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Ionos-IPO: Das müssen Anleger jetzt wissen

Marco Messina / 01.02.23 / 12:31

Es dauert nur noch eine Woche, bis Europas Internet-Spezialist United Internet (WKN: 508903) seine Tochter Ionos (WKN:A3E00M) an der Börse platzieren wird. Bei Investoren trifft der Börsengang auf geteiltes Echo.

Ionos ist nach eigenen Angaben mit mehr als 8 Millionen Kundenverträgen und weltweit über 90.000 Servern der führende europäische Anbieter von Hosting-Dienstleistungen, Cloud-Services und Cloud-Infrastruktur. Im Jahr 2018 aus dem Zusammenschluss von 1&1 Internet und dem Berliner IaaS-Anbieter ProfitBricks entstanden und noch als 1&1 Ionon firmierend, ist daraus mittlerweile die Ionos Cloud hervorgegangen.

Reges Interesse oder wird der IPO zum Flop?

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Die Konditionen beim Börsengang des Webhosters Ionos treffen bei professionellen Marktteilnehmern auf reges Interesse. Wie die mit der Zeichnung vertrauten Banken mitteilen, sind die Bücher gut gefüllt. Oder lesen wir hierbei eher marketingtechnische Sätze der Konsortialbanken?

Denn wenn man sich die Graumarktpreise beim Börsenmakler Lang & Schwarz anschaut, sieht das Interesse eher sehr mau aus. Dort werden die Papiere im Pre-IPO-Handel rund 2 € oder um knapp 10% unterhalb des maximalen IPO-Preises von 22,50 € gehandelt.

Auch bei Tradegate sieht es nicht viel besser aus. Dort notiert die Aktie im „Handel per Erscheinen“ ebenfalls mit nur 21 € deutlich unter dem maximal möglichen Zeichnungspreis. Betreiben die Konsortialbanken daher mit ihren Aussagen eher Kosmetik, um die Nachfrage anzukurbeln?

Privatanleger, aufgepasst!

Es gibt für Privatanleger sicherlich auch einige Gründe, um diesen IPO einen großen Bogen zu machen. Der Freefloat wird nach dem IPO sehr gering sein. Desweiteren wird der Großaktionär United Internet Mehrheitsaktionär bleiben und in wichtigen Positionen im Unternehmen vertreten sein.

Interessenskonflikte dürften somit programmiert sein. Und auch institutionelle Investoren mögen eine solche dominante Konstellation mit einem Mehrheitsaktionär eigentlich nicht.

Ein weiterer der Gründe kann auch sein, dass ein auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 26. Januar beschlossenes Pre-IPO-Increase, also eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln, vorgenommen wird.

Diese Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln soll voraussichtlich heute, am 1. Februar, eingetragen sein. Nach deren Abschluss halten United Internet 105,1 Millionen und Warburg Pincus 34,8 Millionen Anteile an Ionos.

Inklusive Ausübung der Greenshoe werden am Kapitalmarkt dagegen lediglich knapp über 24 Millionen Aktien platziert, das entspricht nicht einmal 20% des Aktienkapitals.

Wird Corporate Governance zum Problem?

Ionos selbst wirbt im Rahmen des IPO keine frischen Mittel ein. Auch die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln spült kein Cash in die Kassen des Unternehmens.

Zwar haben sich beide Altaktionäre zu einer gewöhnlichen Lock-up-Frist von 180 Tagen ab Erstnotiz verpflichtet, dennoch ist davon auszugehen, dass United Internet weiterhin eine dominierende Mehrheit am Unternehmen halten wird.

Keine Dividenden geplant

Dies spiegelt sich auch im Aufsichtsrat und im Board wider, beides ist durchsetzt mit Personen aus dem Kreis der beiden Altaktionäre. Derweil soll es zunächst einmal keine Dividendenausschüttungen geben, das Geld soll lieber in die langfristige Wachstumsstrategie gesteckt werden.

Wer als Privatanleger Wert auf gute Corporate Governance und kontinuierliche Dividendenausschüttungen legt, wird mit diesem IPO vermutlich nicht glücklich werden.

Schnäppchen ist möglich

Fürs Gesamtjahr 2022 rechnet Ionos mit einem Konzernumsatz zwischen 1,27 bis 1,3 Milliarden € und einer EBITDA-Marge zwischen 25 % bis 28 %. Gleichzeitig hat man in den letzten Jahren die Nettoverschuldung deutlich reduziert. Diese liegt mittlerweile nur noch beim rund 3,3-fachen des bereinigten EBITDA.

Wer in einem Wachstumsmarkt auf ein Unternehmen mit hohen wiederkehrenden Umsätzen setzt, könnte bei diesem IPO vermutlich ein gutes Schnäppchen schlagen. Die Bewertung ist moderat und deutlich günstiger als beim Wettbewerber GoDaddy aus den USA.

Der IPO-Preis könnte außerdem letztlich deutlich unter 22,50 € liegen. Das komplizierte Marktumfeld sollten Anleger aber immer im Auge behalten.

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