Groupon: Ein Unternehmen zwischen Glanz und Krise

Hoch und runter
Redaktion

Kaum ein anderes Unternehmen steht so sinnbildlich für den Aufstieg und Fall digitaler Geschäftsmodelle wie Groupon. Doch jüngste Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Phase des Niedergangs in eine mögliche Stabilisierung übergeht.

Dhaka, Bangladesh- 19 Nov 2024: Groupon logo is displayed on smartphone. Groupon Inc is an American global e-commerce marketplace.

Ein Unternehmen im Umbruch

Groupon blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Bis 2024 waren die Umsätze auf rund ein Sechstel des Niveaus zu Beginn des Jahrzehnts geschrumpft. Diese Entwicklung stellt jede Analyse automatisch unter die Frage, ob ein nachhaltiger Turnaround gelingen kann. Während die Aktie im vergangenen Jahr beinahe eine Verdopplung erlebte, verlor sie in den letzten Wochen rund ein Viertel ihres Börsenwerts. Die jüngsten Zahlen zu Buchungen, Händleraktivität und freiem Cashflow zeigen jedoch, dass der Übergang von Schrumpfung zu Stabilisierung greifbar wird. Daraus ergibt sich die Aussicht auf weiteres Aufwärtspotenzial.

Die Zwickmühle der Händler

Zehn Jahre Rückgang haben die Debatte über die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells neu entfacht. Groupon lebt als Plattform von der Balance zwischen Konsumenten und Händlern. Für Kunden ist der Vorteil offensichtlich: Rabatte auf vielfältige lokale Erlebnisse. Für Händler ist die Rechnung weitaus komplexer. Zwar lockt das erfolgsbasierte Modell, bei dem nur im Falle einer Einlösung Provisionen anfallen, doch die Kombination aus hohen Rabatten und Gebühren erschwert eine nachhaltige Rentabilität.

Vor allem Dienstleister wie Restaurants und Spas nutzen Groupon häufig als taktisches Instrument, um Markenbekanntheit zu steigern oder Leerlaufzeiten auszufüllen. Damit allein entsteht jedoch keine langfristige Stabilität. Das Unternehmen versucht inzwischen, das Angebot in über zweihundert Mikrokategorien zu unterteilen, um Kampagnen stärker auf die betriebswirtschaftlichen Realitäten der Händler abzustimmen. Erste Ergebnisse stimmen positiv: Große Partnerunternehmen verzeichneten im zweiten Quartal ein Umsatzplus von 53 Prozent im Jahresvergleich. Sollte es gelingen, dieses Modell auch auf kleinere Anbieter zu übertragen, könnte sich Groupon zu einem dauerhaften Vertriebskanal entwickeln.

Finanzielle Lage und Stabilisierung

Nach einer Refinanzierung im zweiten Quartal konnte Groupon seine Bilanz deutlich entlasten. Mit 263 Millionen Dollar an liquiden Mitteln gegenüber 257 Millionen Dollar an Verbindlichkeiten bewegt sich das Unternehmen praktisch in einer Nettocash-Position. Zwar ist die Profitabilität nach GAAP noch eingeschränkt, doch sowohl das bereinigte EBITDA als auch der freie Cashflow sind positiv. Im letzten Quartal lag der freie Cashflow bei 25 Millionen Dollar – ein Signal, dass Investitionen in die Plattform aus eigener Kraft möglich sind. Höhere Einlösungsraten drücken zwar kurzfristig die Margen, stärken aber die Kundenbindung und erhöhen die Chancen auf nachhaltige Erträge.

Bewertung im Branchenvergleich

Im Vergleich zu Wettbewerbern wie Yelp, Travelzoo oder auch Nextdoor zeigt sich, dass Groupon trotz seiner Vergangenheit nicht schlechter bewertet ist. Auf Basis des Umsatzmultiplikators liegt Groupon mit etwa dem 1,9-fachen Unternehmenswert im Verhältnis zum Umsatz leicht über den Vergleichswerten. Entscheidend ist jedoch die operative Dynamik: Zwei Quartale in Folge mit zweistelligem Wachstum bei den Buchungen, positiver Cashflow und eine verbesserte Jahresprognose lassen Raum für Optimismus. Sollten die neuen Strategien mit Mikrokategorien, lokalen Kampagnen und KI-gestützter Ausspielung greifen, könnte sich die Umsatzentwicklung dem Niveau der Konkurrenz annähern.

Risiken und Unsicherheiten

Die größte Gefahr für Groupon bleibt, dass Händler den Dienst weiterhin nur als einmaligen Besucherbringer sehen. Sollte es nicht gelingen, das Geschäftsmodell als wiederkehrenden Vertriebskanal zu etablieren, könnte das Wachstum erneut stocken. Auch der Wettbewerb im lokalen Werbemarkt mit Schwergewichten wie Google, Yelp oder sozialen Netzwerken setzt das Unternehmen unter Druck. Zwar hat sich die Bilanz nach der Refinanzierung verbessert, doch ein dauerhaft stabiler Cashflow bleibt unverzichtbar für Investitionen und mögliche Aktienrückkäufe.

Ausblick und Fazit

Ob Groupon tatsächlich die Wende gelingt, hängt vor allem davon ab, ob der Mehrwert für Händler klar und wiederholt nachweisbar ist. Die jüngsten Fortschritte bei zentralen Kennzahlen deuten jedoch darauf hin, dass der Tiefpunkt überwunden ist. Das Unternehmen befindet sich nicht länger im reinen Abwärtstrend, sondern hat den Schritt in eine Phase des möglichen Neubeginns vollzogen. Auf dieser Grundlage erscheint ein Einstieg chancenreich, sofern sich die positiven Ansätze weiter verstärken.

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