Alcoa: Viele Herausforderungen, doch auch Chancen?
Die Alcoa Corporation sieht sich aktuell mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Grund dafür ist die jüngst auf 50 % angehobene Importabgabe auf kanadisches Aluminium, das in die USA eingeführt wird. Diese Maßnahme könnte in den kommenden Quartalen die Schuldenstrategie und Kapitalrückführungspläne des Managements durcheinanderbringen, da Anpassungen in der Lieferkette notwendig werden, um zusätzliche, margenbelastende Kosten abzufedern.
Trotz aller Belastungen notiert die Alcoa-Aktie derzeit auf einem attraktiven Bewertungsniveau. Sollte es positive Entwicklungen in den Handelsbeziehungen geben, könnten diese die Aktie stützen. Aus diesem Grund halte ich die Aktie weiter für kaufenswert, wenngleich ich das Kursziel nur noch bei 34,64 US-Dollar sehe, basierend auf einem Bewertungsfaktor von 5,39 des geschätzten EV/aEBITDA für das Geschäftsjahr 2026.
Aktuelle Entwicklungen im operativen Geschäft
Die Aluminiumbranche leidet bereits seit Einführung der ersten Importzölle durch Ex-Präsident Donald Trump unter strukturellem Druck. Im Rahmen von Section 232 wurde zunächst ein 25-prozentiger Einfuhrzoll auf Stahl und Aluminium eingeführt, der seit Juni 2025 für kanadisches Aluminium auf 50 % angehoben wurde. Für Importe aus Großbritannien bleibt es aufgrund eines gesonderten bilateralen Wirtschaftsabkommens bei 25 %. Die Auswirkungen auf Alcoa sind erheblich, da rund 70 % der kanadischen Aluminiumproduktion bisher in die USA exportiert wurden.
Das Management reagierte schnell auf die neue Lage und leitete einen Großteil der kanadischen Exporte in andere Länder um. Zwar musste man dadurch auf die höheren Verkaufspreise in den USA verzichten, konnte aber dennoch einen Teil der Marge sichern. Anstatt eines befürchteten Kostenanstiegs von 30 Millionen US-Dollar belief sich die tatsächliche Belastung im ersten Quartal 2025 auf etwa 10 Millionen US-Dollar.
Auf einer Branchenkonferenz Mitte Juni 2025 betonte Alcoas Finanzvorständin Molly S. Beerman, dass bislang noch kein signifikanter Nachfragerückgang infolge der Zölle zu beobachten sei. Ein entscheidender Grund, warum Alcoa derzeit kaum noch Aluminium aus Kanada in die USA bringt, liegt in der sinkenden sogenannten „Midwest Premium“. Diese ist inzwischen so niedrig, dass die zusätzlichen Zollkosten jeglichen Preisvorteil übersteigen.
Probleme und Chancen am Standort Spanien
Am spanischen Standort San Ciprián wurde Alcoa Anfang 2025 durch einen unerwarteten Stromausfall überrascht, der zu einer temporären Schließung des Schmelzbetriebs führte. Zwar hatte das Unternehmen die Produktion zuvor bereits auf 10 % der Kapazität hochgefahren, jedoch wurden infolge des Ausfalls einige der Schmelztiegel beschädigt. Das Werk bleibt vorerst geschlossen, bis die Ursache des Ausfalls eindeutig geklärt ist und technische Vorkehrungen getroffen wurden, um ähnliche Schäden in Zukunft zu vermeiden.
Tatsächlich könnte sich diese Betriebsunterbrechung für Alcoa als finanziell vorteilhaft erweisen, da das Werk ohne staatliche Unterstützung ohnehin hohe Betriebskosten verursacht. Vor allem die nationalen Energiepolitiken im Bereich der erneuerbaren Energien belasten den Standort. Ein Verkauf des Werks war bereits erwogen worden, bislang scheint es jedoch an attraktiven Angeboten zu fehlen. Das Management hält daran fest, dass der Standort unter den richtigen Energiepreisvereinbarungen profitabel arbeiten könnte.
Veräußerung der Beteiligung an Ma’aden abgeschlossen
Zum 1. Juli 2025 konnte Alcoa den Verkauf seiner 25,1-prozentigen Beteiligung am Joint Venture mit Ma’aden, der staatlichen saudischen Bergbaugesellschaft, erfolgreich abschließen. Die Transaktion bringt Alcoa 86 Millionen Ma’aden-Aktien sowie 150 Millionen US-Dollar in bar ein – was insgesamt einem Vorsteuergewinn von rund 780 Millionen US-Dollar entspricht. Die Ma’aden-Aktien müssen für mindestens drei Jahre gehalten werden; danach kann Alcoa jährlich ein Drittel der Anteile veräußern. Innerhalb dieses Zeitraums ist jedoch bereits eine besicherte Nutzung der Aktien, etwa zur Finanzierung neuer Projekte, möglich.
Finanzlage zeigt Verbesserungen trotz Zolldruck
Für das zweite Quartal 2025 rechnet Alcoa mit einer Belastung von 105 Millionen US-Dollar allein durch die neuen US-Zölle auf kanadisches Aluminium. Dennoch hat sich die Finanzlage verbessert: Ende des ersten Quartals verfügte das Unternehmen über 1,2 Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln, 2,7 Milliarden US-Dollar an Schulden sowie Pensionsverpflichtungen in Höhe von 645 Millionen. Daraus ergibt sich eine bereinigte Nettoverschuldung von 2,1 Milliarden US-Dollar.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Verschuldung deutlich reduziert: Das Verhältnis aus bereinigter Nettoverschuldung zu EBITDA sank auf 0,90. Langfristig strebt das Unternehmen eine Reduzierung der Nettoverschuldung auf 1 bis 1,5 Milliarden US-Dollar an. Sobald dieses Ziel erreicht ist, könnten neben Schuldentilgung auch wieder Rückflüsse an die Aktionäre erfolgen.
Positive und negative Szenarien für Alcoas Zukunft
Trotz der Belastung durch Zölle unternimmt Alcoa gezielte Maßnahmen zur Risikobegrenzung und konnte potenzielle Zusatzkosten bereits deutlich senken. Gleichzeitig zeigen sich im weltweiten Markt einige unterstützende Entwicklungen: Insbesondere in China wurden neue Umweltregeln und Produktionsbegrenzungen für Aluminium erlassen, was die globale Angebotslage entspannen und zu stabileren Preisen führen könnte.
Auf der anderen Seite drohen durch die Zölle in Kombination mit gestiegenen Transportkosten dennoch kurzfristige Belastungen auf Umsatz- und Ergebnisebene. In den kommenden Quartalen könnten Margen unter Druck geraten, falls sich keine kompensierenden Effekte einstellen.
Bewertung lässt Potenzial für Kursgewinne erkennen
Nach der Einführung der neuen US-Zölle ist der Bewertungsaufschlag der Alcoa-Aktie deutlich geschrumpft. Aktuell wird das Unternehmen mit einem EV/aEBITDA-Multiplikator von 4,07 gehandelt – deutlich unter dem historischen Durchschnitt und im Branchenvergleich unterbewertet.
Die Bewertung eröffnet Spielraum für Kursgewinne, insbesondere wenn es zu einer Einigung in Handelsfragen kommt. Basierend auf meiner aktuellen Prognose erscheint ein Kursziel von 34,64 US-Dollar realistisch, ausgehend von einem Multiple von 5,39 für das Geschäftsjahr 2026. Dies liegt zwar erheblich unter dem früheren Ziel von über 65 US-Dollar, das vor der Zollanhebung galt, dennoch bleibt die Aktie aus meiner Sicht ein klarer Kauf.
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