Bayer-Aktie: Beginnt jetzt die Kursrallye?
Die Bayer-Aktie ist am Montag mit einem Anstieg von aktuell knapp +12% auf knapp 30,90 € der größte Gewinner im DAX. Hintergrund sind starke Studienergebnisse zu einem neuen Medikament. Zuletzt verlief der Kurs sehr volatil, eine klare Richtung war nicht zu erkennen. Ist dieser Anstieg nachhaltig?
Studiendaten sind erfolgreich
Ein großes Problem des Pharmakonzerns ist, dass bei den Blockbustern Eylea und Xarelto der Patentschutz abgelaufen ist und die Umsätze deutlich fallen. Bei Eylea sank er im dritten Quartal von 848 auf 731 Millionen €. Bei Xarelto fiel der Rückgang von 802 auf 540 Millionen € noch stärker aus.
Somit kommt die Nachricht über die erfolgreichen Studiendaten zum Gerinnungshemmer Asundexian nach einem Schlaganfall genau richtig. Das globale Marktvolumen in diesem Bereich wird auf 3 Milliarden € geschätzt. Noch sind es jedoch nur Studiendaten und bis zu einem fertigen Medikament ist es noch weit.
Klagen weiterhin der Belastungsfaktor
Seit der Übernahme von Monsanto 2018 leidet der Konzern unter den US-Klagen. Der größte Brocken bezieht sich auf das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Zunehmend rückt auch PCB in den Mittelpunkt.
Laut Unternehmensangaben sind von den insgesamt 197 000 Klagen 132 000 beigelegt. Gegenüber dem Sommer erhöhte sich die Zahl der Klagen jedoch um 5 000. Das Problem ist, dass ohne eine endgültige Rechtsprechung immer neue Klagen hinzukommen.
Im dritten Quartal wurden 1 Milliarde € den Rückstellungen zugefügt. Ein Ende der Sonderbelastungen ist momentan nicht zu erkennen, das dürfte weiterhin den Kursverlauf belasten.
Erwartungen der Analysten übertroffen
Das operative EBITDA vor Sondereinflüssen verbesserte sich um 20,8% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit wurden die Erwartungen der Analysten übertroffen. Hier machten sich die reduzierten Kosten deutlich bemerkbar.
Beim Konzernergebnis fiel aufgrund von Sonderfaktoren, Abschreibungen und höheren Zinsen ein Verlust von 1 Milliarde € an. Im Vorjahr lag der Fehlbetrag bei 4,1 Milliarden €; hier wurden jedoch erhebliche Abschreibungen auf das Agrargeschäft vorgenommen.
Die Nettofinanzschulden konnten etwas reduziert werden, mit 32,7 Milliarden sind sie jedoch noch immer sehr hoch.
Der Konzernumsatz sank nominal um 3,1% auf 9,7 Milliarden €; währungsbereinigt wäre er geringfügig gestiegen. Mit einem Anstieg von 3,5% entwickelte sich der Umsatz im Agrargeschäft positiv. Das Segment Consumer Health blieb beim Umsatz und Ertrag konstant.
Insgesamt sind die Zahlen solide ausgefallen, dies gilt insbesondere für den operativen Gewinn.
Jahresprognose bestätigt
Aufgrund des bisherigen Geschäftsverlaufs wurde die Jahresprognose bestätigt. Demnach wird mit einem Umsatz von 46 bis 48 Milliarden € gerechnet. Beim operativen EBITDA stehen 9,7 bis 10,2 Milliarden € auf dem Zettel.
Der Personalabbau ist noch nicht abgeschlossen. Gegenüber dem Vorjahr reduzierte sich die Zahl der Mitarbeiter um 6,1% auf 88 500; die Personalausgaben sanken deutlich um 16,6% auf 2,6 Milliarden €.
Was bedeutet das für die Aktie?
Erfreulich ist, dass der Kurs gegenüber dem Jahresanfang um rund +50% gestiegen ist. Der Hauptgrund hierfür ist, dass der Konzernumbau weit fortgeschritten ist, und die operativen Erträge stiegen. Der heutige Kursschub sollte nicht überbewertet werden. Die Marktteilnehmer übertreiben bei jeder positiven Nachricht, das Kernproblem bleiben jedoch die Klagen.
Unter diesem Aspekt halte ich den Kursanstieg nicht für nachhaltig und rechne wieder mit einer Korrektur. Das Problem der Klagen bestimmt weiterhin wesentlich den Kursverlauf. Erst wenn das oberste amerikanische Gericht (Supreme Court) ein endgültiges Urteil spricht, herrscht Klarheit; das dürfte jedoch noch dauern. Positiv ist, dass die Aktie von den jüngsten Kursturbulenzen weitestgehend verschont blieb.
Die Analysten bewerten die Aussichten sehr unterschiedlich. Die Deutsche Bank liegt mit ihrem Zielkurs von 23 € am unteren Ende der Bandbreite, die DZ Bank ist mit 35 € weiterhin zuversichtlich. Der mittlere Wert der Analysen liegt bei 27,50 €.
Mein Fazit: Die Aktie ist trotz des starken Kursanstieges wenig interessant. Solche starken Kursanstiege enden oftmals wieder in einer Korrektur.
Ergänzend dazu: Unser exklusiver Report „Die 200-Milliarden-Dollar-Pille“ analysiert zwei innovative Unternehmen, die im boomenden Markt der Abnehmpräparate höchstwahrscheinlich vor einer Kursexplosion stehen.
ℹ️ Bayer in Kürze
- Die Bayer AG ist einer der weltgrößten Chemie- und Pharmakonzerne. Der Konzern ist in drei Geschäftsbereiche untergliedert: Pharmaceuticals (rezeptpflichtige Arzneimittel), Consumer Health (rezeptfreie Medikamente) und Crop Science (Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung).
- Bayer hat seine Konzernzentrale in Leverkusen und unterhält weltweit Niederlassungen.
- Das Unternehmen ist im DAX gelistet. An der Börse wird es aktuell mit 30,4 Milliarden € bewertet.