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Auto1-Aktie: Besteht noch Hoffnung?

Rudolf Schneider / 01.10.23 / 8:36

Aktionäre des Autohändlers Auto1 (WKN: A2LQ88) haben einen langen Leidensweg hinter sich. Nach der Erholung bis Anfang August auf rund 10 € ist der Kurs zuletzt wieder auf aktuell 6,10 € abgestürzt. Ursache dafür waren die Quartalszahlen sowie die Senkung der Umsatzprognose Mitte September. Lohnt sich derzeit eine Investition für Anleger?

auto1.com

ℹ️ Auto1 vorgestellt

Die Auto1 Group SE ist ein 2012 gegründetes Unternehmen mit juristischem Sitz in München und Verwaltungssitz in Berlin. Sie betreibt nach eigenen Angaben „Europas führende digitale Automobilplattform“ für den Online-Kauf und -Verkauf von Gebrauchtwagen. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 1,3 Milliarden €.

Umsatzprognose gesenkt

Was Marktexperten schon länger befürchtet haben, ist jetzt eingetreten: Der Autohändler hält nicht mehr an seiner Umsatzprognose für laufende Geschäftsjahr fest. Bislang hatte der Konzern Einnahmen auf Vorjahresniveau von 6,5 Milliarden € in Aussicht gestellt, zog den Prognosebetrag nun jedoch ersatzlos zurück. Analysten haben aufgrund des Absatzrückgangs die Jahreserlöse im Schnitt zuletzt auf 5,9 Milliarden € geschätzt.

Auf dem Gebrauchtautomarkt vollzog sich zuletzt die gleiche Entwicklung wie bei Neufahrzeugen: Der Absatz ging zurück. Mitverantwortlich ist die hohe Inflation, die Haushalte verfügen dadurch über weniger freies Einkommen.

An der Ertragsprognose hat Auto1 jedoch festgehalten. Demnach soll ein bereinigtes EBITDA von 500 bis 550 Millionen € erzielt werden. Der operative Gewinn wurde bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen Anfang August nach oben revidiert. Statt einem operativen Verlust von 60 bis 90 Millionen € wird jetzt nur noch mit einem Wert von 50 bis 70 Millionen € gerechnet.

Ebenfalls bestätigt wurde der geplante Fahrzeugabsatz. Der Jahreswert soll unverändert bei 625.000 Einheiten +/- 5% landen. Davon entfallen rund 65.000 auf die Autohero und 560.000 auf das Segment Merchant.

Ertragslage deutlich verbessert

Die Zahlen des am 2. August veröffentlichten Quartalsbericht vielen gemischt aus. Der Fahrzeugabsatz reduzierte sich um 15% auf 141.682 Einheiten. Der Umsatz sank um 23% auf 1,34 Milliarden €.

Positiv entwickelte sich dagegen die Ertragslage. Der operative EBITDA-Verlust verringerte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 32 Millionen € auf 14,8 Millionen €. Hier machten sich die Kostensenkungen deutlich bemerkbar.

Beim Bruttogewinn mit 127,8 Millionen € sowie einem Gewinn pro Fahrzeug von 898 € wurden Rekordwerte erzielt. Besonders hoch war der Bruttogewinn in dem Segment Retail (Autohero): Statt einem erwarteten Wert von 1.500 € lag der Gewinn pro Einheit bei 1.680 €.

Christian Bertermann, CEO und Mitgründer der AUTO1 Group, beschreibt die Geschäftsentwicklung so:

Im zweiten Quartal haben wir einen großen Schritt in Richtung Break-even gemacht. Wir haben unsere Kostenbasis und unsere Unit Economics in allen Geschäftsbereichen im Laufe des letzten Jahres deutlich verbessert und freuen uns darauf, jetzt wieder in unser Wachstum zu investieren und durchzustarten.

Was bedeutet das für die weitere Kursentwicklung?

Auf Jahressicht betrachtet verlief der Kursverlauf sehr volatil: Kaum hatte sich die Auto1-Aktie berappelt, kam ein weiterer starker Rückschlag. Seit der Bekanntgabe der Quartalszahlen beträgt der Kurseinbruch rund -38%. Die Anleger scheinen das Vertrauen in den Wert verloren zu haben.

Es zeigt sich einmal mehr, dass der Ausgabekurs von 38 € total überzogen war. Kurz nach Börseneinführung sprang das Papier sogar auf 57 €. Wer damals eingestiegen ist und die Aktie bisher gehalten hat, hat einen Verlust von rund -90% erlitten. Solches Gebaren von Finanzinvestoren ist für eine Aktienkultur schädlich.

Auf dem aktuellen Bewertungsniveau ändert sich das Bild: Die Aktie hat gezeigt, dass sie sich von Tiefschlägen erholen kann. So dürfte es auch diesmal kommen. Entscheidend für den weiteren Kursverlauf ist die Ertragssituation, und hier ist der Konzern auf einem guten Weg. Kurse um 9 € sind aus meiner Sicht realistisch und machbar.

Die Analysten halten die Aktie bei dem jetzigen Niveau für total unterbewertet. Die niedrigste Einschätzung von Barclays liegt bei 8,10 €, am zuversichtlichsten ist RBC mit einem Zielwert von 20 €. Die Analysten von Goldman liegen mit ihrem Zielkurs von 9 € bei meiner Einschätzung.

Mein Fazit: Momentan eignet sich die Aktie eher für risikoorientierte Anleger und für Trader.

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