Deutz-Aktie: +22% im August – ist das berechtigt?

Halbjahresbericht 2025

Rüstungsfantasie treibt die Deutz-Aktie, aber reicht das für weitere Kursanstiege? Seit Jahresbeginn verdoppelte sich der Kurs; allein im August beträgt der Wertzuwachs rund +22%. Am Montag gewinnt sie aktuell weitere +1,2% und steht bei 9,20 €. Was ist zu erwarten?

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Rüstungsfantasie treibt weiterhin

Momentan läuft alles gut, was irgendwie mit dem Rüstungsgeschäft in Verbindung steht. Bisher beträgt der Rüstungsanteil am Umsatzvolumen rund 2%. Laut Unternehmensangaben soll dieser zukünftig auf 5% steigen.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Geschäft mit Motoren für Militärfahrzeuge. Motoren sind das Kerngeschäft von Deutz. Doch so einfach ist es nicht. Motoren für militärische Fahrzeuge müssen robuster sein, insbesondere hitzebeständiger. Zudem müssen sie kerosintauglich sein.

Die Motoren zu entwickeln, benötigt Zeit und verursacht zunächst einmal Kosten. Mittelfristig sieht das anders aus. Dann können militärtaugliche Motoren geliefert werden.

Bei Rüstungsaktien ist generell Folgendes zu beachten: Die Nachfrage ist besonders hoch, wenn militärische Konflikte bestehen. Das ist derzeit im Ukraine-Krieg der Fall. Allerdings werden beide Kriegsparteien immer kriegsmüder und es könnte bald zu einem Ende kommen. Trump und Putin führten vergangene Woche erste direkte Gespräche.

Sobald es zu einem Frieden kommt, nimmt die Nachfrage nach Rüstungsgütern drastisch ab. Dann besteht weitestgehend nur noch ein Aufrüstungsbedarf bei den NATO-Staaten.

In der Summe dürfte die Nachfrage nach Rüstungsgütern ohne einen direkten Krieg abnehmen. Dies wird sich auch negativ auf die Aktien von Rüstungsunternehmen auswirken.

Auftragseingang deutlich gestiegen

Der Auftragseingang erhöhte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 30% auf rund 1 Milliarde €. Das ist die wichtigste Botschaft im Halbjahresbericht vom 7. August. Dies zeigt, dass in gewissen Branchen ein zunehmender Bedarf an leistungsfähigen Motoren besteht.

Der Umsatz konnte trotz eines deutlichen Rückgangs der abgesetzten Motoren um 15% auf etwas mehr als 1 Milliarde € gesteigert werden. Hier macht sich das starke Servicegeschäft positiv bemerkbar. Das EBIT reduzierte sich von 50 auf 47 Millionen €; die sich daraus ergebende EBIT-Marge fiel um einen Prozentpunkt auf 4,7%.

Insgesamt fielen die Zahlen solide aus, allerdings sank die Profitabilität trotz Umsatzanstieg.

Prognose bestätigt

Für das zweite Halbjahr gibt der Konzern sich zuversichtlicher. So soll die EBIT-Marge auf Jahressicht bei 5 bis 6% liegen. Beim Jahresumsatz werden 2,1 bis 2,3 Milliarden € erwartet.

Bis 2028 wird mit einem Umsatzanstieg auf 3,2 bis 3,4 Milliarden € gerechnet und dabei eine EBIT-Marge von 8 bis 9% erwartet. Um dies zu erreichen, dürften Übernahmen erfolgen.

Was bedeutet das für die Aktie?

Der Kurs bewegt sich mittlerweile auf einem sehr hohen Niveau. Wirtschaftlich ist dies momentan nicht gerechtfertigt, insbesondere im Hinblick auf die rückläufige Profitabilität. Ob die Jahresziele gehalten werden können, dürfte sich im dritten Quartal zeigen. Die aktuelle Konjunkturlage bleibt weiterhin angespannt.

Meiner Meinung nach ist die Rüstungsfantasie übertrieben. Bis zusätzliche Umsätze generiert werden, dauert es noch eine Weile. Das Kerngeschäft bleibt weiterhin das Motorengeschäft für zivile Bereiche.

Insgesamt sehe ich nur noch wenig Potenzial. Anleger mit hohen Gewinnen sollten über eine Gewinnmitnahme nachdenken. Es dürften wieder deutlich niedrigere Kurse kommen, dann macht ein Einstieg wieder Sinn.

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ℹ️ Deutz in Kürze

  • Die Deutz AG (WKN: 630500) mit Hauptsitz in Köln ist einer der weltweit führenden unabhängigen Hersteller von Antriebssystemen. Das Unternehmen entwickelt und produziert sowohl Diesel- und Gasmotoren als auch Wasserstoff- und Elektromotoren.
  • Neben dem Hauptsitz in Köln gibt es weitere 4 Produktionsstandorte. Über 13 Vertriebsgesellschaften arbeitet das Unternehmen mit rund 800 Partnern in 130 Ländern zusammen.
  • Deutz ist Mitglied im deutschen Small Cap Index SDAX und an der Börse rund 1,3 Milliarde € wert.
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