Albemarle-Aktie: China befeuert Kursrallye

Im Aufwind
Redaktion

Die Aktie des US-amerikanischen Chemiekonzerns Albemarle Corporation bewegt sich derzeit in Richtung ihrer Jahreshöchststände. Getrieben wird der Kurs durch die zunehmenden Spannungen zwischen China und den USA im Kampf um die Kontrolle strategischer Rohstoffe. Auch wenn Lithium technisch nicht zu den sogenannten Seltenen Erden zählt, gilt das Metall als Schlüsselrohstoff der weltweiten Elektrifizierung – und China dominiert bislang weite Teile des Marktes.

stock.adobe.com/Udomner

China verschärft Kontrollen über Lithiumexporte

Vergangene Woche kündigte Chinas Handelsministerium neue Exportbeschränkungen für Materialien im Zusammenhang mit Lithiumbatterien und künstlichen Graphitanoden an. Der Schritt gilt als Reaktion auf US-Zölle und Einschränkungen im Bereich von KI-Halbleitern.

Zwar fördert China nur rund 18 Prozent des weltweit abgebauten Lithiums, kontrolliert jedoch rund 65 Prozent der globalen Raffinierungskapazitäten. Damit besitzt das Land eine marktbeherrschende Stellung in der Weiterverarbeitung – ein Bereich, den viele westliche Länder aus Umweltgründen jahrelang ausgelagert hatten. Nun droht Peking, den Zugang zu Verarbeitungsanlagen und Technologien weiter zu erschweren – ähnlich wie die USA zuvor den Export von Chipfertigungsausrüstung nach China eingeschränkt hatten.

USA versuchen, eigene Lithiumversorgung aufzubauen

Die US-Regierung reagiert: Gemeinsam mit dem Energieministerium (DOE) investiert sie in Lithium Americas Corp. (LAC), um eine der größten Lithiumminen in den Vereinigten Staaten zu erschließen. Doch die Produktion soll erst 2027 oder 2028 anlaufen – und selbst dann bleibt die Abhängigkeit bei Raffinierung und Batteriefertigung bestehen.

Unternehmen mit Förderstätten außerhalb Chinas gewinnen dadurch an Wert. Albemarle verfügt über bedeutende Vorkommen in den USA, Chile und Australien und gilt damit als einer der strategisch wichtigsten Lithiumproduzenten weltweit.

Nachfrageboom trifft auf westliche Skepsis

Trotz schwächerer US-Nachfrage nach Elektrofahrzeugen bleibt der globale Bedarf hoch. Der Lithiumverbrauch ist innerhalb eines Jahres um 35 Prozent gestiegen, angetrieben vor allem durch das starke Wachstum der chinesischen E-Auto-Industrie. Anleger in den USA unterschätzen diese Dynamik häufig – ein Umstand, der Albemarle in die Karten spielen könnte.

Engpässe in Sicht: Lithium könnte knapp werden

Analysten erwarten, dass der Markt ab 2027 in ein deutliches Angebotsdefizit läuft. Der aktuelle Preis von rund 9 US-Dollar pro Kilogramm LCE (Lithiumcarbonat-Äquivalent) liegt deutlich unter dem Niveau, das für den wirtschaftlichen Betrieb neuer Minen erforderlich wäre. Ohne steigende Preise droht ein Investitionsstopp – und damit ein Versorgungsengpass, der die Preise mittelfristig wieder antreiben dürfte.

Albemarle reduziert Kosten und stärkt Cashflow

Nach einem massiven Kursanstieg auf fast 100 US-Dollar hat Albemarle eine umfassende Restrukturierung abgeschlossen. Das Unternehmen senkt seine operativen Kosten um 400 Millionen US-Dollar und reduziert seine Investitionsausgaben auf unter 700 Millionen US-Dollar im Jahr 2025. Damit erwartet Albemarle trotz niedriger Preise positive Free-Cashflow-Zahlen.

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 11 Milliarden US-Dollar und 118 Millionen ausstehenden Aktien liegt der Unternehmenswert weit unter dem Hoch von über 300 US-Dollar aus dem Jahr 2022. Selbst bei einem Lithiumpreis von 20 US-Dollar pro Kilogramm rechnet Albemarle mit einem EBITDA von über 2,5 Milliarden US-Dollar – einem Niveau, das als realistische Basis für neue Projekte gilt. In der Hochphase des Marktes lag der Preis zeitweise über 70 US-Dollar.

Bewertung und Ausblick

Aktuell wird die Aktie nur mit dem Vierfachen des bereinigten EBITDA bewertet und weist eine geringe Verschuldung auf. Während das Papier bei 50 US-Dollar ein klarer Schnäppchenpreis war, bleibt das Verhältnis von Risiko zu Rendite weiterhin attraktiv. Die geopolitische Auseinandersetzung zwischen den USA und China könnte den strategischen Wert von Albemarle zusätzlich erhöhen.

Ein Restrisiko bleibt: Fortschritte bei alternativen Batterietechnologien könnten die Abhängigkeit von Lithium verringern.

Fazit

Albemarle bietet trotz der jüngsten Kursrallye weiterhin substanzielle Chancen. Der niedrige Bewertungsfaktor, die robuste Kostenstruktur und die geopolitische Bedeutung von Lithium sprechen für weiteres Aufwärtspotenzial. Sollte sich der erwartete Angebotsengpass einstellen und die Preise anziehen, dürfte Albemarle zu den größten Profiteuren zählen – ein Unternehmen, das im globalen Wettlauf um die Energierohstoffe der Zukunft eine Schlüsselrolle spielt.

Albemarle in Kürze

  • Albemarle (WKN: 890167) ist ein US-Spezialchemiekonzern mit einem breiten Produktspektrum, das von Lithiumprodukten über Flammschutzmittel und Katalysatoren bis zu Chemikalien zur Oberflächenbehandlung reicht.
  • Albemarle gehört zu den weltweit größten Produzenten von Lithium und Lithiumverbindungen.
  • Der Konzern mit Sitz in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina ist an der New York Stock Exchange gelistet und an der Börse etwa 11,3 Milliarden US$ wert.
 
Zugehörige Kategorien: Industrie-Aktien Rohstoff-Aktien