Bayer-Aktie: Endspiel in Sachen Glyphosat

Zieht Bayer die Reißleine?

Bei der Bayer-Aktie geht es dieser Tage hoch her. Nachdem das Papier des deutschen Chemie- und Pharmariesen am Mittwoch um -10% einbrach, ging es am gestrigen Donnerstag wieder um +3% bergauf. Auch der Start in den Freitag ist mit einem Kursplus von über +2% geglückt. Was steckt hinter den hohen Kursschwankungen der Bayer-Aktie und wie sollten Anleger darauf reagieren?

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Eine Warnung aus Washington

Gegenwärtig überschlagen sich die Ereignisse beim Pflanzenschutzmittel Roundup (Glyphosat), das Bayer seit der Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 Abertausende Klagen in Milliardenhöhe beschert hat. Der Kurssturz zur Wochenmitte ist auf die Initiative „Make America healthy again“ des neuen US-Gesundheitsministers Robert Kennedy Jr. zurückzuführen, in deren Rahmen Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat als potenziell gesundheitsgefährdend eingestuft werden sollen.

Kennedy ist ein altbekannter Gegner von Pflanzenschutzmitteln. Bereits im Jahre 2019 unterstützte er Kläger in einem der ersten Prozesse gegen Bayer in Sachen Glyphosat. Kommende Woche will Kennedy seine Initiative vorstellen, in der angeblich auf mögliche Zusammenhänge zwischen Unkrautvernichtern und chronischen Krankheiten hingewiesen wird.

Das letzte Wort hinsichtlich des Einsatzes von Glyphosat hat aber nicht das US-Gesundheitsministerium, sondern die unabhängige Umweltbehörde EPA. Nach mehrfacher Überprüfung hat sie das Pflanzenschutzmittel für sicher befunden und sogar einen Warnhinweis auf mögliche Krebserkrankungen auf dem Produktlabel verboten.

Zieht Bayer die Reißleine?

Wie der Einbruch der Bayer-Aktie zur Wochenmitte zeigt, ist die Nervosität von Anlegern angesichts des Vorgehens der US-Regierung allerdings trotzdem groß. Medienberichten zufolge forciert Bayer nun auch Pläne, komplett die Reißleine bei Roundup zu ziehen.

Die Leverkusener überlegen bereits seit längerem, die Monsanto-Einheit in die Insolvenz nach texanischem Recht zu schicken, um sich darüber der Klagen zu entledigen. Offenbar hat der Konzern nun die renommierte Anwaltskanzlei Latham & Watkins und den Restrukturierungsberater AlixPartners engagiert, um diese Option zu prüfen. Ein Antrag nach dem amerikanischen Chapter 11 könnte Klagen gegen die Sparte stoppen.

Bislang ist Bayer allerdings vor diesem Schritt zurückgeschreckt und das aus gutem Grund, denn es gibt zwei prominente Präzedenzfälle in denen US-Konzerne mit diesem Vorgehen krachend gescheitert sind. Der Mischkonzern 3M, der damit Schadensersatz wegen defekter Ohrstöpsel verhindert wollte, und der Pharma- und Konsumgüterriese Johnson & Johnson, der mit Klagen wegen eines krankheitserregenden Babypuders konfrontiert war, scheiterten vor Gericht mit diesem Vorgehen. Die Richter sahen es als unzulässig an, dass sich Konzerne mit dem sogenannten „Texas Two-Step“-Verfahren vor Schadenersatz drücken wollten. Eine derartige Entscheidung droht auch Bayer.

Ein unüberwindbarer Widerstand

Das Chartbild der Bayer-Aktie hat sich zum Wochenschluss deutlich verschlechtert. Am Dienstag scheiterte der DAX-Wert ein weiteres Mal an seinem 6-Monatshoch bei 25 €.

Dieser Widerstand scheint für die Aktie derzeit einfach nicht überwindbar. Ich gehe davon aus, dass der Pharma- und Chemiewert in den kommenden Wochen weiter in einem Seitwärtstrend zwischen 20 und 25 € auf und ab pendelt.

Nach wie vor Füße stillhalten

Ich rate Anlegern nach wie, die Füße bei der Bayer-Aktie stillzuhalten. Das Risiko in Sachen Glyphosat-Klagen ist noch längst nicht vom Tisch. Immer noch sind mehr als 65.000 Klagen in den USA anhängig. Ob die von den Leverkusenern gebildeten Rückstellungen für Prozesskosten und Schadenersatz ausreichen, ist völlig unklar.

Hinzu kommt, dass die zuletzt gemeldeten Zahlen für das Auftaktquartal 2025 zwar okay waren, aber auch nicht mehr. Meiner Einschätzung nach sind die Quartalszahlen keine Grundlage für ein Upside der Bayer-Aktie.

Solange sich keine dauerhaft tragfähige Lösung in Sachen Glyphosat abzeichnet, würde ich mir die Bayer-Aktie nicht ins Portfolio legen. Das Rendite-Risiko-Verhältnis ist in meinen Augen immer noch ungünstig.

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ℹ️ Bayer in Kürze

  • Die Bayer AG (WKN: BAY001) ist einer der weltgrößten Chemie- und Pharmakonzerne. Der Konzern ist in drei Geschäftsbereiche untergliedert: Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Arzneimittel), Consumer Health (rezeptfreie Medikamente) und Crop Science (Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung).
  • Bayer hat seine Konzernzentrale in Leverkusen und unterhält weltweit Niederlassungen.
  • Der Konzern ist Mitglied im deutschen Leitindex DAX und im europäischen Leitindex Euro Stoxx 50. Der Börsenwert beträgt aktuell ca. 23 Milliarden €.

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