Volkswagen-Aktie: Hilft die EU-Entscheidung gar nicht?
Die Volkswagen-Aktie zeigte zuletzt eine starke Performance und kratzte sogar an ihrem 12-Monatshoch. Doch am Mittwochmorgen sind die Wolfsburger das Schlusslicht im DAX. Gibt das durch die EU gekippte Verbrenner-Aus keinen Rückenwind? Und wie könnte es nun mit der VW-Aktie weitergehen?
Das Verbrenner-Aus wurde gekippt
Nach monatelangen Diskussionen in Hinterzimmern wurden nun endlich die offiziellen Vorschläge der EU-Kommission veröffentlicht. Das bislang geplante Aus für Neuzulassungen von Autos mit Verbrennungsmotoren im Jahr 2035 soll doch nicht in dieser Härte kommen.
Die Kommission plant nun, die Emissionen „nur“ um 90% statt um 100% zu senken. Die Differenz soll aber von den Autoherstellern durch die Nutzung von grünem Stahl aus der EU und synthetische Kraftstoffe ausgeglichen werden. Wie das in der Praxis funktionieren soll und kann, ist bislang noch unklar.
Für die Autohersteller bedeutet das, dass sie auch nach 2035 noch Hybrid-Fahrzeuge herstellen können. Selbst die Produktion von Benzin- und Diesel-Pkw ist nicht explizit ausgeschlossen. Nicht zuletzt hat die EU vor, kleinere Elektroautos aus europäischer Produktion bei den Flottengrenzwerten, die Autobauer in Summe einhalten müssen, stärker zu gewichten.
VW setzt auf Elektromobilität
Während die EU damit den europäischen Autoherstellern ein kleines Hintertürchen bei der Transformation zur Elektromobilität öffnet, sieht Volkswagen derweil seine Zukunft voll und ganz in E-Autos. Im umgebauten Werk in Salzgitter laufen dieser Tage die ersten Batteriezellen aus eigener Fertigung vom Band. Sie werden eine neue Generation kleiner E-Autos von VW antreiben.
Die Wolfsburger gehen damit einen anderen Weg als alle anderen europäischen Hersteller. Sie sind die Einzigen, die über eine konzerneigene Batteriefertigung verfügen. Für VW-Chef Blume ist dies eine strategische Notwendigkeit. Er will sich nicht dauerhaft von chinesischen Batterieherstellern abhängig machen. Die Schweizer Großbank UBS bezeichnete VW deshalb als „last man standing“ in Europa.
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Das wäre ein schlechtes Signal
Das Chartbild der Volkswagen-Aktie hat sich in den letzten Tagen wieder etwas verdüstert. Das 12-Monatshoch bei 110 € scheint derzeit für den DAX-Titel einfach nicht zu überwinden.
Nachdem die Aktie am Freitag daran gescheitert war, hat sie leicht den Rückwärtsgang eingelegt. Ein Rückfall auf zweistellige Kurse wäre ein ganz schlechtes Signal.
Mit der richtigen Strategie unterwegs
Wie in meiner letzten Analyse rate ich weiterhin zum Kauf der Volkswagen-Aktie. Ich glaube, dass die Wolfsburger strategisch auf dem richtigen Weg sind, sich zu einem integrierten Batterie-Auto-Robotaxi-Hersteller zu entwickeln. Eine andere Strategie kommt für den zweitgrößten Autohersteller der Welt eigentlich nicht infrage.
Die eigene Batteriefertigung verspricht nicht nur in Zukunft eine größere Unabhängigkeit von chinesischen Zulieferern, sie könnte auch einen positiven Beitrag zu den Gewinnmargen von VW leisten. Gerade bei Kleinwagen ist das von entscheidender Bedeutung.
A propos Kleinwagen: Ab April wird der erste elektrische VW-Polo bestellbar sein. Mit einem Basispreis von 25.000 € ist der E-Polo nicht nur für große Bevölkerungsschichten erschwinglich, sondern auch wettbewerbsfähig mit chinesischen und koreanischen Kleinwagen. Der Erfolg des Elektro-Polo wird ein Lakmustest für die Wettbewerbsfähigkeit der Wolfsburger im Kleinwagensegment.
Dass die Volkswagen-Aktie auf die Aufweichung des Verbrenner-Aus in Brüssel nicht mit einem Kurssprung reagiert hat, zeigt mir, dass der deutsche Autobauer überhaupt nicht mehr auf diese Schützenhilfe aus Brüssel angewiesen ist. VW sieht seine Zukunft in der Elektromobilität und das ist auch gut so.
Mit einem Forward-KGV von nicht einmal 5 ist die Volkswagen-Aktie nach wie vor sehr moderat bewertet. Sie zählt deshalb zu meinen Favoriten in der Automobilindustrie.
ℹ️ Volkswagen in Kürze
- Die Volkswagen AG (WKN: 766403) mit Sitz in Wolfsburg ist der nach Umsatz größte und nach Absatz zweitgrößte Fahrzeughersteller der Welt. Zusätzlich zur Kernmarke Volkswagen ist die VW AG auch Muttergesellschaft zahlreicher weiterer Autohersteller, darunter Audi, Lamborghini, Porsche, Seat und Skoda.
- Neben dem Pkw-Bereich gehört auch der Geschäftsbereich Nutzfahrzeuge mit den Unternehmen MAN und Scania zum VW-Konzern. Zudem bietet der Konzern zahlreiche Finanzdienstleistungen an, darunter Finanzierungen und Versicherungen.
- Volkswagen ist Mitglied im deutschen Leitindex DAX und im europäischen Leitindex EuroStoxx 50 und aktuell ca. 58 Milliarden € wert.