Ford-Aktie: Hält das Momentum 2026 an?
Die Aktie der Ford Motor Company hat 2025 eine starke Entwicklung gezeigt und zählt mit einem deutlichen Kursplus zu den auffälligeren Werten im US-Automobilsektor. Strategische Entscheidungen des Managements verändern nun jedoch das langfristige Profil des Unternehmens und werfen neue Fragen zur künftigen Ertragskraft auf.
Strategische Neuausrichtung mit weitreichenden Folgen
Der Weg der Ford-Aktie war in den vergangenen Jahren von herben Rückschlägen geprägt, dennoch hielt sich die Erwartung, dass Ford als Gewinner der amerikanischen Elektromobilitätswelle hervorgehen könnte, ohne dabei seine industrielle DNA aufzugeben. Diese Annahme basierte auf einer Balance zwischen Elektrofahrzeugen und klassischen Verbrennern.
Im Dezember folgte nun ein strategischer Einschnitt. Ford kündigte eine umfassende Reorganisation seines Elektrogeschäfts an. Künftig konzentriert sich die reine Elektroproduktion auf kleinere und kostengünstigere Fahrzeuge. Größere Modelle wie der F 150 Lightning sollen langfristig nicht mehr als vollelektrische Varianten angeboten werden, sondern ausschließlich mit Hybridtechnik. Parallel dazu entsteht ein neues Geschäftsfeld für stationäre Batteriespeichersysteme.
Im Zuge dieser Neuordnung nimmt Ford eine Abschreibung in Höhe von 19,5 Milliarden US Dollar vor, deren Großteil bereits im vierten Quartal verbucht wird. Die Maßnahmen markieren einen deutlichen Kurswechsel, der Chancen eröffnet, aber auch neue Risiken mit sich bringt.
Ein Konzern im Umbau
Am 15. Dezember legte Ford die zentralen Eckpunkte seiner neuen Ausrichtung offen. Ziel ist es, die hohen Verluste der Elektrosparte Model e einzudämmen, die Profitabilität der Nutzfahrzeugsparte Ford Pro weiter zu steigern und die eigenen Batteriefabriken besser auszulasten. Letzteres soll durch den Einstieg in das Geschäft mit Batteriespeichern gelingen.
Entscheidend ist dabei, dass Ford seine Ambitionen im Bereich Elektromobilität nicht vollständig aufgibt. Stattdessen richtet sich der Fokus auf eine neue Niedrigkostenplattform. Ein rein elektrischer Pickup mit einem Einstiegspreis von rund 30.000 Dollar soll den Auftakt bilden. Für größere Fahrzeuge setzt der Konzern künftig verstärkt auf Hybrid- und sogenannte Extended Range Electric Vehicles. Diese kombinieren einen elektrischen Antrieb mit einem benzinbetriebenen Generator, der bei Bedarf die Batterie lädt. Der Antrieb bleibt elektrisch, während Reichweitenängste reduziert werden. Vor allem chinesische Hersteller haben diese Technologie zuletzt verstärkt aufgegriffen.
Entlastung für die Bilanz absehbar
Die Eindämmung der Verluste bei Model e gehört zu den zentralen Motiven der strategischen Kehrtwende. In den vergangenen Jahren entwickelte sich diese Sparte zu einer erheblichen Belastung für die Konzernbilanz. Allein im dritten Quartal belief sich der operative Verlust auf 1,4 Milliarden Dollar bei einer extrem negativen Marge. In den ersten neun Monaten des Jahres summierten sich die Verluste auf 3,6 Milliarden Dollar.
Ein genauer Blick zeigt, dass der Großteil dieser Belastungen aus der ersten Generation elektrischer Fahrzeuge wie dem F 150 Lightning und dem Mustang Mach E stammt. Hohe Investitionen in Entwicklung und Produktion haben bislang keinen positiven finanziellen Ertrag geliefert. Mit dem Stopp weiterer Großprojekte im Bereich vollelektrischer Trucks entfällt künftig ein erheblicher Teil dieser Kapitalabflüsse.
Hier setzt auch das neue Geschäft mit Batteriespeichern an. Da die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückbleibt, sind viele Batteriekapazitäten derzeit ungenutzt. Durch Speicherlösungen für Energieversorger und Unternehmen könnten diese Anlagen in Einnahmequellen verwandelt werden.
Trotz dieser Entlastung verschiebt sich das Ziel, Model e nachhaltig profitabel zu machen, auf das Jahr 2029. Erste Verbesserungen werden zwar ab 2026 erwartet, doch die neue Zeitachse unterstreicht, dass sich Elektromobilität für Ford langsamer rechnet als ursprünglich geplant. Mittel- bis langfristig deutet jedoch vieles auf eine spürbare Verbesserung der operativen Ergebnisse hin.
Ford Pro als Stabilitätsanker
Auch die Nutzfahrzeugsparte Ford Pro dürfte von der neuen Strategie profitieren. Künftig stehen dort Hybrid- und Extended Range Modelle im Vordergrund, die mit kleineren Batterien auskommen, geringere Kosten verursachen und dennoch zu hohen Verkaufspreisen abgesetzt werden können. Diese Kombination verspricht strukturell höhere Margen.
Nach Anpassung der Ertragserwartungen ist ein Anstieg der operativen Marge von zuletzt rund elf Prozent auf über 13 Prozent realistisch. Bereits heute dominiert Ford den US Markt für Hybrid Trucks mit einem Marktanteil von mehr als 70 Prozent. Die stärkere Fokussierung auf dieses Segment verschafft dem Konzern zusätzlichen Spielraum, diese Position weiter auszubauen. Da Hybridfahrzeuge deutlich profitabler sind als reine Elektroautos, verbessert sich damit auch das langfristige Ertragspotenzial von Ford Pro.
Neue Risiken auf dem Weg nach vorn
Die strategische Neuausrichtung bringt jedoch nicht nur Vorteile. Ursprünglich basierte die langfristige Bewertung der Aktie auf der Annahme, dass Ford den Markt für vollelektrische Pickups in den USA anführen könnte. Mit der Abkehr vom reinen Elektroantrieb beim F 150 Lightning und der Streichung des T3 Projekts ist dieses Szenario deutlich unwahrscheinlicher geworden.
Reine Elektrohersteller erzielen am Kapitalmarkt häufig höhere Bewertungskennzahlen, wie das Beispiel Tesla zeigt. Die Hoffnung, dass sich Ford langfristig zumindest teilweise an diese Bewertungen annähern könnte, schwindet mit der stärkeren Ausrichtung auf Hybridtechnik.
Auch im Nutzfahrzeuggeschäft entstehen Unsicherheiten. Flottenkunden planen Fahrzeugkäufe oft Jahre im Voraus. Der Verzicht auf bestimmte elektrische Transporter könnte das Vertrauen dieser Kunden beeinträchtigen, während Wettbewerber wie General Motors gezielt Marktanteile gewinnen wollen. Gleichzeitig drängen neue elektrische Nutzfahrzeuge internationaler Hersteller in den Markt.
Hinzu kommt der Einstieg in das Batteriespeichergeschäft, der zwar logisch erscheint, aber in einem stark umkämpften Umfeld erfolgt. Etablierte Anbieter verfügen über jahrelange Erfahrung und technologische Vorteile. Tesla erzielt in diesem Segment bereits attraktive Margen, während chinesische Batteriehersteller wie CATL von deutlich niedrigeren Kostenstrukturen profitieren. Ford startet hier mit einem Wettbewerbsnachteil und muss zugleich hohe Investitionen in Personal und Infrastruktur stemmen.
Abwägende Perspektive für Anleger
Ford nähert sich dem Ende des Jahres 2025 mit einer beeindruckenden Kursentwicklung von 36 Prozent seit Jahresbeginn. Die jüngsten strategischen Entscheidungen machen die Aktie mit Blick auf die kommenden Jahre weiterhin interessant. Kurz- bis mittelfristig dürfte die Profitabilität steigen, gleichzeitig wachsen jedoch die strukturellen Risiken.
Auf Basis einer moderaten Bewertung mit einem erwarteten Kurs Gewinn Verhältnis von rund 12,8 und einer Dividendenrendite ohne Sonderdividende von rund 4,5% bleibt die Aktie attraktiv. Entscheidend wird jedoch sein, wie konsequent und effizient das Management die neue Strategie umsetzt. Die kommenden Quartale werden zeigen, ob eine Neubewertung gerechtfertigt ist oder ob die Risiken stärker ins Gewicht fallen als bislang angenommen.
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ℹ️ Ford in Kürze
- Die Ford Motor Company mit Sitz in Detroit im US-Bundesstaat Michigan ist einer der ältesten, traditionsreichsten und größten Autohersteller der Welt.
- Mit einem Absatz von 4,5 Millionen Fahrzeugen (2025) ist Ford der sechstgrößte Autobauer weltweit.
- Gegründet 1903 durch Henry Ford, sorgte der Autohersteller durch die Einführung der Fließbandproduktion im Jahr 1913 für eine Revolution in der Automobilproduktion.
- Ford ist Mitglied im US-Aktienindex S&P 500 und derzeit an der Börse ca. 54 Milliarden US$ wert.