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Circus-Aktie: Nach +700% Hoffnungsträger oder Flop?

Rudolf Schneider / 24.01.24 / 9:39

Was für ein Paukenschlag: Am Montag erfolgte die Aufnahme des Handels der Aktie von Circus (WKN: A2YN35) an der Frankfurter Börse. Nach dem Eröffnungskurs von 8 € ist sie in der Spitze um +75% bis auf 14 € gestiegen. Am Ende ging sie mit einem Verlust von -8,6% aus dem Handel. Was viele nicht wissen: Die Aktie wird bereits seit dem 22. Dezember an der Münchener Börse gehandelt, seitdem hat sie um sagenhafte +700% von 1,25 € auf aktuell 10 € zugelegt. Aber ist diese Kursexplosion auch berechtigt?

ℹ️ Circus vorgestellt

  • Die Circus SE ist ein Start-Up Unternehmen mit der Mission, die Essenszubereitung mittels Künstlicher Intelligenz (KI) zu revolutionieren.
  • Neben dem Hauptsitz in Hamburg unterhält das Unternehmen vier Standorte.
  • Die Aktie ist an der Frankfurter Börse notiert. Die Marktbewertung liegt bei 315 Millionen €.

Geschäftsmodell klingt interessant

Essen zubereiten ohne Menschen, das ist so unvorstellbar. Und dennoch ist das laut Unternehmensangaben von Circus möglich. Machbar ist es durch den Einsatz von Robotern, die mittels KI fertige Mahlzeiten zubereiten. Lebensmittellagerung, Zubereitung, Reinigung des Kochgeschirrs, alles funktioniert automatisch durch Roboter.

Den Markt in dem Segment Essenszubereitung schätzt das Start-up-Unternehmen auf 2,6 Billionen US$. Dieser Markt ist heiß umkämpft; klassische Restaurants, Schnellimbissketten und Lieferdienste teilten sich bisher diesen Wachstumsmarkt.

Die Essenslieferanten gewannen besonders in der Corona-Phase an Bedeutung. Ein Unternehmen wie Delivery Hero wird bei einem Umsatz von 8,6 Milliarden € mit rund 6 Milliarden € bewertet, bei HelloFresh beträgt die Marktkapitalisierung 2,18 Milliarden € bei einem Umsatz von 7,6 Milliarden €. Allerdings verloren deren Aktien nach der Pandemie erheblich an Wert und notieren heute nur noch bei einem Bruchteil von den damaligen Höchstständen.

Dass KI ein riesiger Zukunftsmarkt wird, ist allen Börsenakteuren bewusst. Warum sollte nicht auch ein KI-gesteuerter Roboter-Küchendienst seine Berechtigung finden? Die Gründer und Vorstandsmitglieder kommen aus der Branche und verfügen daher über erhebliche Marktkenntnisse.

Nikolas Bullwinkel, Gründer und CEO von Circus, begründet die Börseneinführung so:

Mit dem Xetra-Listing und der Handelsaufnahme in Frankfurt vollziehen wir begleitend zum schnell wachsenden Foodtech-Sektor nun auch einen entscheidenden Schritt auf dem Kapitalmarkt. Durch unser einzigartiges Zusammenspiel von Robotik, KI und Softwarelösungen haben wir die Möglichkeit, bahnbrechende Veränderungen in einer Branche herbeizuführen, der es seit Jahrzehnten an Innovationen mangelt. Indem wir uns den lang überfälligen operativen Herausforderungen im Lebensmittel-Service stellen und uns an neue Anforderungen anpassen, bringen wir Verbrauchern genau das, wonach sie verlangen: Hochwertige Mahlzeiten zu einem erschwinglichen Preis.

Wirtschaftsdaten liegen nicht vor

Um eine klassische Unternehmens- und Aktienanalyse vorzunehmen, bedarf es der Auswertung der Umsatz- und Ertragszahlen sowie weiterer Finanzkennzahlen. Solche Daten liegen hier allerdings nicht vor. Das Unternehmen begann seine Tätigkeit 2021 und führte in verschiedenen Städten Tests durch. Diese scheinen erfolgreich verlaufen zu sein. Laut Unternehmensangaben besteht das Team derzeit aus 110 Mitarbeitern.

Die Entwicklungskosten der Technologie sowie deren Patentierung lagen bei 40 Millionen €. Das ist ein realistischer Wert. Für die Verbreitung des Angebotes dürften weiterhin hohe Summen erforderlich sein.

Wie ist die Aktie zu beurteilen?

Die Aktie ohne weitere Wirtschaftsdaten zu beurteilen, ist sehr schwierig. Vom Ansatz her hört sich das Geschäftsmodell sehr interessant an und könnte erfolgreich werden. Der Vorteil gegenüber anderen Essenszubereitern sind die günstigen Zubereitungskosten. Sind die Geräte erst einmal angeschafft, fallen nur noch Kosten für die Lebensmittel sowie geringe Betriebskosten an.

Hier einzusteigen ist bei dieser Kursentwicklung aber aus meiner Sicht nicht zu empfehlen. Es besteht immer die Gefahr, dass die Kurse extrem hochgetrieben werden und dann nach schlechten Unternehmensmeldungen abstürzen. Leidtragende sind dann die Anleger. Die gestrige Kursentwicklung zeigte, mit welchen Schwankungen hier zu rechnen ist.

Besser wäre es gewesen, die Aktie im Rahmen einer vollständigen Börseneinführung (IPO) einzuführen. Dann gäbe es ein Emissionsprospekt und jeder interessierte Anleger könnte sich die Zukunftspläne und das bisher Erreichte anschauen. Da die jetzige Informationslage sehr gering ist, ist das Risiko von Kursverlusten sehr hoch. Insgesamt sind derartige Börseneinführungen mit hohen Risiken für Anleger verbunden.

Allerdings sollten interessierte Anleger die Aktie weiter beobachten. Das Handelsvolumen in den ersten Tagen war sehr gering. Dies dürfte sich mit zunehmender Dauer deutlich erhöhen. Es bleibt abzuwarten, wie die bisherigen Anteilseigner sich verhalten.

Mein Fazit: Die Aktie ist momentan kein geeignetes Investment.

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