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Snap: Das Problem des fehlenden Nutzerwachstums!

19.03.19 / 20:41

Erst kürzlich habe ich mir an dieser Stelle die Aktie des weltgrößten Sozialen Netzwerks Facebook näher angesehen. Daraus möchte ich eine kleine Serie machen. Daher folgt nun die Aktie von Snap (WKN: A2DLMS) ehe zum guten Schluss dann auch noch Twitter an die Reihe kommt. Doch „Wer oder was ist eigentlich Snap?“, wird sich jetzt wohl der ein oder andere von Ihnen fragen. Nun, hinter Snap steckt die Betreiberfirma von SnapChat.

Wenn Sie nun zu den unter 20jährigen gehören, werden Sie wohl SnapChat und somit letztlich Snap kennen. Wenn nicht, muss ich an dieser Stelle versuchen ihnen SnapChat mit wenigen Worten zu erklären. Nun, ursprünglich war SnapChat im Prinzip ein Instant Messaging-Dienst, ähnlich wie WhatsApp. Allerdings gab es bei der App eine Besonderheit. Denn anders als bei WhatsApp verschwinden bei SnapChat Bilder und Nachrichten nach wenigen Sekunden wieder.

Darum war und ist der Dienst auch insbesondere bei der jüngeren Generation sehr beliebt. Zumal hiermit auch anzügliche Fotos verschickt werden konnten, ohne das sie gespeichert und womöglich gegen einen verwendet werden konnten. Wobei das nie ganz richtig war. Denn die Fotos wurden im sogenannten Cache gespeichert und auch Screenshots waren und sind möglich. Inzwischen gibt es bei Screenshots allerdings zumindest einen entsprechenden Hinweis an den Absender.

Als Facebook Snap(Chat) kaufen wollte...

Kommen wir aber zurück zu Snap(Chat). Der Dienst war, nach seinem Start im Jahr 2011, so erfolgreich, dass ihn Facebook unter Mark Zuckerberg kaufen wollte. Dies war dem Social Media-Giganten zuvor ja schon bei den beiden aufkommenden Konkurrenten Instagram (im Jahr 2012 für 1 Mrd. US-Dollar) und WhatsApp (im Jahr 2014 für 19 Mrd. US-Dollar) gelungen. Für Snap(Chat) soll Mark Zuckerberg daher bereits im Jahr 2013 mehr als 3 Mrd. US-Dollar geboten haben.

Doch Snap-Mitgründer und -Chef Evan Spiegel lehnte ab. Genauso wie er später, genau genommen im Jahr 2016 sowie nochmal kurz vor dem Börsengang im Jahr 2017, weitere Übernahmeangebote im Volumen von teilweise mehr als 30 Mrd. US-Dollar durch Google (Alphabet) abgelehnt hat. Zunächst schien das auch ein guter Deal gewesen zu sein, denn kurz nach dem Börsengang (IPO) – im ersten Hype – lag der Börsenwert bei über 40 Mrd. US-Dollar. Doch leider ist davon inzwischen nicht mehr viel übrig.

Umsatz- und Gewinnentwicklung okay, aber das Nutzerwachstum...

Ein Blick in die Bilanz von Snap ergibt, dass das Unternehmen über knapp 390 Mio. US-Dollar an Cash/Cash äquivalenten Mitteln sowie weiteren gut 890 Mio. US-Dollar an kurzfristig monetarisierbaren Investments (wie US-Staatsanleihen) verfügt. Demgegenüber stehen Verbindlichkeiten in Höhe von gut 400 Mio. US-Dollar. Das wirkt auf den ersten Blick sehr solide, allerdings flossen alleine im Geschäftsjahr 2018 knapp 600 Mio. US-Dollar aus dem Unternehmen.

Bei gleichbleibendem Geldmittelabfluss würde es für Snap also auf Sicht von zwei Jahren langsam eng. Daran ändert auch das Umsatzwachstum in Höhe von ca. +43% auf gut 1,18 Mrd. US-Dollar wenig, auch wenn gleichzeitig der Nettoverlust um knapp -64% auf knapp 1,26 Mrd. US-Dollar reduziert werden konnte. Das größte Problem des Konzerns ist aber nicht einmal die Liquidität oder die Umsatz- und Gewinnentwicklung, sondern die Nutzerzahlen.

So erreichte Snap nämlich bereits in Q1/2018 mit seinerzeit 191 Mio. täglich aktiven Nutzern (DAUs) seinen Höchststand. Seitdem gingen die Nutzerzahlen, wenngleich nur leicht, zurück. So lagen sie im vierten Quartal 2018 bei nur noch 186 Millionen, was immerhin keine weiteren Nutzerverluste gegenüber dem Vorquartal mehr bedeutete. Selbst der mit ähnlichen Problemen kämpfende Konkurrent Twitter verfügt jedoch über fast doppelt so viele Nutzer, ganz zu schweigen vom Marktführer Facebook.

Fazit: Neue App konnte Nutzerschwund stoppen, aber wie geht es jetzt weiter?

Als Grund für den gestoppten Nutzerschwund nannte das Management – im Einklang mit den Analysten – die zuletzt vorgenommenen Verbesserungen an der App. Die Anleger an der Börse zeigten sich vom gestoppten Nutzerschwund sowie dem starken Umsatzwachstum bei deutlich verringerten Verlusten denn auch sehr begeistert. So schoss die Aktie in den letzten Wochen und Monaten von einem Allzeittief knapp unter 5,00 US-Dollar auf über 10,00 US-Dollar – und somit um mehr als +100% – nach oben.

Dabei setzen die Anleger allerdings sehr stark auf das Prinzip Hoffnung. Denn auch wenn es dem Management von Snap um CEO Evan Spiegel gelungen sein mag die Umsatz- und Gewinnentwicklung deutlich zu verbessern, wird das auf Dauer ohne Nutzerwachstum schwierig. Denn die Nutzungszeit sowie die Werbeeinnahmen je Anzeige wird Snap nicht ewig weiter steigern können. Eine Zeit lang aber dürfte es schon deshalb noch funktionieren, weil die Werbekosten bei Konkurrenten wie Facebook deutlich höher sind.

Dies hatte zuletzt dazu geführt, dass sich besonders asiatische Werbekunden ein wenig von Facebook ab- und zu Snap hingewendet haben. Allerdings läuft damit auch die Uhr für Snap. Denn wenn es dem Management nicht innerhalb kurzer Zeit gelingt, dass Nutzerwachstum wieder anzukurbeln, könnte es sehr schnell schon wieder mit der ganzen Herrlichkeit vorbei sein. Mit anderen Worten: Zu Kursen über 10,00 US-Dollar sehe ich bei der Aktie leider mehr Risiken als Chancen. Daher ist sie in meinen Augen ein Verkaufskandidat mit Kursziel 8,00 US-Dollar.

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