BYD-Aktie: Ein plötzlicher Tritt auf die Bremse
Die BYD-Aktie kann zum Wochenbeginn ihren jüngsten Abwärtstrend stoppen und sich bei knapp über 13 € stabilisieren. Gibt es gute Nachrichten vom chinesischen Branchenprimus oder haben Anleger die Aktie in den letzten Wochen überverkauft?
Kein Werk in Mexiko
Ob die Nachrichten gut sind, lässt sich momentan kaum beurteilen. Aufhorchen lassen sie auf jeden Fall.
BYD gab zum Wochenbeginn bekannt, vorerst kein Werk in Mexiko zu bauen. Über viele Monate waren die Chinesen auf der Suche nach einem geeigneten Standort für eine Produktionsstätte für den nordamerikanischen Markt.
Diese Pläne wurden nun auf Eis gelegt und der Schuldige dafür ist zweifellos US-Präsident Trump. Mit seinen Strafzöllen in Höhe von 25% auf Autos aus mexikanischer Produktion hat Trump es für Autobauer schlichtweg unrentabel gemacht, im Nachbarland der USA Fahrzeuge zu bauen.
Damit bleibt das kürzlich eröffnete Werk in Brasilien bis auf Weiteres BYDs einzige Produktionsstätte auf dem amerikanischen Markt. Doch auch in Südamerika haben die Chinesen derzeit mit viel Gegenwind zu kämpfen.
Zuletzt wurden in den Medien schwerwiegende Vorwürfe gegen BYD laut, dass beim Bau des brasilianischen Werks Arbeiter massiv ausgebeutet wurden. Sogar von „Sklavenarbeit“ war die Rede. Diese Vorwürfe könnten für einen Imageschaden sorgen und dem chinesischen Autokonzern durchaus gefährlich werden.
Ist das Expansionstempo zu hoch?
Sogar den sonst so kompromisslosen Chinesen scheint es zu dämmern, dass sie die Auslandsexpansion möglicherweise zu stark forciert haben. Hochrangige BYD-Manager äußerten zuletzt sogar öffentlich, dass ihr Konzern die Expansion behutsamer angehen müsse.
Aber das würde ein geringeres Tempo und folglich niedrigere Absätze im Ausland zur Folge haben. Eine Folge, die definitiv nicht zu BYDs Gesamtstrategie passt. Die Chinesen wollen in diesem Jahr 5,5 Millionen Autos verkaufen. Im ersten Halbjahr waren es rund 2,1 Millionen. Das bedeutet, dass sie im zweiten Halbjahr eine ganz große Schippe drauflegen müssen.
Charttechnisch angeschlagen
Die BYD-Aktie ist charttechnisch massiv angeschlagen. Seit Ende Mai befindet sie sich in einem steilen Abwärtskanal. Die jüngste Kursstabilisierung ist deshalb ein sehr gutes Zeichen. Sollte sie halten, könnte der Abwärtstrend noch diese Woche zu Ende gehen.
Nun hängt alles an Europa
Ich sehe derzeit kein kurzfristiges Upside für die BYD-Aktie. Im chinesischen Heimatmarkt ist erneut ein ruinöser Preiskampf zwischen den Herstellern ausgebrochen, der meiner Meinung nach empfindliche Spuren im Gewinn von BYD hinterlassen wird.
Der US-amerikanische Markt bleibt für die Chinesen vorerst verschlossen. Die Zölle der Trump-Administration machen den Export aus Mexiko für BYD unattraktiv. Bleibt letztlich wohl nur der Bau einer Fabrik in den USA selbst.
Damit wird sich das globale Schicksal von BYD fürs Erste auf dem europäischen Markt entscheiden. Ich bin davon überzeugt, dass der chinesische Hersteller in den kommenden Jahren deutlich an Marktanteilen in Europa gewinnen wird. Aber BYD wird meiner Meinung nach nur eine von vielen Automarken hierzulande sein und keine dominante Marktposition gewinnen.
Die Europäer, allen voran die beiden Branchengrößen Volkswagen und Stellantis, haben inzwischen ihre Kosten im Griff und können ebenso Elektroautos zu vernünftigen Preisen anbieten. Das entzieht BYD seinen größten Wettbewerbsvorteil: der Preis.
Andersrum formuliert: Wenn europäische Autokäufer die Wahl zwischen einem BYD-Auto und einem gleichwertigen Modell eines europäischen Herstellers haben, das 10 bis 20% mehr kostet, werden sich meiner Ansicht nach fast alle Käufer für eine heimische Marke entscheiden. Das wird es für BYD sehr schwierig machen.
In diesem Zusammenhang interessant: Der Kapitalmarkt erlebt derzeit eine massive Umschichtung – unser exklusiver Report „Europa schlägt zurück“ analysiert drei europäische Unternehmen mit vollen Auftragsbüchern, die jetzt besonders attraktive Einstiegschancen bieten.
ℹ️ BYD in Kürze
- BYD („Build your dreams“) (WKN: A0M4W9) ist ein chinesischer Mischkonzern, der vor allem im Bereich der Herstellung von Akkumulatoren und Automobilen tätig ist.
- Der im chinesischen Shenzhen ansässige Konzern stieg 2023 zum weltgrößten Hersteller von Elektroautos auf.
- Mit einer Marktkapitalisierung von rund 120 Milliarden € zählt BYD zu den wertvollsten Konzernen Chinas.
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