Gerresheimer-Aktie: Ist der Pessimismus am Höhepunkt?
Das Leid der Gerresheimer-Aktionäre will einfach kein Ende finden. Nachdem die Aktie des Spezialverpackungsproduzenten am Donnerstag um -17% in die Tiefe rauschte, setzte sich der Kurssturz auch am Freitag mit einem Minus von über -6% fort. Gab es denn erneut schlechte Nachrichten und wie sollten Anleger sie interpretieren?
Schwache Quartalszahlen
Gerresheimer stellt Anleger wirklich auf eine harte Probe. Nachdem das MDAX-Unternehmen am Mittwochabend die Börse mit einer erneuten Gewinnwarnung schockierte, lieferte es gleich im Anschluss am Freitag die nächste Hiobsbotschaft in Form der Zahlen für das dritte Quartal.
Die Umsatzentwicklung sieht auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus. Die Erlöse stiegen im Zeitraum von Juni bis August um 12,5% auf 561 Millionen €. Auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Das Umsatzwachstum im abgelaufenen Quartal ist einer Akquisition geschuldet. Auf organischer Basis gingen die Erlöse um ein Zehntel zurück.
Auch beim Ergebnis zeigt sich kein besseres Bild. Das bereinigte EBITDA sank um 1 Million € auf 103,4 Millionen. Dementsprechend verschlechterte sich die Marge um 2,6 Prozentpunkte auf 18,4%.
Beim Gewinn je Aktie (ohne Berücksichtigung von Sondereinflüssen) rutschte Gerresheimer sogar in die roten Zahlen. Der Verpackungshersteller lieferte im abgelaufenen Vierteljahr EPS von -0,37 €. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres lag der Gewinn noch bei 0,79 € je Aktie.
Besorgniserregend ist auch die bilanzielle Entwicklung des Unternehmens. Die Eigenkapitalquote sank von 40,4% im Vorjahr auf 30,5%. Im Gegenzug erhöhte sich die Nettoversuchung von 1,1 Milliarden € auf 2,0 Milliarden €.
Wo ist der Boden?
Der Chart der Gerresheimer-Aktie gehört zu den schlimmsten Negativbeispielen unter allen größeren deutschen Werten. Seit anderthalb Jahren befindet sich der MDAX-Titel auf einer steilen Talfahrt, die bislang noch keinen nachhaltigen Boden gefunden hat.
Fast im Monatstakt rutscht die Aktie auf ein neues Mehrjahrestief. Bei 28 € erwartet das Unternehmen das 15-Jahrestief.
Analysten sind sich uneins
Bei der Bewertung der Gerresheimer-Aktie gehen die Meinungen der Analysten weit auseinander. Bullen und Bären trennen Meilen. Während die UBS mit 75 € und Jefferies mit 66,80 € an eine mehr als Verdoppelung des aktuellen Aktienkurses glauben, sieht Bernstein Research mit 31,50 € so gut wie kein Potenzial für den MDAX-Wert.
Auch ich bin im Lager der Bullen zu Hause, wenngleich ich glaube, dass es recht lange dauern wird, bis die Gerresheimer-Aktie die Zielmarken von Jefferies und der UBS erreichen wird. Zu viel Porzellan hat das Unternehmen in den letzten Monaten zerschlagen - mehrere Gewinnwarnungen, ein verschobener Kapitalmarkttag, eine Prüfung durch die BaFin und ein überraschender CFO-Wechsel.
Es wird Zeit brauchen, bis Gerresheimer wieder mit besseren Zahlen Vertrauen an der Börse zurückgewinnt. Aber ich glaube, dass es gelingen wird. Der Kurssturz der Gerresheimer-Aktie geht mir inzwischen zu weit. Der Anleger-Pessimismus scheint seinen Höhepunkt erreicht zu haben. Das ist eigentlich immer ein gutes Zeichen, in eine Aktie einzusteigen.
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ℹ️ Gerresheimer in Kürze
- Die Gerresheimer AG (WKN: A0LD6E) stellt Spezialprodukte in den Bereichen Glas und Kunststoff insbesondere für die Pharma- sowie Healthcare-Industrie her und gilt als weltweit führender Schlüssellieferant für diese Branchen. Die Produkte reichen vom Insulin-Pen bis zu Ampullen, aber auch schnöde Parfümflakons gehören zum Portfolio.
- Der Hauptsitz ist in Düsseldorf, daneben ist der Konzern weltweit mit Standorten in Europa, Asien und Amerika vertreten.
- Die Aktie ist im MDAX gelistet, die Marktkapitalisierung beträgt aktuell ca. 1,1 Milliarden €.