BYD-Aktie: Warum ein ernsthafter Tesla-Konkurrent entsteht
Das chinesische Unternehmen BYD überzeugt mit robustem Finanzmanagement, steigenden Margen und einer dominanten Position im globalen Markt für Elektrofahrzeuge, doch der Kurs geriet zuletzt unter Druck. Wir sehen erhebliches Kurspotenzial und bewerten die Aktie mit „Strong Buy“.
BYD Company mit Sitz im chinesischen Shenzhen hat sich von einem Hersteller von Handykomponenten zu einem globalen Schwergewicht der Elektromobilität entwickelt. Inzwischen stammen rund 80 Prozent des Konzernumsatzes aus dem Automobilgeschäft – Tendenz steigend. Entscheidend für den nachhaltigen Erfolg ist das stringente Management von Liquidität und Schulden.
Seit 2021 weist BYD eine durchgängig stabile Cash-to-Debt-Ratio von über eins auf – ein Zeichen finanzieller Stärke. Bis 2024 stieg dieser Wert sogar auf 3,54, nachdem sich die flüssigen Mittel erhöhten und die Verbindlichkeiten zurückgingen. Parallel gelang es dem Unternehmen, den Cash Conversion Cycle deutlich zu verbessern: aus einem positiven Wert von 33 Tagen wurde bis 2024 ein negativer Zyklus von –44 Tagen. Damit erhält BYD Geld für verkaufte Fahrzeuge, bevor Zahlungen an Lieferanten fällig werden – ein Zeichen exzellenter Effizienz im Working Capital Management.
Diese Strategie hat jedoch Nebenwirkungen: Mit einer durchschnittlichen Zahlungsdauer von 145 Tagen stößt BYD zunehmend auf Unmut bei Zulieferern. Um dennoch Liquidität zu wahren und den staatlich angestrebten 60-Tage-Zahlungsrahmen formal einzuhalten, nutzt der Konzern das eigene System „DiLink“, über das Lieferanten handelbare Schuldscheine erhalten. Diese werden bilanziell als beglichene Verbindlichkeiten erfasst, während das Geld vorerst im Unternehmen bleibt – eine elegante Lösung, um Compliance und Cashflow zu vereinen.
Vergleich mit internationalen Wettbewerbern
Im Branchenvergleich belegt BYD mit einer Cash-to-Debt-Ratio von 3,52 den sechsten Platz unter 26 Elektroautoherstellern – hinter Konkurrenten wie Geely und Li Auto, aber deutlich vor westlichen Produzenten. Während mehrere US- und europäische Hersteller in Nettoschuldenpositionen verharren, weisen chinesische Wettbewerber überwiegend Nettoguthaben aus. Das spricht für stabilere, eigenfinanzierte Strukturen.
Mit einem erwarteten Anstieg der Kennzahl auf 5,5 bis 2027 bleibt BYD finanziell hervorragend aufgestellt. Neben staatlichen Subventionen von rund 3,7 Milliarden US-Dollar nutzt das Unternehmen seinen Kapitalpuffer gezielt für Forschung, Entwicklung und den globalen Ausbau. So flossen 2024 rund 13,3 Milliarden US-Dollar in Sachinvestitionen und 7,3 Milliarden US-Dollar in Forschung – Tendenz steigend. Neue Werke in Thailand, Ungarn, Brasilien und künftig in der Türkei unterstreichen den internationalen Anspruch.
Wachsende Ertragskraft stärkt Preisstrategie
Parallel zur robusten Bilanz hat BYD seine Profitabilität kontinuierlich verbessert. Nach pandemiebedingten Rückschlägen 2021 stieg die Bruttomarge bis 2024 auf 19,07 Prozent. Auch EBIT- und Nettomargen kletterten über die Branchendurchschnitte hinaus.
Im Vergleich mit Wettbewerbern liegt BYD bei der Bruttomarge klar vorn. Während Tesla, Mercedes-Benz und Volkswagen höhere Fahrzeugpreise erzielen, sichert BYD seine Profitabilität über konsequente Kostenkontrolle und vertikale Integration. Eigene Batterien, Elektromotoren und Halbleiter reduzieren die Abhängigkeit von Zulieferern und senken Produktionskosten.
Damit kann BYD auch aggressive Preisstrategien verkraften. Selbst nach Preisnachlässen von bis zu 34 Prozent im Mai 2025 bleiben die Margen robust. Eine Szenarioanalyse zeigt: Selbst bei einem Preisrückgang von 10 Prozent läge die Bruttomarge noch bei 10 Prozent – unter Branchenschnitt, aber weiterhin wettbewerbsfähig. Steigende Effizienz dürfte die Marge bis 2027 in allen Szenarien erhöhen.
Marktführerschaft dank breiter Modellpalette
Mit einem Marktanteil von 18 Prozent bei batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) und 36,7 Prozent bei Plug-in-Hybriden (PHEV) zählt BYD zu den dominierenden Akteuren weltweit. Die Stärke im PHEV-Segment ist kein Zufall: In China, wo mehr als 70 Prozent des Konzernumsatzes erzielt werden, wächst die Nachfrage nach Hybriden besonders stark. Staatliche Förderprogramme begünstigen diese Modelle zusätzlich.
Zudem profitiert BYD von der ungebrochenen Dynamik des chinesischen E-Mobilitätsmarktes. Elektroautos machten 2024 bereits fast zwei Drittel der weltweiten Verkäufe aus – Tendenz steigend. In China übertrafen die Verkäufe elektrischer Fahrzeuge im Juli 2024 erstmals jene mit Verbrennungsmotor.
Breite Modellvielfalt als strategischer Vorteil
Ein Vergleich der 20 größten E-Autohersteller zeigt BYD an der Spitze bei Preisattraktivität und Modellvielfalt. Kein anderer Hersteller bietet so viele Varianten von Limousinen und SUVs an. Diese Breite kompensiert leichtere Defizite bei Batteriekapazität oder Reichweite.
Die Mischung aus erschwinglichen Preisen, hoher Produktionskapazität und differenziertem Angebot sorgt für überdurchschnittliche Absatzvolumina. BYD produzierte 2024 rund 4,25 Millionen Fahrzeuge, davon knapp 2,5 Millionen Plug-in-Hybride. Bis 2027 soll die Kapazität auf 6,6 Millionen Fahrzeuge steigen, bei einer prognostizierten Auslastung von über 80 Prozent. Das Wachstum dürfte sich nach 2026 moderat verlangsamen, bleibt aber solide.
Herausforderungen durch verschärften Wettbewerb
Trotz aller Stärke bleibt BYD nicht immun gegen den zunehmenden Konkurrenzdruck. Neue Anbieter wie NIO, XPeng und Li Auto wachsen rasant und erhöhen den Druck auf Marktanteile. Bereits im April 2025 verzeichnete BYD einen Absatzrückgang um 4 Prozent gegenüber dem Vormonat, während der Gesamtmarkt zulegte. Um seine Position zu sichern, muss der Konzern weiterhin auf Innovation, Qualität und Effizienz setzen.
Bewertung und Ausblick: Weiteres Kurspotenzial
Auf Basis einer DCF-Analyse mit einem Abzinsungssatz von 11,2 Prozent ergibt sich ein Kurspotenzial von 55 Prozent. Das Kursziel liegt bei 21,40 US-Dollar beziehungsweise 166,56 Hongkong-Dollar, was einer „Strong Buy“-Empfehlung entspricht.
BYD überzeugt mit finanzieller Solidität, stabilen Margen und einem überzeugenden Preis-Leistungs-Verhältnis im Massenmarkt. In einem von Konsolidierung und Preiskampf geprägten Umfeld bleibt das Unternehmen dank seiner Kostenführerschaft und Innovationskraft einer der aussichtsreichsten Titel der globalen Elektromobilität.