Amgen: Vom Biotech-Innovator zur Pharma-Größe

Defensiv, aber lohnenswert
Gideon Crest

Im Laufe der Jahre hat sich Amgen von einem klassischen Biotechnologieunternehmen mit hohem Innovationsrisiko zu einem gereiften, cashflow-starken Unternehmen entwickelt. Die Geschäftsstruktur ähnelt heute eher der eines etablierten Pharma-Konzerns als der eines dynamischen Biotech-Pioniers. Ich halte die Aktie für kaufenswert.

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Auch wenn weiterhin in biotechnologische Therapien investiert wird, liegt der Schwerpunkt bei Amgen mittlerweile auf einem breiten, diversifizierten Produktportfolio – von Krebsbehandlungen bis hin zu Herz-Kreislauf-Medikamenten. Ergänzt wird das durch ein wachsendes Geschäft mit Biosimilars. Damit ist das Unternehmen nicht mehr in erster Linie ein Wachstumswert, sondern erfüllt zunehmend die Rolle eines defensiven Ankers im Gesundheitssektor, der stabile Erträge und Kapitalerhalt ermöglicht.

Ein solides, breit aufgestelltes Umsatzfundament

Die Umsatzstruktur von Amgen verdeutlicht die gelungene Diversifikation des Unternehmens: Kein einzelnes Medikament dominiert den Gesamtumsatz übermäßig. Das Portfolio zeigt sich gut gemanagt, mit soliden Wachstumsimpulsen und nur geringfügigen Schwankungen in der Nachfrage von Quartal zu Quartal. Auch das Risiko durch auslaufende Patente scheint begrenzt – insbesondere durch die zunehmende Bedeutung des Biosimilars-Geschäfts. Allein AMGEVITA, WEZENLA, PAVBLU und MVASI trugen im letzten Quartal rund 564 Millionen US-Dollar zum Umsatz bei, was etwa 7,5 % der Gesamterlöse ausmacht. Die Umsätze in diesem Bereich legten im Jahresvergleich um fast 50 % zu.

Herausforderungen und Chancen im Biosimilars-Geschäft

Trotz des Wachstums bringt das Geschäft mit Biosimilars auch Herausforderungen mit sich. Der fehlende Schutz durch Patente führt zu hohem Wettbewerbsdruck und kontinuierlicher Produktrotation. Außerdem bestehen Risiken durch Preisdruck und logistische Anforderungen. Dennoch zeigt sich Amgen bisher robust im Umgang mit Nachfrageveränderungen. Auch wenn ältere Produkte wie AMGEVITA und MVASI rückläufige Umsätze verzeichnen, gelingt es dem Unternehmen, durch neue Markteinführungen gegenzusteuern.

Ein echter Stresstest steht jedoch bevor: Ab Februar 2025 läuft der Patentschutz für Prolia – Amgens aktuell umsatzstärkstes Medikament – aus. Auch XGEVA ist von einem sogenannten „Patent-Cliff“ betroffen. Zwar könnten zusätzliche Patentschichten wie Verfahrens- und Formulierungspatente für Prolia bis 2037 einen gewissen Schutz bieten. Entscheidend wird jedoch sein, ob das Biosimilars-Segment weiter dynamisch wächst und damit Umsatzeinbußen abfedern kann.

Wachstumsimpulse aus etablierten und neuen Produkten

Besondere Aufmerksamkeit gilt neben den Biosimilars den bewährten Medikamenten Enbrel und Repatha. Letzteres konnte im Jahresvergleich um rund 27 % zulegen. Auch neue Produkte wie Tezspire (gegen schwere Asthmaformen) oder Lumakras (bei KRAS-mutiertem Lungenkrebs) bieten langfristige Wachstumschancen, wenngleich ihr Umsatzanteil derzeit noch gering ist. Amgen kann darüber hinaus durch Preis- und Produktmix-Anpassungen flexibel auf Marktveränderungen reagieren.

Bewertung: Stabilität vor Dynamik

Amgen wird aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 14 bewertet – ein Niveau, das in etwa dem historischen Durchschnitt und vergleichbaren Pharmawerten wie AbbVie entspricht. Daraus ergibt sich zwar kein Schnäppchenkurs, aber eine faire Bewertung für ein cashflowstarkes Unternehmen ohne kurzfristige Wachstumsexplosionen. Die Märkte scheinen den Risiken auslaufender Patente gelassen gegenüberzustehen – dank Produktvielfalt und dem Potenzial des Biosimilars-Geschäfts.

Dividenden als Investmentkern

In einem Umfeld ohne kurzfristige Bewertungsfantasie rücken Dividenden als zentrales Argument in den Vordergrund. Amgen zahlt aktuell eine stabile Dividendenrendite von rund 3 %, bei einer nachhaltigen Ausschüttungsquote von etwa 45 %. Seit 13 Jahren wurden die Dividenden kontinuierlich erhöht – mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 8,7 % über fünf Jahre. In Kombination mit aktiven Aktienrückkäufen entsteht ein attraktives Gesamtpaket für einkommensorientierte Investoren. Trotz eines moderaten Kurswachstums von rund 15 % in den letzten fünf Jahren liegt die Gesamtrendite – inklusive Dividenden – bei etwa 35 %, was einer jährlichen Durchschnittsrendite von über 6 % entspricht.

Risiken und strategische Perspektiven

Wesentliche Risiken für Amgen bestehen vor allem in den bereits erwähnten Patentabläufen sowie im zunehmenden Wettbewerb im Biosimilars-Markt, der auf die Margen drücken könnte. Gleichzeitig bestehen aber zahlreiche Wachstumsoptionen. Die Medikamente Tezspire, Blincyto und Evenity könnten sich zu starken Umsatztreibern entwickeln. Hinzu kommen vielversprechende Spätphasen-Projekte wie MariTide (Adipositas), Olpasiran (kardiovaskuläre Erkrankungen) und Rocatinlimab (atopische Dermatitis). Auch Programme im Bereich seltener Erkrankungen – darunter Uplizna, Dazodalibep und Daxdilimab – bieten mittelfristige Wachstumschancen.

Nicht zuletzt könnte eine temporäre Neubewertung durch Übernahmen oder Pipeline-Erfolge neue Umsatzquellen erschließen und die defensive Marktposition zusätzlich stärken.

Ein Kauf für defensive Anleger mit Weitblick

Angesichts der makroökonomischen Lage positioniert sich Amgen ideal für defensive Investoren. Die geringe Zyklizität des Geschäftsmodells wirkt in volatilen Märkten stabilisierend. Der starke Cashflow passt gut in ein Umfeld mit langfristig höheren Zinsen. Mit einem Beta-Faktor von lediglich 0,33 zeigt sich die Aktie zudem resistent gegenüber größeren Marktschwankungen.

Ich sehe Amgen als Kauf für einkommensorientierte Anleger und defensive Portfolios. Auch wenn die Aktie derzeit nicht am Tiefpunkt notiert, bietet sie Substanz, Stabilität und laufende Erträge. Rücksetzer könnten gezielt für Zukäufe genutzt werden – denn hier kauft man vor allem Beständigkeit, nicht Spekulation.

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