Intel: Was tun vor den Zahlen?
Wird der einstige Branchenführer Intel von der Konkurrenz immer weiter abgehängt, oder gibt es für den Chip-Konzern großes Aufholpotenzial? Im Rahmen der Computex 2025 stellte Intel mehrere neue Grafikkarten vor und zeigt damit, dass das Unternehmen technologisch zu seinen Wettbewerbern aufschließt. Ich halte den Titel für kaufenswert.
Gaudi 3: Fortschritte im KI-Bereich
Während der Computex am 19. Mai 2025 präsentierte Intel den Gaudi 3 KI-Beschleuniger, der sowohl als PCIe-Karte als auch in Rack-Scale-Systemen verfügbar ist und sich besonders für Inferenzanwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz eignet. Der Gaudi 3 nutzt acht HBM2E-Speicher mit einer Gesamtkapazität von 128 GB und übertrifft damit den H100 Tensor Core von NVIDIA hinsichtlich der Speichergröße. Auch wenn Intel mit Gaudi 3 noch nicht ganz an die Leistungsfähigkeit von NVIDIAs H200 oder B200 sowie AMDs MI300 herankommt, ist der technologische Fortschritt nicht zu übersehen.
Neue ARC-Grafikkarten für Workstations
Neben dem Gaudi 3 stellte Intel auch die Grafikkarte ARC B50 vor, die über 16 GB Arbeitsspeicher verfügt und für kompakte Workstations konzipiert ist. Ebenfalls angekündigt wurde die ARC Pro B60 mit 24 GB Videospeicher, speziell entwickelt für KI-Inferenz-Workstations. Beide Produkte sollen im dritten Quartal 2025 auf den Markt kommen. Intel kooperiert bei der Entwicklung dieser Produkte mit namhaften Industriepartnern wie Adobe, ANSYS, Autodesk, Bentley Systems und Siemens, um ein starkes Ökosystem rund um seine ARC-Chips zu etablieren. Ich bin überzeugt, dass diese neuen Produkte Intel helfen können, Marktanteile im schnell wachsenden Segment der Inferenz-Workstations zu gewinnen.
Fortschritte bei der 18A-Prozesstechnologie
Intel befindet sich auf einem gutem Weg, in der zweiten Jahreshälfte 2025 mit der Massenproduktion seiner 18A-Prozesstechnologie zu beginnen. Das dürfte die Einführung der Panther Lake-Prozessoren beschleunigen. Ich gehe davon aus, dass das Management im nächsten Quartalsbericht, der für den 24. Juli nach Börsenschluss angesetzt ist, weitere Einzelheiten zur Entwicklung des 18A-Nodes bekannt geben wird. Darüber hinaus arbeitet Intel bereits an den Varianten 18A-P und 18A-PT, die eine noch höhere Leistung bieten sollen. Partner aus den Bereichen IP und EDA haben bereits mit der Anpassung ihrer Produkte an diese neuen Technologien begonnen. Aus meiner Sicht verfügt Intel über eine überzeugende Produkt-Roadmap, allerdings muss das Unternehmen seine Umsetzungsstärke weiter verbessern.
Aktuelle Geschäftslage und Kostendisziplin
Ein Blick auf die Geschäftszahlen der letzten Quartale zeigt, dass sich Intel weiterhin in einer Phase der geschäftlichen Neuausrichtung befindet. Im ersten Quartal 2025 sank der Umsatz leicht um 0,4 Prozent. Positiv ist, dass das neue Management die operativen Kosten im Griff hat. Die Betriebsausgaben für das Gesamtjahr 2025 sollen auf 17 Milliarden US-Dollar sinken, für 2026 rechnet man mit nur noch 16 Milliarden.
Unsicherheiten durch Handel und geopolitische Risiken
Während der Quartalskonferenz verwies das Management auf erhebliche Unsicherheiten im internationalen Handel, die sich negativ auf die Nachfrage in den Endmärkten auswirken. Entsprechend erwartet das Unternehmen für das zweite Quartal 2025 einen sequentiellen Umsatzrückgang zwischen 2 und 12 Prozent – deutlich schwächer als der historische Durchschnitt, der bei etwa null Prozent liegt. Auch im Foundry-Geschäft rechnet Intel mit einem Rückgang, da viele Halbleiterhersteller bereits im ersten Quartal ihre Lagerbestände im Vorgriff auf mögliche Zölle aufgefüllt haben. Hinzu kommt ein Engpass bei der Kapazität für die 7nm-Produktion (Intel 7), der durch die stark gestiegene Nachfrage verursacht wurde. Dieser Mangel dürfte sich kurzfristig weiter negativ auf das Wachstum auswirken.
Ausblick auf Umsatz- und Margenentwicklung
Die zunehmenden geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China tragen ebenfalls zur Unsicherheit bei und schwächen die Nachfrage im Bereich der Unterhaltungselektronik. Das trifft auch Intels Chips für Endverbraucher und das Foundry-Geschäft. Ich rechne daher für das laufende Geschäftsjahr 2025 mit einem stagnierenden Umsatz, unter der Annahme, dass die 18A-Produktion im weiteren Jahresverlauf in vollem Umfang anlaufen wird. Gleichzeitig erwarte ich, dass die neuen Produkte wie ARC B50, B60 sowie der Gaudi 3 im zweiten Halbjahr zu einem moderaten Umsatzwachstum beitragen werden.
Für das Jahr 2026 und darüber hinaus rechne ich mit einem organischen Umsatzwachstum von rund sechs Prozent. Dabei dürfte der Bereich Client Computing um fünf Prozent zulegen, während Rechenzentren und KI zweistellige Wachstumsraten erreichen könnten. Das Foundry-Geschäft dürfte zusätzlich rund zwei Prozentpunkte zum Gesamtwachstum beitragen. Ich gehe außerdem von einer jährlichen Margensteigerung um 200 Basispunkte aus, unterstützt durch laufende Kostensenkungsmaßnahmen sowie einem weiteren Effekt von 50 Basispunkten durch sinkende Abschreibungen.
DCF-Bewertung und Kapitalstruktur
Basierend auf diesen Annahmen ergibt sich aus meinem DCF-Modell ein fairer Unternehmenswert von 29 US-Dollar je Aktie.
Seit dem Geschäftsjahr 2022 hat Intel keine eigenen Aktien mehr zurückgekauft. Durch aktienbasierte Vergütungen steigt die Gesamtanzahl der ausstehenden Aktien seither jährlich um etwa zwei Prozent. Ich gehe davon aus, dass Intel in der derzeitigen Restrukturierungsphase vorerst keine Aktienrückkäufe tätigen wird und die Aktienanzahl somit weiter ansteigen dürfte.
Ich berechne den freien Cashflow an das Unternehmen (FCFF) unter Annahme eines gewichteten Kapitalkostensatzes (WACC) von 10,7 Prozent. Dieser ergibt sich aus einem risikofreien Zinssatz von 4,2 Prozent, einer Beta von 1,6, einer Marktrisikoprämie von 6 Prozent, Fremdkapitalkosten von 5 Prozent, einem Eigenkapitalwert von 101 Milliarden US-Dollar, Verbindlichkeiten von 50 Milliarden und einer Steuerquote von 13 Prozent. Für das langfristige Wachstum setze ich vier Prozent an, was leicht über dem globalen BIP-Wachstum liegt. Der berechnete faire Wert pro Aktie liegt damit bei 29 US-Dollar.
Kaufempfehlung trotz hohen Schulden
Neben technologischen Herausforderungen stellt vor allem die hohe Verschuldung ein zentrales Risiko für Intel dar. Das Unternehmen hat aktuell rund 50 Milliarden US-Dollar an Gesamtverbindlichkeiten. In den letzten Jahren, insbesondere im Geschäftsjahr 2024, kam es mehrfach zu Herabstufungen der Kreditwürdigkeit, was die Kapitalkosten zusätzlich erhöht hat. Aufgrund der fälligen Schulden in den kommenden Jahren ist Intel gezwungen, weiterhin Anleihen zu begeben, bis die finanzielle Lage durch positiven freien Cashflow stabilisiert werden kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Auch wenn Intel im Bereich Grafikprozessoren weiterhin technologisch aufholen muss, zeigen die Maßnahmen des neuen Managements Wirkung. Die Kontrolle der Betriebskosten und die gezielten Investitionen in moderne Fertigungstechnologien stimmen mich zuversichtlich. Daher halte ich die Intel-Aktie zu Kursen von aktuell unter 23 US-Dollar und mit Ziel 29 US-Dollar für absolut kaufenswert.
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