Heineken: Brauriese behauptet sich – kaufenswert?

Bier fürs Depot
Gideon Crest

Die Brauindustrie ist von harter Konkurrenz und einer hohen Anfälligkeit für makroökonomische Schwankungen geprägt. Trotz dieser Herausforderungen gelingt es einigen Unternehmen, sich langfristig erfolgreich am Markt zu behaupten. Die Heineken N.V. zählt zu diesen Ausnahmen.

heineken.com

Der niederländische Brauriese zeigt weiterhin stabiles Wachstum und verfügt über eine solide Liquiditätsbasis. Trotz dieser Stärken bleibt die Aktie unterbewertet. Auch wenn sich in der technischen Analyse kurzfristige Schwächen zeigen, könnten diese als attraktive Einstiegschancen gewertet werden.

Rückläufiger Bierkonsum belastet die Branche

Schon vor der COVID-19-Pandemie war der Bierkonsum in den wichtigsten Wirtschaftsnationen rückläufig. Das erklärt, warum die Kursentwicklung von Brauereien wie Heineken in den letzten zehn Jahren eher enttäuschend war. Studien zeigen, dass der Bierkonsum in großen Märkten 2015 um 1,8 % und 2016 um 3,2 % zurückging. Im selben Zeitraum sank der gesamte Alkoholkonsum um 1,4 %. Bier schnitt damit schwächer ab als andere alkoholische Getränke.

Nach der Pandemie setzte sich der negative Trend fort. Verändertes Konsumverhalten und das wachsende Interesse an gesünderen Alternativen führten dazu, dass die jährliche Wachstumsrate des Biermarkts von –0,9 % im Jahr 2019 auf –1,6 % im Jahr 2021 fiel. Spirituosen hingegen verzeichneten ein Wachstum von 0,4 % auf 2,6 %. Auch der Trend zur Alkoholabstinenz – insbesondere bei jungen Erwachsenen – wirkt sich negativ auf den Markt aus. In den USA beispielsweise sank der Alkoholkonsum in der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen in den letzten 20 Jahren um zehn Prozentpunkte. Diese Altersgruppe macht heute rund 30 % der US-Bevölkerung aus.

Starke Konkurrenz in gesättigten Märkten

Neben dem rückläufigen Konsum steht Heineken in stark gesättigten Märkten wie den USA, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden im direkten Wettbewerb mit anderen Branchenriesen wie AB InBev und Molson Coors. In einem Markt mit hoher Angebotsvielfalt ist die Nachfrage äußerst preissensibel. Unternehmen müssen daher strategisch agieren, um Kunden langfristig zu binden.

Langfristige Wertentwicklung im Vergleich zur Konkurrenz

Im Vergleich zur Konkurrenz konnte Heineken zwar besser abschneiden, die absolute Performance blieb jedoch verhalten. Während AB InBev und Molson Coors in den letzten zehn Jahren Verluste von 46 % bzw. 31 % einfuhren, erzielte Heineken ein Plus von 11,27 % – das entspricht einem durchschnittlichen Jahreswachstum von lediglich 1,07 %. Am besten schnitt Carlsberg mit einem Gesamtzuwachs von 55 % ab. Betrachtet man die Volatilität, zeigt sich Heineken mit einer Standardabweichung von 22,89 % als die stabilste Aktie im Vergleichsfeld. Nur Heineken und Carlsberg bestehen im Sharpe-Ratio-Vergleich und bieten damit ein attraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis.

Heinekens Erfolgsfaktoren

Trotz der schwierigen Marktbedingungen profitiert Heineken von mehreren strategischen Vorteilen. Als globaler Markenriese mit starker Kundenbindung und Preissetzungsmacht ist das Unternehmen in fast 200 Ländern aktiv. Es gleicht die Sättigung in etablierten Märkten durch gezielte Expansion in Wachstumsregionen wie Afrika, Lateinamerika und Asien-Pazifik aus – etwa in Vietnam, Nigeria, Indien und Brasilien. Diese geografische Diversifikation reduziert nicht nur Währungsrisiken, sondern senkt auch Handelshemmnisse wie Zölle, da viele Produkte lokal hergestellt werden.

Zudem verfügt Heineken über ein umfangreiches Markenportfolio mit über 300 Bier- und Cidermarken, darunter Heineken, Amstel, Sol, Birra Moretti und Strongbow. Diese Markenvielfalt erlaubt differenzierte Preissetzungen und die Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen. Im ersten Quartal 2025 konnte Heineken den Absatz steigern: Das Volumen der Hauptmarke stieg um 4,6 % auf 14,4 Millionen Hektoliter, während Premium-Biere um 1,8 % zulegten. Der organische Umsatz wuchs um 0,9 % gegenüber dem Vorjahr.

Solide Finanzlage und strategisches Schuldenmanagement

Heineken überzeugt durch starke Cashflows und nachhaltiges Finanzmanagement. Allein im vierten Quartal 2024 erzielte das Unternehmen einen freien Cashflow von 1,35 Milliarden US-Dollar – rund 17 % des Umsatzes. Die liquiden Mittel lagen stabil bei über 2 Milliarden US-Dollar. Besonders hervorzuheben ist die Reduktion der Gesamtverschuldung: Zwischen dem ersten Quartal 2023 und dem vierten Quartal 2024 sank diese um 20 % von 20,2 auf 16,3 Milliarden US-Dollar. Über 80 % der Schulden haben langfristige Laufzeiten mit einem Durchschnitt von fünf Jahren. Mit einem Netto-Verschuldungsgrad (Net Debt/EBITDA) von 2,4 kann Heineken seine gesamten Verbindlichkeiten theoretisch innerhalb von zwei Jahren begleichen – ein Indikator für hohe finanzielle Stabilität.

Unterbewertet trotz robuster Fundamentaldaten

Die Kursentwicklung der letzten Jahre spiegelt das tatsächliche Potenzial der Aktie nicht wider. Seit zwei Jahren fiel der Durchschnittskurs um 12 %, obwohl fundamentale Kennzahlen wie Buchwert je Aktie (BVPS) und Umsatz je Aktie (SPS) stabil oder wachsend sind. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt derzeit bei 1,2x – deutlich unter dem Fünfjahresdurchschnitt von 1,4x. Daraus ergibt sich ein theoretischer Zielkurs von 51,87 US-Dollar, was einem Aufwärtspotenzial von 17 % entspricht. Auch das Kurs-Umsatz-Verhältnis spricht für eine Unterbewertung. Ein DCF-Modell, das von konservativen Annahmen (2 % Wachstum, 5,1 % Umsatz-CAGR) ausgeht, bestätigt diese Einschätzung.

Technische Analyse: Potenzielle Kaufgelegenheiten

Trotz Kurskorrekturen im März und Juni zeigt die technische Analyse eine grundsätzlich bullische Tendenz. Der Kurs sowie der 50-Tage-Durchschnitt liegen über dem 200-Tage-Durchschnitt – ein Zeichen für positiven Marktausblick. In der vergangenen Woche zeigte sich jedoch kurzfristige Schwäche: Der Kurs fiel unter den 50-Tage-Durchschnitt, der sich aktuell seitwärts bewegt. Anleger zeigen sich offenbar vorsichtiger im Vorfeld der Q2-Zahlen.

Gleichzeitig deuten MACD und RSI auf einen potenziellen Wiederanstieg hin. Der MACD ist positiv, der RSI lässt noch Raum für Käufe. Die Kursentwicklung folgt zudem auffällig genau den Fibonacci-Retracements bei 0.382, 0.618 und 0.786. Das aktuelle Konsolidierungsniveau von 43 bis 46 US-Dollar (amerikanische ADRs) könnte zu einem erneuten Anstieg führen – vorausgesetzt, der Kurs fällt nicht unter die wichtige Unterstützungszone bei etwa 41 US-Dollar. Ein weiteres Absinken könnte dagegen einen kurzfristigen Abwärtstrend einleiten.

Fazit: Fundamentale Stärke trifft attraktive Bewertung

Trotz struktureller Herausforderungen in der Branche ist Heineken gut aufgestellt: mit starker globaler Präsenz, einer breiten Markenvielfalt und solider finanzieller Basis. Die Aktie ist derzeit günstig bewertet, es gibt eine kleine Dividende und das langfristige Potenzial bleibt intakt. Technisch bieten sich Kaufchancen, auch wenn kurzfristige Rücksetzer nicht ausgeschlossen sind. Insgesamt erhält Heineken aus fundamentaler wie technischer Sicht eine Kaufempfehlung – insbesondere für langfristig orientierte Anleger.

💸 sharedealsPlus: Jetzt Mitglied werden!

Echte Expertise und konkrete Tipps: Hebe Dein Depot mit Deutschlands erfolgreichster Aktien-Community auf das nächste Rendite-Level und profitiere von wahren Börsenstars! Hier erfährst Du mehr.

Zugehörige Kategorien: Dividenden-Aktien Konsum-Aktien