Cisco Systems: Vom Dotcom-Opfer zum KI-Gewinner

Starke Aktie
Gideon Crest

Cisco Systems hat einen langen Weg hinter sich. Als eines der prominentesten Opfer der Dotcom-Blase verlor das Unternehmen Anfang der 2000er-Jahre massiv an Wert. Heute steht Cisco wieder im Rampenlicht – als ein zentrales Rückgrat der globalen Dateninfrastruktur und als Profiteur des KI-Booms.

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Aufstieg, Fall und Wiederbelebung

Zur Jahrtausendwende war Cisco der Inbegriff des Technologierausches. Die Aktie erreichte ein Hoch von rund 80 Dollar, was einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 200 entsprach. Doch das Märchen währte nicht lange. Nach dem Platzen der Blase stürzte der Kurs unter 20 Dollar. Was folgte, war ein langsamer, aber stetiger Wiederaufstieg. Die Erholung vollzog sich über Jahre hinweg – Schritt für Schritt, getragen von wachsender Stabilität und der Bedeutung des Unternehmens für das Internet.

Heute gehört Cisco wieder zu den festen Größen der Tech-Welt. Das liegt vor allem daran, dass kaum ein Netzwerk ohne die Technologie des Konzerns auskommt. Doch trotz dieser Entwicklung sorgte zuletzt eine etwas verhaltene Umsatzprognose für getrübte Stimmung. Für langfristig orientierte Anleger dürfte das allerdings kaum ein Grund zur Sorge sein.

Ein globaler Infrastruktur-Anbieter im Wandel

Cisco ist weit mehr als ein Hersteller von Routern und Switches. Das Unternehmen hat sich zu einem umfassenden Anbieter von Netzwerktechnologie, Sicherheitslösungen und Software entwickelt. Seit 2022 generiert Cisco jährlich mehr als 50 Milliarden Dollar Umsatz – eine Zahl, die verdeutlicht, wie groß das Unternehmen inzwischen geworden ist.

Das operative Geschäft ist in mehrere Bereiche gegliedert, wobei das klassische Netzwerkgeschäft nach wie vor den größten Anteil am Umsatz ausmacht. Doch auch neuere Bereiche wie IT-Sicherheit, Cloud-Überwachung und professionelle Services gewinnen zunehmend an Bedeutung. Besonders im Zentrum stehen derzeit zwei strategische Felder: der Ausbau der nächsten Internetgeneration mit 5G- und Glasfaserlösungen sowie die sogenannte Observability – also die Fähigkeit, komplexe Netzwerke in Echtzeit zu überwachen und zu analysieren.

Starke Quartalszahlen trotzen schwierigen Rahmenbedingungen

Trotz makroökonomischer Unsicherheiten konnte Cisco im dritten Finanzquartal 2025 (endete im April) überzeugen. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 11,4 Prozent auf 14,15 Milliarden Dollar – mehr, als von Analysten erwartet. Besonders stark wuchs der Bereich Cybersicherheit, der sich um mehr als die Hälfte steigerte. Angesichts wachsender Bedrohungslagen investieren viele Unternehmen verstärkt in Sicherheitslösungen – und Cisco profitiert davon.

Auch das klassische Netzwerkgeschäft legte deutlich zu. Zwar sind die Wachstumsraten hier nicht spektakulär, doch sie sorgen für Stabilität und planbare Erlöse. Bemerkenswert ist, dass die wachstumsstärksten Bereiche zugleich besonders margenstark sind – ein Umstand, der sich positiv auf die Gesamtbilanz auswirkt.

Im Detail zeigte sich das in einem kräftigen Anstieg der operativen Kennzahlen. Der Bruttogewinn kletterte um zwölf Prozent auf 9,28 Milliarden Dollar, das operative Ergebnis stieg um 46 Prozent, und der Nettogewinn legte um fast ein Drittel auf 2,5 Milliarden Dollar zu. Ein solches Ergebnis ist für ein Unternehmen dieser Größenordnung durchaus beachtlich.

Leichte Bremsspuren im Jahresvergleich – aber kein Trendbruch

Während das Quartal stark ausfiel, zeigt der Jahresvergleich einen leichten Rückgang. Im Geschäftsjahr 2024 sank der Umsatz um 5,6 Prozent auf knapp 54 Milliarden Dollar. Auch das operative Ergebnis und der Nettogewinn gingen spürbar zurück. Angesichts des außergewöhnlich erfolgreichen Vorjahres relativieren sich diese Zahlen jedoch. Im langfristigen Vergleich zeigt sich Cisco als stabil wachsendes Unternehmen mit robuster Basis.

Aktie mit Potenzial – und moderater Bewertung

Die Aktie notiert derzeit bei rund 67,50 Dollar und damit nahe dem 52-Wochen-Hoch. Auf Jahressicht legte der Kurs um mehr als 14 Prozent zu – trotz eines zwischenzeitlichen Einbruchs aufgrund politischer Unsicherheiten und wirtschaftlicher Spannungen. Doch Cisco konnte sich schnell wieder erholen und zeigte eine beeindruckende Aufwärtsbewegung seit dem Tiefpunkt im April.

Ein weiteres Argument für die Aktie ist die Bewertung. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 26 liegt Cisco unter dem Branchendurchschnitt – bei gleichzeitig stabilen Gewinnen und solidem Dividendenprofil (Rendite circa 2,4%). Besonders interessant: Cisco hat in Q3 erstmals die Marke von einer Milliarde Dollar bei Bestellungen im Bereich KI-Infrastruktur überschritten – und das sogar früher als geplant.

Profiteur des KI-Booms

Cisco ist kein klassischer KI-Akteur – doch genau darin liegt der Charme. Während Unternehmen wie Nvidia die Schlagzeilen dominieren, liefert Cisco die essenzielle Infrastruktur, ohne die moderne Rechenzentren nicht funktionieren würden. Mit leistungsstarken Switches und speziell entwickelten Chips ist Cisco bestens aufgestellt, um vom Wachstum der KI-Industrie zu profitieren.

Wie CEO Chuck Robins betont, ist die Nachfrage nach KI-fähiger Infrastruktur groß – größer, als das Unternehmen derzeit bedienen kann. Das eröffnet nicht nur Spielraum für weiteres Wachstum, sondern auch für bessere Margen. Denn wer liefern kann, kann auch die Preise diktieren.

Neue Märkte: Der Nahe Osten als Wachstumsregion

Ein weiterer Hoffnungsträger ist der Nahe Osten. Cisco hat eine Partnerschaft mit Saudi-Arabiens HUMAIN-Initiative geschlossen, einem zentralen Element der nationalen Digitalstrategie im Rahmen von Vision 2030. Die Region will sich als globaler KI-Knotenpunkt etablieren – und braucht dafür leistungsfähige Infrastruktur.

Projekte wie die Expo 2033 oder die Fußball-Weltmeisterschaft 2034 verlangen nach umfassender Digitalisierung. Cisco ist dabei, sich als verlässlicher Partner für diese Vorhaben zu positionieren – mit Potenzial für langfristige, hochmargige Aufträge. Gleichzeitig verringert die geografische Diversifikation das Risiko, zu stark von US-Kunden abhängig zu sein.

Kurzfristige Unsicherheit – langfristige Stärke

Für das vierte Quartal rechnet Cisco mit einem Umsatz zwischen 14,5 und 14,7 Milliarden Dollar – kaum mehr als im Vorquartal. Auch die Jahresprognose lässt mit einem erwarteten Wachstum von etwa fünf Prozent keine Euphorie aufkommen. Wer kurzfristig auf Kursgewinne spekuliert, könnte enttäuscht werden.

Doch aus langfristiger Sicht bleibt Cisco ein strategisch hervorragend aufgestelltes Unternehmen mit klarem Fokus, solider Bilanz und wachsender Bedeutung im KI-Zeitalter.

Fazit: Wer auf KI setzt, kommt an Cisco nicht vorbei

Cisco hat sich vom einstigen Symbol der Dotcom-Übertreibung zum verlässlichen Infrastrukturanbieter im digitalen Zeitalter entwickelt. Die Aktie kombiniert solide Fundamentaldaten, Innovationskraft und ein stabiles Dividendenprofil. Wer langfristig denkt und auf den Ausbau globaler KI- und Netzwerkinfrastruktur setzen möchte, findet in Cisco ein überzeugendes Investment.

Sollte der nächste Quartalsbericht am 13. August erneut positiv überraschen, wäre eine Hochstufung auf „Stark kaufen“ nur folgerichtig.

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