Coherus Oncology: Nach der Rallye folgt der Durchbruch?
Die Aktie von Coherus Oncology hat in den vergangenen Monaten deutlich an Dynamik gewonnen. Mit über 60 Prozent Kursplus seit April 2025 rückt das Unternehmen ins Rampenlicht – getragen von wachsenden Umsätzen mit Loqtorzi und der Aussicht auf mehrere wichtige klinische Studienergebnisse im kommenden Jahr.
Wachstumsschub durch Loqtorzi
Loqtorzi ist inzwischen das einzige vermarktete Produkt von Coherus, nachdem sich das Unternehmen von seinem Biosimilar-Portfolio getrennt hat. Das Medikament ist bislang nur bei nasopharyngealem Karzinom zugelassen, einer Indikation mit rund 2000 betroffenen Patienten pro Jahr in den USA. Trotz dieser engen Zielgruppe sieht das Unternehmen ein Marktpotenzial von bis zu 200 Millionen Dollar. Mit einem aktuellen Jahresumsatz von etwa 40 Millionen Dollar hat Coherus bereits einen relevanten Anteil dieses Marktes erobert.
Im zweiten Quartal 2025 stieg der Nettoumsatz mit Loqtorzi auf 10 Millionen Dollar – ein Plus von 36 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Auch wenn das erste Quartal schwächer ausfiel, deutet die Entwicklung klar auf wieder anziehendes Wachstum hin, was maßgeblich zum jüngsten Kursanstieg der Aktie beigetragen haben dürfte.
Klinische Programme rücken in den Fokus
Neben Loqtorzi liegt der Blick der Investoren auf der Pipeline. Besonders im Fokus steht Casdozokitug, ein Antikörper gegen IL-27, der in Leberkrebs bereits vielversprechende Wirksamkeit gezeigt hat. In Kombination mit Atezolizumab und Bevacizumab erzielte Coherus in einer Phase-2-Studie bei unbehandelten HCC-Patienten eine Ansprechrate von 38 Prozent, davon 17 Prozent komplette Remissionen. Die mediane progressionsfreie Überlebenszeit lag bei 8,1 Monaten und damit über den Ergebnissen großer Vergleichsstudien mit Atezo/Bev allein.
Die entscheidende Phase-2-Studie mit drei Behandlungsarmen läuft derzeit und umfasst 72 Patienten. Erste Resultate werden für das erste Halbjahr 2026 erwartet. Zwar ist die Patientenzahl begrenzt, doch das Potenzial für einen klinischen Mehrwert ist vorhanden.
Breite Pipeline mit mehreren Chancen
Auch andere Programme schreiten voran. Der Antikörper CHS-114 wird derzeit in Phase-1b bei Kopf-Hals-Tumoren, Magenkrebs, Speiseröhrenkarzinom und Darmkrebs untersucht. Erste Daten aus den Indikationen Kopf-Hals und Magenkrebs sollen ebenfalls im ersten Halbjahr 2026 folgen, weitere Ergebnisse aus den anderen Tumorarten im Verlauf des Jahres. Damit könnten 2026 bis zu fünf klinische Updates allein von Coherus präsentiert werden.
Zusätzliche Impulse könnten aus Kooperationen entstehen. So stellt Coherus seinen Antikörper Toripalimab für eine Studie von STORM Therapeutics bereit, die eine Kombination mit dem METTL3-Inhibitor STC-15 bei verschiedenen Tumorarten prüft. Erste Updates daraus sind ebenfalls 2026 denkbar – ohne dass Coherus selbst die Kosten tragen muss.
Finanzlage und Kapitalbedarf
Zum Ende des zweiten Quartals 2025 verfügte Coherus über liquide Mittel von 237,6 Millionen Dollar. Dem gegenüber stand ein Quartalsverlust aus fortgeführtem Geschäft von knapp 45 Millionen Dollar. Bereinigt um nicht-operative Aufwendungen ergibt sich ein Nettoverlust von etwa 39 Millionen Dollar pro Quartal. Daraus ergibt sich eine finanzielle Reichweite von rund fünf Quartalen, auch wenn künftige Meilensteinzahlungen aus dem Udenyca-Verkauf zusätzliche Mittel einbringen könnten.
Das Management betont, dass die Mittel voraussichtlich bis über die geplanten Datenveröffentlichungen im Jahr 2026 hinausreichen. Zudem steht ein At-the-Market-Programm zur Verfügung, das zusätzliche Flexibilität schafft.
Risiken im Blick
Die Aktie bleibt mit verschiedenen Risiken behaftet. Dazu zählen mögliche Kapitalerhöhungen, schwächere als erwartete klinische Ergebnisse oder eine temporäre Stagnation der Loqtorzi-Umsätze. Auch der Wettbewerb mit vergleichbaren Antikörper-Programmen anderer Unternehmen könnte den Wert der eigenen Daten relativieren.
Fazit: Kursrally mit Rückenwind
Mit Loqtorzi verfügt Coherus über ein wachsendes, wenn auch begrenztes Marktsegment, das stabile Erlöse liefert. Der entscheidende Hebel für die Aktie dürfte jedoch in den zahlreichen klinischen Daten liegen, die 2026 erwartet werden. Angesichts der Vielzahl an anstehenden Ergebnissen und der jüngsten Umsatzdynamik bleibt die Aktie aus Bewertungssicht attraktiv. Das Potenzial für weitere Kursgewinne ist gegeben – Coherus Oncology bleibt daher eine Kaufempfehlung.