Assembly Biosciences +367%: Showdown zum Jahresende?
Es ist eine Kursrallye aus dem Bilderbuch: Die Aktie von Assembly Biosciences läuft seit Monaten auf Hochtouren, markierte bei 36,22 US$ gestern ein neues Langzeithoch. Der jüngste Quartalsbericht zeigt: Alles deutet auf einen Showdown zum Jahresende hin.
Alles nach Plan
Die Datenlage sämtlicher vier klinischen Assets des Biotechunternehmens ist mindestens vielversprechend, im Falle des Wirkstoffkandidaten ABI-5366 gegen wiederkehrenden Genitalherpes schon jetzt sogar ziemlich aussagekräftig. Wie aktuelle Aussagen des Managements auf einer Investorenkonferenz vermuten lassen, verspricht das kommende Daten-Update zum Jahresende die starke Datenlage noch einmal zu untermauern.
ABI-5366 werden mögliche Spitzenumsätze von mehreren Milliarden US$ bescheinigt und besitzt somit Blockbusterpotenzial. Vorbereitungen einer Phase 2 sollen bereits laufen; der Start ist für Mitte kommenden Jahres angesetzt. CEO Jason Okazaki kommentierte das abgelaufene Quartal wie folgt:
Unser drittes Quartal war geprägt von bedeutenden Fortschritten in unserer Pipeline und wichtigen Datenveröffentlichungen, insbesondere den beeindruckenden vorläufigen Daten zur antiviralen Aktivität und den klinischen Ergebnissen aus unserer Phase-1b-Studie für ABI-5366 bei Teilnehmern mit wiederkehrendem Genitalherpes.
Kurzfristige Entscheidung(en) erwartet
Gilead, bereits mit rund 30 Prozent an Bord, steht nun vor der Wahl: Vier vielversprechende Medikamentenkandidaten aus den Bereichen Hepatitis B, Hepatitis D und Herpesvirus stehen kurzfristig an ihrem Opt-in-Punkt, sprich: Der Konzern entscheidet über die mögliche Einverleibung der Assets in Form von Lizenzrechten zu vordefinierten Konditionen.
Halten die Daten, was sie versprechen, wäre eine vollständige Übernahme Assemblys auf lange Sicht jedoch vermutlich deutlich attraktiver. Denn: Gilead müsste für jede einzelne Lizenz zwischen 45 Millionen und 125 Millionen US$ berappen sowie bis zu 330 Millionen US$ an Meilensteinzahlungen sowie spätere Umsatzbeteiligungen bis in den zweistelligen Prozentbereich leisten. Rechnet man allein letztere Zahlungen hoch, könnte sich selbst eine Multi-Milliarden-Übernahme für Gilead als die günstigere Variante erweisen.
Assembly besitzt derweil seinerseits das Recht, sich im Anschluss einer Auslizenzierung erneut einzukaufen und 40 Prozent der Kosten und zukünftigen Gewinne mit Gilead zu teilen. Etwas, das dem Pharmakonzern eher nicht schmecken dürfte.
Position der Stärke
Meiner Meinung nach agiert Assembly längst aus einer Position der Stärke, ist auf Jahre finanziert und erwartet bereits im kommenden Jahr eine weitere Zahlung von Gilead in Höhe von 75 Millionen US$, wodurch sich lediglich die grundsätzliche Kooperation mitsamt Opt-in-Rechten verlängert.
Die Marktkapitalisierung Assemblys beläuft sich mittlerweile auf rund 570 Millionen US$, könnte durch noch ausstehende und sofort wandelbare Warrants, die im Rahmen der letzten Kapitalerhöhung ausgegeben wurden (Pre-Funded und Class A mit Strike bei 21,60 US$), nochmal um knapp 190 Millonen US$ steigen. In Wandlungsfall würde das Unternehmen damit Stand heute über geschätzt 320 Millionen US$ Cash und einen Enterprise Value von rund 450 Millionen US$ verfügen.
Wie viel Luft nach oben?
Ich hatte die äußerst positive Kursentwicklung Assemblys frühzeitig antizipiert und die Aktie zum Top-Favoriten 2025 ausgerufen. Nach mittlerweile in der Spitze +367% Kursperformance seit dem April-Tief bei 7,75 US$ stellt sich die Frage nach dem weiteren Potenzial – und Risiko.
Ich denke nicht, dass aus Datensicht nennenswerte kurzfristige Risiken bestehen. Dafür liegen bereits zu viele Ergebnisse vor und zu den noch laufenden Herpes-Studien gibt es sehr positive Signale seitens des Managements. Gleichzeitig zeigt die stabile Kursentwicklung, dass die Großinvestoren offensichtlich auch an das „Big Picture“ denken. Sollte sich dennoch wider Erwarten ein großer Aktionär verabschieden oder sich dazu entschließen nur Warrants zu behalten, dürfte das den Kurs kurzfristig deutlich unter Druck setzen.
Ich selbst halte eine Übernahme weiterhin für das wahrscheinlichste und durchaus auch kurzfristige Szenario – und zwar zu Kursen über 50 US$, möglicherweise sogar an die 100 US$. Dennoch habe ich bereits hohe Gewinne realisiert und plane weiterhin, meine Gesamtposition zu verkleinern. Insbesondere dann, wenn sich weitere Gelegenheiten mit exzellenten Chance-Risiko-Profilen wie regelmäßig im No Brainer Club ergeben.
Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Assembly Biosciences in signifikantem Umfang. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.