eToro: Wann kommt die Aktie in Fahrt?

Profitables Wachstum
Gideon Crest

Die Börse liebt Wachstumsgeschichten – doch manchmal liegt das Potenzial gerade in den Unternehmen, die sich langsam, aber nachhaltig entwickeln. eToro ist ein Beispiel dafür: kein Hype, keine Visionen ohne Substanz, sondern ein Fintech, das still und leise profitabel geworden ist. Und das, obwohl es lange Zeit von vielen bereits abgeschrieben war.

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eToro schreibt erstmals schwarze Zahlen – und keiner schaut hin

eToro hat im Jahr 2024 einen bemerkenswerten Meilenstein erreicht: Zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte wurde ein Jahresgewinn erwirtschaftet. Der Umsatz stieg auf über 1,25 Milliarden US-Dollar, der Nettogewinn lag bei 192 Millionen. Für ein Fintech, das von der Mehrheit des Marktes schon abgeschrieben worden war, ist das ein starkes Signal.

Auch das Privatkundengeschäft erholt sich allmählich. Viele Nutzer, die sich nicht bei Robinhood registrieren möchten, finden ihren Weg zu eToro. Die Plattform überzeugt durch eine benutzerfreundliche Oberfläche und kann inzwischen über 30 Millionen registrierte Nutzer vorweisen. In Kombination mit dem Potenzial für weiteres Wachstum und einer derzeit günstigen Bewertung ergibt sich daraus eine interessante Investmentchance. eToro gehört zu den wenigen Unternehmen, die den harten Ausverkauf der SPACs überlebt haben – und inzwischen sogar positiven Cashflow vorweisen.

Mehr als nur ein Broker: Was eToro wirklich besonders macht

eToro konzentriert sich ausschließlich auf den Handel für Privatanleger. Die Nutzer können Aktien, ETFs, Rohstoffe, Devisen und auch Kryptowährungen handeln – alles auf einer Plattform. Das Alleinstellungsmerkmal von eToro ist jedoch die Möglichkeit, andere Investoren zu kopieren. Dieses sogenannte Social Trading ist seit Beginn Teil der Plattform und war ein zentraler Wachstumstreiber. Für Einsteiger bietet es einen einfachen Zugang zum Investieren: Man wählt einen Trader aus und kopiert mit einem Klick dessen Positionen – automatisch.

Die Plattform ist vor allem außerhalb der USA aktiv, mit Schwerpunkt in Europa, Lateinamerika, Asien und dem Nahen Osten. Zwar präsentiert sich eToro als gebührenfreier Broker, doch der Großteil der Einnahmen entsteht durch Spreads, Abhebungsgebühren, Übernachtzinsen und vor allem durch Zinserträge auf nicht investiertes Kapital.

Millionen Nutzer – aber nur ein kleiner Teil ist wirklich aktiv

Zwar zählt eToro mittlerweile rund 38 Millionen registrierte Nutzer, jedoch sind lediglich etwa 3,5 Millionen davon aktiv. Das klingt auf den ersten Blick problematisch – in Wirklichkeit bietet es aber enormes Potenzial. Denn wenn es eToro gelingt, auch nur einen Teil der inaktiven Nutzer zu reaktivieren, könnten die Umsätze ohne zusätzliche Marketingkosten steigen.

Zwar haben auch andere Anbieter begonnen, Social-Trading-Funktionen zu implementieren, doch keiner bietet diese auf dem Niveau von eToro, das diesen Ansatz bereits seit 2007 verfolgt. Laut Unternehmensführung sorgt diese Funktion nicht nur für Wachstum, sondern auch für eine hohe Kundenbindung. Zudem erweitert eToro sein Angebot fortlaufend. Neu im Portfolio sind beispielsweise Staking, Futures und Optionen – bislang Domänen von Anbietern wie Interactive Brokers. Diese strategische Diversifikation macht das Unternehmen stabiler und robuster für die Zukunft.

Solide Kennzahlen unterstreichen die Wende

Ein Blick in den Bericht zum ersten Quartal 2025 zeigt klar die Fortschritte. Die Anzahl aktiver Konten stieg um 14 Prozent auf 3,58 Millionen. Die verwalteten Vermögenswerte legten um 21 Prozent auf 14,8 Milliarden US-Dollar zu. Der sogenannte Net Contribution – ein wichtiger Indikator für die Aktivität auf der Plattform – wuchs um acht Prozent auf 217 Millionen.

Der Quartalsgewinn lag bei 60 Millionen Dollar. Zwar etwas unter dem Vorjahreswert, was jedoch auf höhere Marketingausgaben zurückzuführen ist. Trotz dieser Investitionen verfügt eToro über liquide Mittel in Höhe von 736 Millionen US-Dollar – ein sehr solider Wert für ein vergleichsweise kleines Fintech.

Im gesamten Jahr 2024 erzielte das Unternehmen 12,6 Milliarden Dollar Umsatz – ein Anstieg um mehr als 300 Prozent gegenüber den 3,9 Milliarden im Jahr zuvor. Der Jahresgewinn betrug 192 Millionen Dollar, nachdem in den Jahren zuvor noch Verluste von rund 20 Millionen zu Buche standen.

Im Vergleich zur Konkurrenz: eToro wirkt fast absurd günstig

Besonders interessant ist ein Blick auf die Bewertung des Unternehmens. Der Enterprise Value liegt bei rund 4,8 Milliarden Dollar, der Jahresumsatz bei 12,6 Milliarden. Daraus ergibt sich ein EV/Umsatz-Verhältnis von gerade einmal 0,4 – ein außergewöhnlich niedriger Wert.

Zum Vergleich: Robinhood liegt bei einem Vielfachen zwischen 27 und 29. Natürlich hat Robinhood höhere Margen. Aber auch beim EV/EBITDA zeigt sich ein deutlicher Unterschied: eToro liegt bei etwa 14, Robinhood bei über 50. Wer also auf Substanz statt auf Hype setzt, findet hier ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis.

Risiken: Regulierung, Ruf und die Launen des Marktes

Natürlich gibt es auch Risiken. Im September 2024 wurde eToro zu einer Strafe von 1,5 Millionen Dollar verurteilt, weil es in den USA als nicht registrierter Krypto-Broker operierte. In der Folge mussten viele Tokens entfernt werden – übrig blieben nur Bitcoin, Ethereum und Bitcoin Cash. Auch in Europa gab es 2023 eine Geldstrafe von 1,3 Millionen Euro wegen irreführender Werbung. Zudem steht die Plattform in Australien wegen zu lockerer CFD-Zugangskriterien in der Kritik.

Hinzu kommt die Abhängigkeit vom Retailmarkt. Sollte ein echter Bärenmarkt einsetzen – nicht nur kurzfristige Korrekturen –, könnten viele Kleinanleger das Handeln einstellen. Dies hätte direkte Auswirkungen auf eToros Umsatzbasis.

Ein weiterer kritischer Punkt ist das Top-Trader-Programm. Es gibt Hinweise darauf, dass nicht die erfolgreichsten Trader, sondern jene mit den höchsten Umsätzen bevorzugt werden. Sollte sich das bestätigen, könnte das Vertrauen der Nutzer nachhaltig beschädigt werden.

Neue Impulse: Wachstum in Asien, institutionelles Interesse, KI-Funktionen

Trotz der Risiken gibt es mehrere positive Katalysatoren. Mitte Juli erhielt eToro eine CMS-Lizenz in Singapur, was den Zugang zu über 20 weiteren Börsen ermöglicht. Das Unternehmen baut dort Teams auf und entwickelt maßgeschneiderte Produkte. Singapur hat über 2,5 Millionen wohlhabende Haushalte – selbst ein kleiner Marktanteil könnte viele neue aktive Nutzer bringen.

Zudem hat das Analysehaus Mizuho eine Bewertung mit einem Kursziel von 80 US-Dollar veröffentlicht. Solche Ratings ziehen institutionelle Aufmerksamkeit auf sich – und wenn weitere große Namen wie UBS oder Goldman Sachs aufspringen, könnte dies zu einer deutlichen Neubewertung führen.

Auch technologisch rüstet eToro auf: Neue KI-basierte Portfolios und geplante Funktionen wie Futures- und Optionshandel verbessern die Plattform, erhöhen den durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer und machen eToro attraktiver für professionelle Investoren.

Fazit: eToro ist nicht mehr nur eine Idee – es ist ein profitables Unternehmen

eToro hat die Transformation vom Visionär zum soliden Fintech geschafft. Es erwirtschaftet Gewinne, verfügt über mehr als 3,5 Millionen aktive Nutzer und hält über 700 Millionen Dollar in bar. Die Bewertung ist im Vergleich zur Konkurrenz extrem niedrig, und das Geschäftsmodell bewährt sich zunehmend.

Natürlich bestehen Risiken, doch diese sind bekannt und zum Teil einkalkuliert. Wer an die Macht der Kleinanleger glaubt, an einfache Bedienung und globale Reichweite, findet hier ein spannendes Investment. In einer Zeit, in der viele Aktien überbewertet wirken, erscheint eToro als eine der logischsten und günstigsten Gelegenheiten am Markt.

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