Alnylam Pharmaceuticals auf Allzeihoch: War's das noch nicht?

Noch mehr Potenzial
Gideon Crest

Alnylam Pharmaceuticals hat mit den Ergebnissen des zweiten Quartals für eine echte Überraschung gesorgt. Der fulminante Verkaufsstart von Amvuttra hat die Erwartungen weit übertroffen und dem Unternehmen einen kräftigen Schub an der Börse beschert.

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Rekordquartal nach starker Nachfrage

Die Aktien von Alnylam Pharmaceuticals erreichten nach Veröffentlichung der Quartalszahlen ein neues Allzeithoch. Ausschlaggebend für diesen Höhenflug war der überdurchschnittlich erfolgreiche Verkaufsstart von Amvuttra zur Behandlung der ATTR-Amyloidose mit Kardiomyopathie (ATTR-CM). Dieser übertraf sämtliche Prognosen und führte zu einer deutlich angehobenen Jahresprognose für das TTR-Produktportfolio, zu dem neben Amvuttra auch Onpattro gehört.

Auch wenn das Ausmaß dieses Ergebnisses überrascht, ist es angesichts der starken Marktdynamik nicht gänzlich unerwartet. Bereits etablierte Präparate wie Vyndaqel und Vyndamax von Pfizer sowie die vielversprechende Markteinführung von BridgeBios Attruby deuten auf ein wachsendes Interesse und zunehmende Behandlungsmöglichkeiten in diesem Therapiefeld hin.

Frühere Prognose bestätigt sich schneller als gedacht

Bereits zum Jahresbeginn hatte ich an die Möglichkeit eines neuen Allzeithochs innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Monate gedacht – hauptsächlich durch die mögliche Zulassung und Einführung von Amvuttra für ATTR-CM. Auch die von Sanofi entwickelte Therapie Fitusiran spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Dass sich diese Entwicklung sogar schneller als erwartet realisiert hat, bestätigt die Dynamik hinter dem Unternehmen.

Trotz des Anstiegs der Aktie bleibe ich langfristig positiv gestimmt. Alnylam galt stets als teuer bewertetes Unternehmen, konnte jedoch kontinuierlich mit Wachstumszahlen und Fortschritten in der Pipeline überzeugen – ein Muster, das sich fortsetzen dürfte.

Erfolgreiche Markteinführung von Amvuttra als zentraler Treiber

Das Management hat im Vorfeld der Produkteinführung bewusst konservative Erwartungen formuliert – eine Strategie, die sich nun als klug erwiesen hat. Allein in den USA kletterten die Nettoerlöse des TTR-Portfolios um bemerkenswerte 80 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und sogar 125 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – auf insgesamt 405 Millionen Dollar.

Laut Unternehmensangaben stammen rund 150 Millionen Dollar dieses Wachstums direkt aus der Einführung von Amvuttra nach der Zulassung Ende März. Dabei handelt es sich um echte Nachfrage: Etwa 1.400 Patienten mit ATTR-CM befanden sich zum Quartalsende in Behandlung. Zwar wurde ein Lageraufbau im Wert von 25 Millionen Dollar verzeichnet, doch entsprach dieser lediglich der wachsenden Patientenzahl. Die Vorratshaltung blieb relativ konstant, wobei Rabatte und Preisnachlässe zur Erleichterung des Zugangs ebenfalls berücksichtigt wurden.

Die hohe Nachfrage speiste sich sowohl aus Umstellungen von Tafamidis als auch aus neu diagnostizierten Patienten – trotz der zeitgleichen Markteinführung von Attruby, das seinerseits ebenfalls stark gestartet ist und inzwischen mehr als 2.000 Verordnungen verzeichnen konnte. Das lässt vermuten, dass der gesamte Markt für ATTR-CM erheblich an Fahrt aufgenommen hat.

Zurückhaltende Prognose trotz starker Zahlen

Auf Basis der aktuellen Entwicklung wurde die Jahresprognose für das TTR-Portfolio deutlich von zuvor 1,6–1,725 Milliarden Dollar auf 2,175–2,275 Milliarden Dollar angehoben. Allein in der zweiten Jahreshälfte rechnet Alnylam nun mit über 1,3 Milliarden Dollar Umsatz aus Amvuttra und Onpattro. Angesichts der starken Dynamik erscheinen selbst diese Zahlen eher vorsichtig kalkuliert. Bereits zum Ende des zweiten Quartals lag die Umsatzentwicklung auf einem Halbjahresniveau von fast 1,1 Milliarden Dollar.

Da viele Patienten im zweiten Quartal noch nicht die vollständigen drei Monate behandelt wurden, dürfte die tatsächliche Hochrechnung auf Jahresbasis sogar noch höher liegen. Ich gehe davon aus, dass der Gesamtjahresumsatz des TTR-Portfolios die Marke von 2,4 Milliarden Dollar übertreffen wird – mit Chancen auf bis zu 2,5 Milliarden.

Auch die Prognosen für die Medikamente Givlaari und Oxlumo gegen seltenen Erkrankungen wurden leicht angepasst – auf nun 475–525 Millionen Dollar. Insgesamt führt dies zu einem neuen Gesamtumsatzziel von 2,65–2,80 Milliarden Dollar für das laufende Geschäftsjahr. Das Unternehmen bekräftigte zudem sein Ziel, im Gesamtjahr einen positiven Non-GAAP-Betriebsgewinn zu erzielen – eine Vorgabe, die angesichts der neuen Umsatzerwartungen nun deutlich realistischer erscheint.

Ausblick: Fokus auf Amvuttra bleibt entscheidend

Der beeindruckende Markteinstieg von Amvuttra festigt die langfristige Wachstumsstory rund um Alnylam. Trotz des Kursanstiegs sehe ich weiteres Potenzial für die Aktie. Zwar lassen sich traditionelle Bewertungskennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Kurs-Umsatz-Verhältnis weiterhin schwer anwenden, da das Unternehmen sich noch in der frühen Phase der Kommerzialisierung befindet. Doch gerade die jüngsten Ergebnisse zeigen, welches Potenzial im ATTR-CM-Markt steckt – einem Bereich, der größer ist als alle bisherigen Märkte für Alnylam-Produkte zusammen.

In den kommenden Monaten dürften die Umsatzzahlen von Amvuttra die Hauptrolle spielen, da größere Pipeline-Updates derzeit ausbleiben. Wichtige klinische Studienergebnisse – etwa zu cemdisiran in Kombination mit pozelimab oder der Phase-3-Studie KARDIA-3 zu zilebesiran – sind zwar in Sicht, dürften aber erst gegen Jahresende Relevanz entfalten. Bis dahin bleibt Amvuttra der wichtigste Kurstreiber für die Aktie.

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