Medline-Aktie: Kaufdruck nach IPO
Es war der weltweit größte Börsengang des Jahres: Die Aktie von Medline sorgt seit ihrem Börsendebüt am Mittwoch für große Aufmerksamkeit. Der Medizintechnik- und Versorgungsspezialist steht exemplarisch für die Rückkehr großvolumiger US-Börsengänge und rückt damit auch für langfristig orientierte Investoren in den Blick.
Ein Börsengang von historischer Dimension
Medline ist erst vor Kurzem mit einem der größten Börsengänge der vergangenen Jahre an den Markt gegangen. Die Platzierung wurde auf ein Volumen von 6,26 Milliarden US-Dollar ausgeweitet, insgesamt wechselten mehr als 216 Millionen Aktien den Besitzer. Rund die Hälfte der Anteile ging an die zehn größten Investoren, während die 25 größten Zeichner mehr als 80 Prozent der Zuteilungen erhielten. Angesichts der globalen Größe des Unternehmens war bereits im Vorfeld klar, dass der Börsengang ein außergewöhnliches Ausmaß annehmen würde. Medline ist in über 100 Ländern aktiv und erzielte auf rollierender Basis zuletzt einen Umsatz von mehr als 20,6 Milliarden US-Dollar.
Trotz dieser beeindruckenden Erlöse fiel der Nettogewinn deutlich niedriger aus. Ursache dafür sind vor allem hohe Zinsaufwendungen, die aus einer kreditfinanzierten Übernahme aus dem Jahr 2021 resultieren. Mit dem Börsengang wurde diese Schuldenlast jedoch bereits spürbar reduziert, was mittelfristig zu einer deutlichen Verbesserung von Erträgen und Margen führen dürfte. Kurzfristig bleibt dennoch abzuwarten, wie sich die Aktie in der frühen Phase nach dem Börsengang stabilisiert.
Starkes Signal für den US-Kapitalmarkt
Der Börsengang von Medline gilt als wichtiges Signal für die Wiederbelebung großvolumiger US-Aktienemissionen und hatte insbesondere für den Gesundheitssektor hohe Bedeutung. Der Ausgabepreis lag bei 29 US-Dollar je Aktie und damit leicht über dem Mittelpunkt der ursprünglichen Preisspanne. Gleichzeitig wurde das Platzierungsvolumen auf rund 216 Millionen Aktien erhöht. Die hohe Nachfrage institutioneller Investoren ermöglichte es dem Unternehmen, einen Rekorderlös von 6,26 Milliarden US-Dollar zu erzielen.
Für Anleger eröffnet sich damit der Zugang zu einem etablierten und breit aufgestellten Anbieter medizinischer Produkte. Die Nachfrage gilt als vergleichsweise stabil und verteilt sich auf Markenprodukte ebenso wie auf Dienstleistungen entlang der Lieferkette. Auch das finanzielle Profil fällt für einen Börsengang dieser Größenordnung solide aus. Medline weist für die ersten neun Monate des Jahres einen Umsatz von rund 20,6 Milliarden US-Dollar bei einem Wachstum im Bereich von etwa zehn Prozent aus und erzielte zuletzt nahezu eine Milliarde US-Dollar Nettogewinn. Damit hebt sich das Unternehmen von vielen jungen, wachstumsstarken, aber noch defizitären Börsenneulingen ab.
Ein wesentlicher Teil der Emissionserlöse dient allerdings dem Abbau der Verbindlichkeiten aus der Übernahme von 2021. Der Börsengang ist daher nicht nur als Wachstumsschritt zu verstehen, sondern auch als Bilanzbereinigung und Liquiditätsereignis für die bisherigen Finanzinvestoren. Für neue Aktionäre sinkt dadurch das finanzielle Risiko, zugleich hängt das kurzfristige Kurspotenzial stärker von operativer Effizienz und Margenentwicklung ab als von expansiven Investitionen.
Geschäftsmodell mit globaler Reichweite
Medline ist ein weltweit tätiger Hersteller und Distributor von medizinischem Verbrauchsmaterial. Das Unternehmen beliefert Krankenhäuser, ambulante OP-Zentren, Pflegeeinrichtungen und weitere Gesundheitsdienstleister mit einer breiten Palette an Produkten des täglichen Bedarfs in der Patientenversorgung. Gegründet wurde Medline bereits 1966. Heute gliedert sich das Geschäft im Wesentlichen in die Bereiche Eigenmarkenprodukte und Lösungen für die Lieferkette.
Das Markenportfolio umfasst rund 335.000 medizinisch-chirurgische Artikel, darunter Handschuhe, Schutzkleidung, OP-Sets, Produkte zur Wundversorgung sowie Materialien zur Infektionsprävention. Ergänzend bietet der Bereich Lieferkettenlösungen Dienstleistungen wie Logistik, Distribution, Bestandsmanagement und weitere Services an, die Gesundheitseinrichtungen helfen sollen, Kosten zu senken und Prozesse effizienter zu gestalten.
Ein wesentlicher Teil der Produkte wird in eigenen Fertigungsstätten hergestellt. Die Kombination aus Produktion und globaler Distribution ermöglicht es Medline, entlang der gesamten Wertschöpfungskette Margen zu erzielen. Die Bruttomarge liegt im hohen Zwanzigprozentbereich, während die operative Marge im oberen einstelligen Bereich angesiedelt ist. Die EBITDA-Marge bewegt sich im niedrigen bis mittleren Zehnerbereich. Die Nettomarge fällt mit einem mittleren einstelligen Wert deutlich geringer aus, was in erster Linie auf die hohe Zinslast zurückzuführen ist.
Das Unternehmen betreibt rund 26 Produktionsstandorte in Nordamerika, beschäftigt weltweit etwa 43.000 Mitarbeiter und bedient Kunden in rund 100 Ländern. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2025 erzielte Medline einen Umsatz von rund 20,6 Milliarden US-Dollar, was einem Wachstum von etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Nettogewinn belief sich im gleichen Zeitraum auf rund 977 Millionen US-Dollar.
Die schwere Hypothek aus der Übernahme 2021
Im Jahr 2021 wurde Medline von einem Konsortium aus Finanzinvestoren übernommen, darunter Blackstone, Carlyle sowie Hellman and Friedman. Der Transaktionswert belief sich damals auf rund 34 Milliarden US-Dollar einschließlich der übernommenen Schulden und zählte zu den größten Private-Equity-Deals jener Zeit. Die Übernahme wurde zu einem erheblichen Teil fremdfinanziert, wobei Vermögenswerte und Cashflows von Medline selbst als Sicherheit dienten.
Diese Struktur führte zu einer deutlich erhöhten Verschuldung und belastete in den Folgejahren die Ergebnisrechnung durch hohe Zinszahlungen. Ein erheblicher Teil der laufenden Erträge floss in den Schuldendienst, was die finanziellen Spielräume einschränkte. Durch den Börsengang konnte die Gesamtverschuldung nun von rund 16,8 Milliarden auf etwa 12,8 Milliarden US-Dollar reduziert werden. Dies schafft die Grundlage für spürbar bessere Margen und höhere Gewinne in den kommenden Quartalen.
Ausblick
Die Medline-Aktie schießt heute rund 10% in die Höhe und die Marktkapitalisierung steigt damit auf fast 60 Milliarden US-Dollar. Ob die positive Resonanz zum Auftakt gerechtfertigt ist, muss sich mit dem ersten Geschäftsbericht als Börsenunternehmen wahrscheinlich im Februar bis spätestens März zeigen. Wir halten die Aktie für aussichtsreich, würden dem Kurs aber aktuell nicht hinterherlaufen.
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