EU-Titel gerade jetzt besonders attraktive Einstiegschancen bieten.
ℹ️ Jungheinrich in Kürze
- Jungheinrich (WKN: 621993) zählt zu den international führenden Anbietern von Geräten in den Bereichen Flürförderzeug-, Lager- und Materialflusstechnik. Eines der Hauptprodukte sind Gabelstapler. Bei allen Unternehmen mit einem Lager sind diese Produkte und Systeme sehr wichtig. Das Unternehmen ist international auf Rang 3, und in Europa auf Rang 2.
- Neben dem Hauptsitz in Hamburg ist der Konzern in rund 120 Ländern mit Niederlassungen oder Vertragspartnern vertreten.
- Die Aktie ist im MDAX gelistet und wird aktuell mit knapp 1,7 Milliarden € bewertet.