Almonty-Aktie: Wie nachhaltig ist der Wolfram-Hype?
Nach Jahren im Schatten erlebt Wolfram derzeit einen ungeahnten Nachfrage-Boom, der nicht nur die Preise, sondern auch das Interesse an Produzenten außerhalb Chinas rasant steigen lässt. Besonders im Fokus: Almonty Industries, eines der wenigen westlichen Unternehmen, das kurz vor dem Produktionsstart einer neuen großen Mine steht und so zum Hoffnungsträger für Anleger geworden ist.
Maßnahme zum richtigen Zeitpunkt
Seit über einem Jahrzehnt ist Almonty Industries mit dem Erwerb und der Erschließung von Wolfram-Liegenschaften in Europa und Asien beschäftigt. Daher war es keine Überraschung, dass die Aktie des Unternehmens einen stetigen Anstieg verzeichnete, nachdem China Anfang Februar Wolfram-Exportkontrollen eingeführt hatte.
Diese Maßnahmen kamen für Almonty genau zum richtigen Zeitpunkt, da sich das Unternehmen auf die Aufnahme der Produktion in seiner neuen südkoreanischen Mine vorbereitet. Sie dürfte sich als wertvolle neue Bezugsquelle auch und gerade für US-Kunden erweisen, könnte aber auch die weltweiten Wolframpreise belasten.
Ein strategisches Metall
Der Weltmarkt für Wolfram ist mit einem Umsatz von etwa 5 Milliarden US$ pro Jahr eher klein, aber was dieses Metall interessant und für zahlreiche Anwendungen von entscheidender Bedeutung macht, sind seine vielen Schlüsseleigenschaften. Es ist das Metall mit dem höchsten Schmelzpunkt (3.410 °C bzw. 6.170 °F), es ist sehr dicht, es ist dehnbar, d. h. es kann umgeformt werden, und es hat eine hohe Zugfestigkeit, d. h. es kann erheblichen Belastungen standhalten, bevor es bricht.
Diese Eigenschaften machen es zu einem unverzichtbaren Werkstoff für die Herstellung von Werkzeugstahl und Wolframkarbid, die in Hochleistungsmaschinen und -werkzeugen verwendet werden, sowie von hitzebeständigem Stahl, der unter anderem in Bauteilen für die Luft- und Raumfahrt und die Automobilindustrie zum Einsatz kommt.
Es handelt sich um ein Spezialmetall, von dem im vergangenen Jahr weltweit nur etwa 81.000 Tonnen produziert wurden. Das Problem, zumindest aus Sicht der nationalen Sicherheit der USA, ist jedoch, dass China über 80 % des weltweiten Wolframs produziert, während die USA gar kein Wolfram herstellen.
USA importieren fleißig
Die USA importierten im vergangenen Jahr 10.400 Tonnen des Metalls sowohl in konzentrierter als auch in raffinierter und halbraffinierter Form – das entspricht 100% des US-amerikanischen Wolfram-Verbrauchs.
Dabei gäbe es eigentlich genügend Reserven auch außerhalb Chinas. Das Problem ist die Verteilung der derzeitigen Produktionskapazitäten mit ihrer starken Abhängigkeit von der chinesischen Produktion inmitten der sich verschlechternden Beziehungen zwischen den USA und China.
Dabei ist es nicht nur Trump, auch schon die Biden-Administration hatten im Mai des vergangenen Jahres eine frühere Runde von Einfuhrzöllen angekündigt, die sich auf die Importe von Wolframkonzentrat auswirkten. Diese Ankündigung führte zu einem anfänglichen Preisanstieg und leitete den Aufwärtstrend des Preises ein, ein Trend, von dem der Aktienkurs von Almonty definitiv profitiert hat.
Projekte und Entwicklungsschritte
Das Unternehmen erwarb zunächst 2011 das Abraumprojekt Los Santos und anschließend 2013 das Projekt Valtreixal, beide in Spanien gelegen. Los Santos befindet sich jedoch seit dem zweiten Quartal 2020 in der Wartungs- und Instandhaltungsphase, während sich Valtreixal noch in der PFS-Phase befindet, also in einer frühen Phase vor dem Entwicklungsstadium. In den letzten Jahren waren die 2015 erworbene Liegenschaft Sangdong in Südkorea und das 2016 erworbene Projekt Panasqueira in Portugal von wesentlich größerer Bedeutung.
Panasqueira, eine Mine, die 1896 in Betrieb genommen wurde, ist derzeit die einzige produzierende Mine von Almonty. In dem am 31. März zu Ende gegangenen Quartal erwirtschaftete sie einen Umsatz von 7,9 Mio. US$ und erzielte ein Einkommen aus dem Bergbau von 752.000 US$.
Diese Leistung ist mit der des vorhergegangenen Quartals vergleichbar, in dem ein Betriebseinkommen von 750.000 US$ erzielt wurde. Die Mine hat in den letzten zwei Jahren eine konstante Produktion für das Unternehmen erbracht und von den steigenden Wolframpreisen profitiert.
Chronische Verluste
Die Zahlen von Almonty zeigen aber auch ein Unternehmen, das auf der Basis des Nettogewinns chronische Verluste zu verzeichnen hat. Dies hat jedoch zu einem großen Teil mit den Bemühungen des Unternehmens zu tun, seine Sangdong-Wolframmine in Südkorea wieder in Betrieb zu nehmen.
Die Mine war bis zu ihrer Schließung im Jahr 1992 die wichtigste Wolframquelle Südkoreas, aber sie ist noch lange nicht erschöpft. Die im Juli 2016 veröffentlichte PFS der Mine weist eine (wahrscheinliche) Reserve von 7,9 Mio. Tonnen mit einem Gehalt von 0,45 % WO3 aus. Die Reserve umfasst den größten Teil der gemessenen und angezeigten Ressource, aber die abgeleitete Ressource beläuft sich auf insgesamt 50,7 Mio. t mit einem Gehalt von 0,43 %, was auf die Möglichkeit einer verlängerten Lebensdauer der Mine hindeutet.
Das Projekt wird in zwei Phasen errichtet, wobei die erste Phase mit einer Produktion von 230.000 mtu (metric ton unit entspricht 10 kg) WO3 im dritten Quartal anlaufen soll. Die zweite Phase, die ebenfalls 230.000 mtu also insgesamt 4600 t WO3 produzieren wird, soll im 4. Quartal mit dem Bau beginnen und bis Ende nächsten Jahres abgeschlossen sein. So erwartet das Unternehmen für Phase 1 ein EBITDA von 41 Mio. US$ und 83 Mio. US$ für Phase 2 – bei einem CAPEX von 213 Mio. US$ bis zum Abschluss von Phase 2, sowie für den Bau einer Wolframoxid-Verarbeitungsanlage in Korea, um einen größeren Teil der nachgelagerten Wertschöpfung zu erzielen - um das mal in die richtige Relation zu bringen.
Chancen und Risiken der Almonty-Aktie
Der Aktienkurs ist im letzten Jahr um fast +400% gestiegen und Almonty wird derzeit mit einem Unternehmenswert von etwa 750 Millionen US$ gehandelt. Der Hype um Almonty liegt grundsätzlich darin begründet, dass Anleger nach potenziellen neuen Wolframproduzenten außerhalb Chinas Ausschau halten.
Hier sollte man allerdings inzwischen auch daran denken, dass das Unternehmen am 31. März nur etwa 17 Millionen US$ in der Bilanz hatte (aufgrund des IPOs ist das Cash-Polster inzwischen auf 90 Millionen US$ gestiegen), während es weiterhin mit erheblichen Quartalsverlusten zu kämpfen hat, so dass diese hohe Bewertung aktuell noch etwas verfrüht ist.
Man sollte jedenfalls genau beobachten, ob es dem Unternehmen wirklich gelingt, Phase I von Sangdong noch in diesem Jahr in Betrieb zu nehmen.
Als abschließende Ergänzung: Unser neuer kostenloser Report zeigt drei Top-Aktien auf, mit denen man jetzt noch von der laufenden Rohstoff-Rallye profitieren kann.
ℹ️ Almonty Industries in Kürze
- Almonty Industries (WKN: A1JSSD) mit Sitz in Toronto, Kanada ist ein 2011 gegründetes Bergbauunternehmen.
- Almonty konzentriert sich vor allem auf die Förderung des Metalls Wolfram.
- Derzeit betreibt der kanadische Rohstoffproduzent Minen in Portugal, Spanien und Südkorea.
- Almonty Industries ist an der Toronto Stock Exchange und der Nasdaq gelistet und ca. 1,30 Milliarden US$ wert.