AMD-Aktie: OpenAI-Deal befeuert Fantasie auf 600 US$
Die Aktie von Advanced Micro Devices steht wieder im Rampenlicht. Der Grund: OpenAI hat sich verpflichtet, künftig in großem Stil auf AMDs Instinct-GPUs zu setzen. Der Deal könnte die Umsatzprognosen des Chip-Herstellers grundlegend verändern – auch wenn die wirtschaftlichen Details noch nicht vollständig klar sind.
OpenAI bestellt Rechenleistung im Gigawatt-Maßstab
OpenAI plant, ab der zweiten Hälfte des Jahres 2026 GPUs der sogenannten 450er-Generation von AMD zu beziehen. Das Unternehmen spricht von einer Gesamtleistung von sechs Gigawatt an Maschinen, die über mehrere Jahre ausgeliefert werden sollen. Für AMD bedeutet das laut eigenen Angaben Umsatzzuwächse in zweistelliger Milliardenhöhe ab 2026 – mit einem jährlichen Umsatzpotenzial von rund 20 Milliarden US-Dollar, sobald die volle Produktionskapazität 2027 erreicht ist.
Allerdings ist der Vertrag mit einer Besonderheit verbunden: AMD räumte OpenAI 160 Millionen Warrants ein, also Optionen auf den nahezu kostenlosen Kauf von AMD-Aktien beim Erreichen bestimmter Meilensteine. Diese ungewöhnliche Struktur erschwert die Bewertung des tatsächlichen wirtschaftlichen Nutzens des Deals.
Analysten müssen ihre Prognosen überarbeiten
Nach vorliegenden Daten rechneten Analysten bislang mit 41 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr 2026 und 53 Milliarden im Jahr 2027. Mit dem neuen Auftrag dürften diese Schätzungen deutlich übertroffen werden.
Im jüngsten Quartal erzielte AMD im Bereich Datacenter lediglich 3,2 Milliarden US-Dollar Umsatz – ein Wachstum von 14 Prozent, also deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Der Bereich war zudem noch nicht profitabel. Mit dem OpenAI-Deal dürfte sich das schlagartig ändern: Allein das erste Jahr der Kooperation entspräche einem Umsatzsprung von über 160 Prozent im Datacenter-Geschäft.
Warrants als zweischneidiges Instrument
Um den Auftrag zu sichern, hat AMD OpenAI über 160 Millionen Aktienoptionen gewährt. Deren genauer Wert hängt vom Marktpreis und den Bedingungen der Ausübung ab. Schätzungen zufolge könnte der faire Wert dieser Warrants zwischen fünf und zwölf Milliarden Dollar liegen. Sollte AMDs Aktienkurs tatsächlich die 600-Dollar-Marke erreichen, könnte das Paket für OpenAI sogar rund 90 Milliarden Dollar wert sein. Diese Kursmarke stellt nämlich den finalen Meilenstein in der Vereinbarung dar.
Für AMD bedeutet diese Struktur einerseits einen Anreiz für OpenAI, den eigenen Aktienkurs zu steigern, andererseits aber auch eine potenzielle Verwässerung der Gewinne pro Aktie (EPS), sobald die Optionen eingelöst werden.
Strategischer Befreiungsschlag gegen Nvidia
Der Deal ist mehr als nur ein Auftrag: Er signalisiert AMDs ernsthaften Willen, Nvidia im GPU-Geschäft herauszufordern. Spätestens mit der 450er-Generation will AMD in den direkten Wettbewerb mit Nvidias „Vera Rubin“-Chips treten. Das größte Hindernis bleibt dabei die Software – Nvidias CUDA-Ökosystem gilt als Industriestandard.
AMD arbeitet intensiv daran, diese Lücke mit seiner offenen Plattform ROCm zu schließen, insbesondere für große Kunden mit eigener Software-Entwicklungsinfrastruktur. Für kleinere Entwickler bleibt der Rückstand zwar bestehen, doch Deals wie der mit OpenAI zeigen, dass AMD bei den größten Akteuren zunehmend Fuß fasst.
Offene Software als langfristige Waffe
Während Nvidia auf ein proprietäres System setzt, verfolgt AMD konsequent den Open-Source-Ansatz. Große Cloud-Anbieter und Hyperscaler begrüßen diesen Schritt, da er Druck auf Nvidias Margen ausübt und die Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter reduziert. Sollte es AMD gelingen, ein stabiles und leistungsfähiges Open-Source-Ökosystem aufzubauen, könnte das langfristig zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse im KI-Chipmarkt führen – ähnlich wie in anderen Technologiebereichen, in denen offene Standards proprietäre Systeme verdrängt haben.
Risiken bleiben – aber auch enormes Aufwärtspotenzial
Trotz aller Euphorie birgt der Vertrag Risiken. OpenAI könnte Schwierigkeiten haben, die nötigen Mittel aufzubringen, um seine Verpflichtungen zu erfüllen. Noch vor drei Jahren spielte das Unternehmen auf dem Markt kaum eine Rolle; heute wird es bereits höher bewertet als AMD selbst. Sollte OpenAI scheitern, könnte der Deal ins Wanken geraten.
Dennoch bietet die Vereinbarung eine außergewöhnliche asymmetrische Chance: Sollte alles nach Plan laufen, könnte AMD seinen Marktanteil im KI-Geschäft deutlich ausbauen und langfristig eine ernsthafte Alternative zu Nvidia werden. Das Aufwärtspotenzial der Aktie überwiegt derzeit die Risiken – insbesondere, weil OpenAI nun ein direktes Interesse daran hat, den AMD-Kurs in Richtung 600 Dollar zu treiben.
Fazit
Der Deal zwischen AMD und OpenAI ist ein Wendepunkt. Kurzfristig mag die Bilanzierung kompliziert und die wirtschaftliche Logik nicht sofort klar sein. Langfristig jedoch stärkt die Partnerschaft AMDs strategische Position im KI-Zeitalter erheblich. Die Aktie bleibt ein mutiger, aber attraktiver Kauf für Investoren, die auf den Aufstieg einer offenen Alternative zu Nvidia setzen.
ℹ️ AMD in Kürze
- Advanced Micro Devices (AMD) mit Hauptsitz in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien entwickelt und vertreibt Mikroprozessoren, Chipsätze und System-on-a-Chip-Lösungen.
- Eine eigene Fabrikationsstätte hat das Unternehmen seit der Ausgründung der eigentlichen Halbleiterherstellung im Jahr 2009 in Globalfoundries nicht mehr.
- Aktuell hat das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 378 Milliarden US$.