Cameco-Aktie: Immer weiter?

Atomstark
Redaktion

Während viele Investoren noch auf Chipkonzerne und Halbleiterhersteller setzen, rückt ein anderer Sektor zunehmend ins Rampenlicht: die Kernenergie. Mit der wachsenden Nachfrage nach Strom für Rechenzentren und künstliche Intelligenz wird der Rohstoff Uran strategisch immer wichtiger. In dieser Entwicklung nimmt Cameco eine Schlüsselrolle ein – als Unternehmen, das den gesamten Nuklearkreislauf von der Mine bis zur Brennstoffversorgung abbildet.

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Wir hatten die Cameco-Aktie zuletzt im Juli bullisch besprochen und weitere Kursgewinne in Aussicht gestellt. Seitdem hat der Titel mehr als 20% zugelegt.

Ein integrierter Konzern mit strategischer Spannweite

Cameco gilt als das Bindeglied zwischen der Uranförderung und der Versorgung von Kernkraftwerken weltweit. Auf der einen Seite stehen erstklassige Minen in Kanada, auf der anderen das Fuel-Services-Geschäft, das mit der Verarbeitung und Konversion des geförderten Urans stabile Margen sichert. Dazwischen sorgt ein ausgeklügeltes Vertragsmodell mit Preisuntergrenzen und -obergrenzen für planbare Einnahmen, selbst wenn der Spotmarkt schwankt.

Besondere Bedeutung hat Camecos 49-Prozent-Beteiligung an Westinghouse Electric (WEC). Der Nukleardienstleister profitiert direkt vom globalen Wiederaufschwung der Kernkraft, bietet Ingenieurleistungen, Wartung und Reaktormodernisierungen und hat seine Prognosen bereits nach oben angepasst. Das sorgt für zusätzlichen Rückenwind über mehrere Jahre hinweg.

Produktionskürzung ohne Risiko für die Lieferkette

Die jüngste Drosselung der Uranproduktion im McArthur-River- und Key-Lake-Komplex auf 14 bis 15 Millionen Pfund U₃O₈ im Jahr 2025 hat an der grundsätzlichen Investmentthese wenig geändert. Cameco kann die Versorgung seiner Kunden über alternative Wege absichern – etwa über Lagerbestände, langfristige Lieferverträge oder kurzfristige Zukäufe am Spotmarkt. Diese Flexibilität verschafft dem Konzern Stabilität und stärkt zugleich seine Verhandlungsposition, da Versorger zunehmend bereit sind, für Versorgungssicherheit höhere Preise zu zahlen.

Mehr als nur ein Minenbetreiber

Cameco ist längst kein reiner Rohstoffproduzent mehr, sondern ein vollständig integrierter Energiekonzern. Neben den kanadischen Tier-One-Minen McArthur River, Key Lake und Cigar Lake sowie dem Joint Venture Inkai in Kasachstan betreibt das Unternehmen in Ontario hochmoderne Anlagen zur Veredelung, Konversion und Brennstoffherstellung. Die Beteiligung an Westinghouse erweitert das Geschäftsmodell zusätzlich um Service-, Engineering- und Neubauprojekte.

Diese Diversifizierung macht Camecos Ergebnisse weniger anfällig für Preisschwankungen am Rohstoffmarkt. Während klassische Uranförderer stark von kurzfristigen Preisbewegungen abhängig sind, erzielt Cameco heute bereits stabile Einnahmen aus Dienstleistungen, während die große Welle neuer Reaktorprojekte erst noch bevorsteht.

Technologischer Vorsprung durch Laseranreicherung

Mit der Option auf die Global-Laser-Enrichment-Technologie (GLE) positioniert sich Cameco zudem für den nächsten Entwicklungsschritt in der Urananreicherung. Diese Technologie ermöglicht eine effizientere Nutzung von Reststoffen und könnte in den kommenden Jahren strategisch entscheidend werden – ohne dass das Unternehmen derzeit hohe Kosten in der Bilanz ausweisen muss.

Auch im Bereich nachhaltiger Förderung zeigt Cameco Weitsicht: Eine neue 15-jährige Kooperation mit Rise Air stellt den regelmäßigen Transport von Personal und Material zu den abgelegenen Minen im Norden Saskatchewans sicher. Diese logistische Stabilität reduziert Risiken und unterstützt die langfristige Produktionssicherheit.

Starke Ergebnisse und transparente Entwicklung

Der jüngste Quartalsbericht unterstreicht die Stärke des integrierten Geschäftsmodells. Alle drei Segmente – Uran, Fuel Services und Westinghouse – entwickelten sich im Einklang und trugen zur Ergebnisverbesserung bei. Trotz temporärer Effekte aus Wartungsarbeiten konnte Cameco höhere Durchschnittspreise realisieren. Die marktgebundenen Verträge mit eingebautem Preisschutz wirken dabei wie ein Sicherheitsnetz.

Im nachgelagerten Bereich steigt die Nachfrage nach Konversions- und Brennstoffleistungen stetig. Neue Kapazitäten werden aufgebaut, um den wachsenden Auftragsbestand abzuarbeiten. Westinghouse wiederum generiert bereits heute stabile Einnahmen aus laufenden Projekten und Wartungsverträgen. Besonders positiv: Zusätzliche Umsätze aus europäischen Projekten sollen bereits im vierten Quartal den freien Cashflow spürbar erhöhen.

Bewertung: Premium für Stabilität und Sichtbarkeit

Cameco wird an der Börse nicht wie ein reiner Rohstoffwert, sondern wie eine integrierte Industrieplattform bewertet. Das erklärt den Bewertungsaufschlag gegenüber kleineren Produzenten, deren Geschäft stärker von kurzfristigen Preisbewegungen abhängt. Während Junior-Miner auf hohe Spotpreise hoffen müssen, profitiert Cameco von mehrjährigen Lieferverträgen mit garantierten Mindestpreisen und festem Abnahmevolumen.

Analysten schätzen den fairen Wert der Aktie derzeit auf rund 106 US-Dollar, mit einer Bandbreite zwischen 98 und 110 US-Dollar. Kurzfristige Kursziele von 91 und 97 US-Dollar gelten als mögliche Zwischenstationen. Langfristig könnte die Aktie weiter zulegen, da Cameco mit seinem diversifizierten Modell von der anhaltenden globalen Renaissance der Kernenergie profitiert.

Ausblick: Vier Faktoren für die nächste Berichtssaison

Mit Spannung blicken Anleger auf die nächste Quartalsvorlage Anfang November. Entscheidend werden Details zu den Vertragsstrukturen, neue Informationen aus dem Westinghouse-Geschäft, Fortschritte im Fuel-Services-Bereich und Hinweise auf eine Normalisierung der kanadischen Minenproduktion sein. Sollte Cameco hier wie angekündigt liefern, wäre das obere Ende der Bewertungsspanne realistisch erreichbar.

Risiken und Chancen im Gleichgewicht

Kurzfristig bleibt das Produktionsrisiko in McArthur River und Key Lake das zentrale operative Thema. Verzögerungen könnten kurzfristig belasten, werden aber durch flexible Beschaffungsstrategien abgefedert. Auf der Chancen-Seite steht ein langfristig wachsender Vertragsbestand, der stabile Einnahmen sichert und Cameco von der Volatilität des Uranmarkts weitgehend entkoppelt.

Fazit: Ein industrieller Wachstumswert mit Atomkraft-Potenzial

Cameco ist keine Wette auf den morgigen Spotpreis, sondern ein langfristig angelegtes Industrieinvestment. Marktgebundene Verträge, stabile Downstream-Umsätze und das Engagement bei Westinghouse schaffen planbare Cashflows und eröffnen zusätzliche Wachstumspfade. Mit einer klaren strategischen Position in einem geopolitisch und technologisch relevanten Sektor bleibt Cameco eine der interessantesten Energieaktien des Jahrzehnts – und das Bindeglied zwischen Uranförderung und der Energieinfrastruktur des KI-Zeitalters.

ℹ️ Cameco in Kürze

  • Cameco (Canadian Mining & Energy Corporation) (WKN: 882017) mit Sitz in Saskatoon im kanadischen Bundesstaat Saskatchewan ist einer der größten Uranproduzenten der Welt.
  • Schätzungen zufolge betreibt der kanadische Konzern knapp über 15% der weltweiten Abbaukapazitäten.
  • Cameco fördert Uran in seinem Heimatland Kanada sowie in den USA und Kasachstan. Darüber hinaus besitzt Cameco eine Raffinerie zur Urananreicherung sowie ein Urankonversionswerk.
  • Neben der Gewinnung und Verarbeitung von Uran bietet Cameco Unternehmen aus der Kernenergiebranche verschiedene Dienstleistungen an.
  • Camoco notiert an den Börsen New York und Toronto und ist ca. 38 Milliarden US$ wert.
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