Alphabet-Aktie: Wie gut ist Gemini wirklich?

KI im Fokus
Redaktion

Die Alphabet-Aktie erhält neuen Rückenwind: Der Konzern rückt im globalen KI-Rennen stärker denn je in den Fokus von Anlegern und Entwicklern. Technologische Fortschritte, wachsende Reichweite und ein sich beschleunigender Cloud- und Infrastrukturzyklus lassen die Chancen steigen, dass Alphabet als langfristiger Sieger der aktuellen KI-Generation hervorgeht.

Viersen, Germany - February 9. 2024: Closeup of Smartphone screen with logo lettering of Google Gemini on computer keyboard

Ein stärkeres Fundament für die Vorherrschaft in der KI

Noch vor wenigen Quartalen schien es fraglich, ob Alphabet zu OpenAI aufschließen könnte. Während Gemini erste Ansätze zeigte, galt GPT-5 als bevorstehender großer Technologiesprung. Heute präsentiert sich das Bild grundlegend verändert. GPT-5 startete mit gedämpfter Resonanz, wurde vielerorts als bloßes Zwischenupdate wahrgenommen und erntete Kritik für seine Architektur und Qualität der Präsentationen. Gleichzeitig arbeitete sich Gemini von einem soliden Verfolger zu einem klaren Leistungsträger hoch. Die Integration von KI in Google-Suche, Android und YouTube, kombiniert mit positiven Rückmeldungen früher Tester zu Gemini 3.0, stärkt die Annahme, dass Alphabet den strukturellen Vorteil im KI-Zyklus ausbauen könnte.

Gemini 2.5 Pro: Ein Modell, das seine Spitzenposition behauptet

Gemini 2.5 Pro übernahm auf unabhängigen Reasoning-Benchmarks die Führung – und verteidigt sie seit Monaten. Auf SimpleBench erreichte das Juni-Checkpoint als erstes Modell die 60-Prozent-Marke und liegt inzwischen stabil bei 62 Prozent, vor GPT-5 und anderen aktuellen Systemen. Diese Beständigkeit ist bemerkenswert in einer Branche, in der Modelle typischerweise schnell wieder von neuen Wettbewerbern verdrängt werden.

Auch andere Bewertungsplattformen liefern ein einheitliches Bild. In LMArena und vergleichbaren Community-Wettbewerben rangiert Gemini 2.5 Pro dauerhaft auf den vorderen Plätzen. Interne und externe Auswertungen bestätigen starke Ergebnisse bei GPQA, SWE-bench Verified und WebDevArena. Damit überzeugt das Modell sowohl in öffentlichkeitswirksamen Wettbewerben als auch in anspruchsvollen, mehrstündigen Reasoning-Runs professioneller Engineering-Teams.

Gemini 3.0: Hinweise auf einen deutlichen Technologiesprung

Während Gemini 2.5 Pro bereits die Gegenwart dominiert, deuten frühe Tests von Gemini 3.0 auf einen Schritt in eine neue Leistungsdimension hin. Entwickler berichten in A/B-Vergleichen und Previews von einer „denkenden“ Version, die sowohl Gemini 2.5 Pro als auch GPT-5 und Anthropics Sonnet-Modelle übertreffe – besonders bei komplexen Programmieraufgaben, SVG-Generierung, 3D-Szenenaufbau und multimodalen Problemen. Die Fähigkeiten reichen deutlich über reine Textgenerierung hinaus und berühren Felder, die tiefere logische und räumliche Kompetenzen verlangen.

Cybersecurity- und Engineering-Blogs schildern, wie Gemini 3.0 in einer einzigen Eingabe komplette Websites, interaktive Schachvisualisierungen, spielbare 3D-Assets oder einfache Betriebssystem-ähnliche Interfaces erzeugt – ohne die typischen Aussetzer oder Abschweifungen anderer Modelle. Ein Tester bezeichnete das Modell nach intensiven Prüfungen von 13 anspruchsvollen Aufgaben als „echten Sprung“. Bemerkenswert ist, dass diese Rückmeldungen auf einer Version basieren, die noch gar nicht offiziell veröffentlicht wurde.

Globale Reichweite: Wie Alphabet KI massenhaft verteilt

Die Modellqualität ist nur eine Seite des Erfolgs, die enorme Reichweite der Alphabet-Plattformen die andere. Googles KI-Zusammenfassungen im Suchergebnis erreichen inzwischen über zwei Milliarden monatliche Nutzer in mehr als 200 Ländern und rund vierzig Sprachen. Alphabet meldet, dass Suchanfragen mit KI-Overviews zusätzliche Folgeabfragen auslösen, insbesondere bei jüngeren Nutzern, die andernfalls möglicherweise direkt zu ChatGPT oder Perplexity gewechselt wären.

YouTube, Android und die wachsende Distanz im Videobereich

Im Übergang von statischen Inhalten zu Video- und Echtwelt-Interaktionen besitzt Alphabet einen entscheidenden Vorteil. Die Videomodelle Veo 3 und Veo 3.1 erzeugen 1080p-Material mit hoher physikalischer Konsistenz und integriertem Audio. Sie sind direkt in Tools wie den Gemini Video Generator und YouTube Shorts eingebettet, wo bereits zig Millionen KI-Videos entstanden sind – ein starker Rückfluss an Daten und Nutzerfeedback für die Weiterentwicklung der Modelle.

Parallel eröffnet DeepMinds Weltmodell Genie 3 ein neues Forschungskapitel. Aus nur einem Prompt entstehen interaktive 720p-Welten mit 24 Bildern pro Sekunde – ein möglicher Vorläufer alltagstauglicher KI-Agenten. In Verbindung mit der immensen YouTube-Videobibliothek verfügt Alphabet über einen Datenvorteil, den Wettbewerber realistischerweise kaum einholen können.

Auch Android wächst zunehmend zu einer KI-Oberfläche zusammen. Circle to Search läuft auf mehr als 300 Millionen Geräten und erlaubt den direkten Einstieg in den KI-Modus. Gemini Live, die multimodale Sprach- und Interaktionsoberfläche, wird auf neue Pixel- und Galaxy-Modelle ausgerollt und kann tief in Google-Apps sowie Samsung-Dienste eingreifen. Damit verwandelt sich Gemini immer stärker in ein Betriebssystem-Element statt eine reine Web-Anwendung.

Cloud, maßgeschneiderte TPUs und ein vertikaler Technologie-Stack

Auf Unternehmensebene entwickelt sich Google Cloud zu einem zentralen Treiber des KI-Geschäfts. Mit 13,6 Milliarden Dollar Umsatz im zweiten Quartal 2025, einem Wachstum von 32 Prozent, und einem Run-Rate von 50 Milliarden Dollar setzt die Sparte neue Maßstäbe. Die Nachfrage nach KI-Infrastruktur und Gemini-Diensten trug wesentlich zu diesem Schub bei; der Cloud-Backlog erreichte 155 Milliarden Dollar.

Technologisch setzt Alphabet auf eine vertikale Stack-Strategie. Die Trillium-TPUs der sechsten Generation bieten etwa die vierfache Trainingsleistung früherer Varianten bei deutlich höherer Energieeffizienz. Die neuen Ironwood-TPUs legen noch einmal nach – rund viermal schneller als Trillium und etwa zehnmal schneller als v5-Varianten. Vergleiche mit Nvidias Blackwell-Chips zeigen, dass Googles TPU-Pods auf Hyperscale-Niveau eine ähnliche Trainingsleistung ermöglichen, dabei aber weniger Energie verbrauchen und kostengünstiger sind. Für Unternehmen, die Gemini optimal nutzen wollen, wird die Kombination aus Modell, Hardware und Cloud-Service zu einem schlagkräftigen Gesamtpaket.

Risiken auf dem Weg zur Marktführerschaft

Trotz des starken Trends bleibt Alphabet nicht ohne Risiken. Das Benchmark-Umfeld wird dichter, und weder ist garantiert, dass Gemini 3.0 reibungslos in den Produktivbetrieb übergeht, noch dass Google seine Dominanz über alle Aufgabentypen hinweg halten kann. Mit Claude, Llama und DeepSeek stehen mehrere Ökosysteme bereit, die rasch aufholen – teils mit deutlich geringeren Kostenstrukturen.

Hinzu kommen Investitionsdruck und Regulierung. Alphabet plant rund 85 Milliarden Dollar an CapEx für Rechenzentren, Energieinfrastruktur und TPU-Entwicklung. Sollte der Preisdruck im KI-Markt stärker steigen als erwartet, erhöht dies die Anforderungen an künftige Renditen. Regulatorisch steht Alphabet unter verschärfter Beobachtung: In den USA gelten bereits Urteile gegen das Unternehmen im Bereich Ad-Tech und Suche, während europäische Behörden offen über strukturelle Eingriffe diskutieren. Selbst die Genehmigung der Wiz-Übernahme zeigt, dass größere KI-Deals unter strenger Kontrolle stehen.

Ausblick: Alphabet als wahrscheinlicher Gewinner des KI-Zeitalters

Der Kern der optimistischen Einschätzung bleibt unverändert, doch die Datenlage hat sich deutlich verbessert. Alphabet verfügt nicht nur über herausragende Forschungsteams, sondern inzwischen über ein Spitzenmodell, das seit Monaten Rekorde setzt und Millionen Nutzer weltweit erreicht. Erste Eindrücke von Gemini 3.0 deuten darauf hin, dass der Vorsprung sogar wachsen könnte.

Such-Interaktionen steigen durch KI-Features statt zu sinken, die Gemini-App zählt über 500 Millionen monatlich aktive Nutzer, und GPT-5 konnte die erhoffte Führungsrolle für OpenAI nicht zurückholen. Gleichzeitig wächst die Alphabet-Cloud mit hoher Dynamik, TPUs zeigen Skalenvorteile gegenüber der Konkurrenz, und ein einzigartiger Datenpool aus Video- und Mobilnutzung bildet einen breiten Schutzwall.

Die Summe dieser Faktoren macht es zunehmend wahrscheinlich, dass Alphabet im neuen KI-Zyklus als langfristiger Gewinner hervorgeht – technologisch, strategisch und an den Finanzmärkten.

ℹ️ Alphabet in Kürze

  • Alphabet Inc. (WKN: A14Y6H) ist eine im kalifornischen Mountain View ansässige Holding und Muttergesellschaft der weltgrößten Suchmaschine Google.
  • Neben Google betreibt Alphabet auch die Videoplattform YouTube und ein Cloud-Business. Zudem gehören zahlreiche Venture-Unternehmen, wie beispielsweise DeepMind und Waymo, zur Holding.
  • Alphabet ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500. Der Konzern wird zu den sogenannten „Big Five“ der Technologieindustrie gezählt und ist aktuell rund 3,44 Billionen US$ wert.
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