AMD-Aktie: Kann sie Nvidia attackieren?

OpenAI-Deals im Fokus

Im Rennen um die technologische Vorherrschaft im Bereich Künstliche Intelligenz dominiert Nvidia mit Abstand den Markt. Doch mit den jüngsten Partnerschaften könnte AMD eine ernstzunehmende Rolle im KI-Sektor einnehmen – oder zumindest davon profitieren, mitgezogen zu werden.

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Nvidia vs. AMD – ein ungleiches Duell

Es ist allgemein bekannt, dass AMD bisher nur einen Bruchteil des Erfolgs von Nvidia Corporation im KI-Bereich verbuchen konnte. Zwischen 2024 und 2025 dürfte AMD insgesamt noch nicht einmal die Marke von 10 Milliarden US-Dollar an kumulierten KI-Umsätzen überschritten haben. Im selben Zeitraum erzielte Nvidia hingegen fast 200 Milliarden US-Dollar in diesem Segment. Dennoch haben nun beide Unternehmen Vereinbarungen mit OpenAI abgeschlossen, um KI-Produkte im Wert von über 100 Milliarden US-Dollar zu liefern.

Diese Entwicklungen werfen die Frage auf: Wird AMD weiterhin nur die zweite Geige spielen – oder ist dies der Moment, in dem AMD zur ernsthaften Konkurrenz für Nvidia avancieren kann?

Kapitalbedarf auf Rekordniveau

Unabhängig vom Ausgang des Duells zwischen Nvidia und AMD steht eines fest: Ohne enorme Summen an Kapital lässt sich die Entwicklung von KI-Infrastruktur nicht finanzieren. Dabei wird deutlich, dass Nvidia in einer stärkeren Position ist – während Nvidia aktiv in OpenAI investiert, ist AMD auf das Kapital von OpenAI angewiesen.

Bevor die Details der AMD-Partnerschaft betrachtet werden, lohnt sich ein Blick auf die wirtschaftliche Lage von OpenAI – denn diese ist ausschlaggebend dafür, ob solche Großprojekte überhaupt realisierbar sind.

OpenAIs finanzielle Realität

OpenAI ist nicht börsennotiert, dennoch lassen sich aus öffentlich verfügbaren Informationen und Aussagen von Führungskräften einige Rückschlüsse ziehen. ChatGPT – das Hauptprodukt von OpenAI – ist trotz großer Beliebtheit alles andere als profitabel. Die notwendige Rechenleistung und der Forschungsaufwand sind enorm.

Im Juli wurde OpenAI von der Finanzchefin mit einem monatlichen Umsatz von rund einer Milliarde US-Dollar beziffert, was einem Jahresumsatz von etwa 12 Milliarden US-Dollar entspricht. Für das Gesamtjahr 2025 wird mit einem Anstieg auf 13 bis 15 Milliarden US-Dollar gerechnet. Gleichzeitig liegt die geschätzte Cashburn-Rate bei über 60 % des Umsatzes. Einem Bericht von The Information zufolge verbrannte das Unternehmen allein im ersten Halbjahr 2025 rund 2,5 Milliarden US-Dollar, vor allem für Forschung und Betrieb von ChatGPT.

Daraus ergibt sich ein geschätzter Mittelabfluss von 8 bis 9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 – trotz der Einnahmen. Zwar verfügte OpenAI im Juli über liquide Mittel in Höhe von 17,5 Milliarden US-Dollar, doch das Geschäftsmodell wirft bislang keinen nachhaltigen Cashflow ab. Stattdessen ist das Unternehmen vollständig auf Kapitalrunden und externe Investitionen angewiesen.

OpenAI spricht davon, bis 2028 einen Umsatz von 100 Milliarden US-Dollar zu erreichen – ob dies gelingt, bleibt aber abzuwarten. Bis dahin bleibt das Geschäftsmodell defizitär.

OpenAI und Nvidia – ein strategisches Investment

Im Gegensatz zu AMD investiert Nvidia direkt in den Aufbau der OpenAI-Infrastruktur. Im Gegenzug erhält Nvidia nicht stimmberechtigte Anteile an OpenAI. Die erste Ausbaustufe umfasst ein Gigawatt Rechenkapazität und wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Jahres 2026 mit der nächsten Generation der „Vera Rubin“-Chips ausgeliefert. Die erste Tranche des Projekts umfasst ein Investitionsvolumen von 10 Milliarden US-Dollar.

Diese Partnerschaft ist insofern besonders, als dass sie zirkulär funktioniert: Nvidia stellt Kapital bereit, OpenAI verwendet dieses Geld zum Kauf von Nvidia-Hardware, und Nvidia erhält im Gegenzug Unternehmensanteile. So entsteht ein geschlossener Kreislauf, bei dem Nvidia effektiv einen Großteil seines Investments über Produktverkäufe wieder einnimmt.

Für OpenAI ist diese Lösung vorteilhaft: Statt Barmittel zu benötigen, gibt es lediglich Anteile ab – ein akzeptabler Tausch, solange sich das Unternehmen noch im Wachstumsmodus befindet.

OpenAI und AMD – mehr Risiko, mehr Bedingungen

Ganz anders sieht die Partnerschaft mit AMD aus. Hier investiert nicht AMD in OpenAI, sondern umgekehrt: OpenAI bezahlt für AMD-Hardware und erhält dafür Optionsrechte (Warrants) auf AMD-Aktien. Dabei handelt es sich um bedingte Rechte – sie greifen nur, wenn bestimmte technische und wirtschaftliche Meilensteine erreicht werden und der Aktienkurs von AMD gewisse Schwellenwerte überschreitet.

OpenAI hat im Rahmen dieser Vereinbarung das Recht auf bis zu 160 Millionen AMD-Aktien – etwa 10 % des derzeitigen Aktienbestands. Die erste Tranche ist an die Bereitstellung eines Gigawatt an Rechenkapazität gebunden, spätere Tranchen erfordern bis zu sechs Gigawatt. Sollte AMDs Aktienkurs die erforderlichen Werte nicht erreichen, könnten die Optionen wertlos verfallen – OpenAI hätte dann für Hardware bezahlt, ohne eine Beteiligung zu erhalten.

Diese Konstruktion birgt somit Risiken für beide Seiten. AMD gibt potenzielle Unternehmensanteile ab, um OpenAI als Kunden zu gewinnen, während OpenAI auf einen Kursanstieg spekulieren muss, um seine Investitionen zu refinanzieren. Das Potenzial für zukünftige Verkäufe von AMD-Aktien durch OpenAI könnte zudem auf den Aktienkurs drücken, falls OpenAI seine Beteiligung liquidieren möchte.

Vergleich der Modelle – klare Vorteile für Nvidia

Die Unterschiede zwischen den beiden Partnerschaften könnten kaum größer sein. Nvidia profitiert sofort durch Umsätze und Beteiligung an einem führenden KI-Unternehmen. OpenAI wiederum erhält die benötigte Hardware, ohne Geld aufbringen zu müssen. Bei AMD hingegen muss OpenAI in Vorleistung gehen und trägt ein größeres Risiko, ohne garantierte Gegenleistung.

Da OpenAI nicht über unbegrenzte liquide Mittel verfügt, ist jede Kapitalbindung kritisch. Die Nvidia-Partnerschaft ist hier deutlich effizienter strukturiert und bietet beiden Seiten mehr Sicherheit und Planungsspielraum.

Welche Rolle kann AMD spielen – und was bedeutet das für Anleger?

Durch diese Vereinbarung hat AMD sich zumindest die Tür geöffnet, eine größere Rolle im KI-Sektor zu spielen. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass AMD durch die 1-GW-Ausbaustufe rund 20 Milliarden US-Dollar an Umsatz erzielen könnte – bei etwa einer Million GPUs zu je 20.000 US-Dollar. Die Umsetzung wird jedoch mindestens 18 bis 24 Monate dauern. In der zweiten Hälfte 2026 könnte AMD mit etwa 2 bis 3 Milliarden US-Dollar Umsatz rechnen, im ersten Halbjahr 2027 mit 5 bis 6 Milliarden US-Dollar.

Selbst mit dieser Vereinbarung rechnen Analysten derzeit nur mit einem Umsatzwachstum von 31 % für das Jahr 2027. Geht man von einem optimistischeren Szenario mit 36 % Wachstum aus, läge der Gesamtumsatz bei etwa 56 Milliarden US-Dollar. Das entspräche einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 6. Im Vergleich dazu wird Nvidia mit einem Verhältnis von fast 13 bewertet.

Sollte AMD eine höhere Bewertung erreichen – beispielsweise ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von 8 – könnte der Aktienkurs bei rund 285 US-Dollar liegen. Bei einem Verhältnis von 10 wäre sogar ein Kurs von 357 US-Dollar denkbar. Angesichts aktueller Bewertungsniveaus wäre das eine realistische und attraktive Entwicklung.

Fazit: Eine zweite Chance für AMD

Während Nvidia unter stagnierendem Wachstum leidet – trotz enormer Cashflows – hat AMD als kleinerer Wettbewerber nun die Chance auf überdurchschnittliche Kursgewinne. Die Dynamik dieser Partnerschaft, sofern sie erfolgreich umgesetzt wird, könnte den Aktienkurs von AMD erheblich beflügeln.

Allerdings ist der Erfolg keineswegs garantiert. AMD muss sowohl bei der Hardware als auch bei der Software liefern – ohne Verzögerungen oder Rückschläge. Gelingt dies, könnte AMD endlich aus dem Schatten von Nvidia treten. Kommt es jedoch zu Problemen, wird das Projekt eher als PR-Gag in Erinnerung bleiben – mit langfristigen Folgen für das Vertrauen in AMDs Position im KI-Sektor.

ℹ️ AMD in Kürze

  • Advanced Micro Devices (AMD) mit Hauptsitz in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien entwickelt und vertreibt Mikroprozessoren, Chipsätze und System-on-a-Chip-Lösungen.
  • Eine eigene Fabrikationsstätte hat das Unternehmen seit der Ausgründung der eigentlichen Halbleiterherstellung im Jahr 2009 in Globalfoundries nicht mehr.
  • Aktuell hat das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von rund 386 Milliarden US$.
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