Nvidia-Aktie: 250 Dollar auch ohne China-Fantasie?
Die Aktie von Nvidia steht erneut im Fokus, nachdem die US-Regierung überraschend den Verkauf leistungsfähiger KI-Chips nach China genehmigt hat. Anleger fragen sich nun, ob diese Entscheidung tatsächlich neue Umsatzfantasie rechtfertigt oder eher politischen Symbolcharakter besitzt.
US-Genehmigung für Chipverkäufe
US-Präsident Donald Trump hat den Export von Nvidias H200-Chips nach China freigegeben. Formal stärkt dieser Schritt die Position des Unternehmens im globalen Wettbewerb um Hochleistungs-KI-Hardware. Bei näherer Betrachtung deutet jedoch vieles darauf hin, dass der wirtschaftliche Effekt begrenzt bleibt. Die US-Regierung sichert sich im Gegenzug einen Anteil von 25 Prozent an den Erlösen aus diesen Verkäufen.
Milliardenpotenzial auf dem Papier
Der Handel mit Hochleistungschips nach China steht seit Jahren unter strenger Beobachtung. Verschärfte Exportregeln hatten zuletzt dazu geführt, dass Lieferungen der speziell für China entwickelten H20-Chips gestoppt wurden. Vor dem Lieferstopp hatte Nvidia H20-Umsätze in Höhe von 4,6 Milliarden US-Dollar erzielt, hinzu kamen nicht ausgelieferte Quartalsumsätze von 2,5 Milliarden US-Dollar. Zusammengenommen ergibt sich ein Volumen von rund 7,1 Milliarden US-Dollar, aus dem die USA rechnerisch fast 1,8 Milliarden US-Dollar an Erlösen vereinnahmen könnten.
Technisches Upgrade mit fraglichem Timing
Die nun genehmigten H200-Chips stellen technisch eine Weiterentwicklung gegenüber den H20-Modellen dar. Dennoch kommt die Entscheidung möglicherweise zu spät. Die seit 2022 verschärften Exportbeschränkungen haben die technologische Entwicklung in China nicht gebremst, sondern die heimische Chip-Innovation beschleunigt. Chinesische Anbieter haben in dieser Zeit deutlich aufgeholt.
Chinas Haltung bleibt Unsicherheitsfaktor
Auf den ersten Blick wirkt die Aufhebung des US-Exportverbots wie ein positives Signal für Nvidia. In der Praxis ist das Absatzpotenzial jedoch äußerst begrenzt. China hatte im August Unternehmen offiziell vor dem Einsatz von Chips von Nvidia und AMD gewarnt. An dieser Position hat sich bislang nichts geändert. Firmen müssen detailliert begründen, warum sie auf US-Chips angewiesen sind und warum Alternativen von heimischen Anbietern wie Huawei oder Alibaba nicht ausreichen. Faktisch bleibt damit ein chinesisches Importhemmnis bestehen, das die US-Genehmigung weitgehend neutralisiert.
Symbolischer Schritt mit strategischer Perspektive
Für Nvidia selbst ist die Situation weniger problematisch, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Die Unternehmensprognosen berücksichtigen ohnehin keine nennenswerten Umsätze aus China im Rechenzentrumssegment. Sollten dennoch Verkäufe zustande kommen, wären sie ein Bonus. Strategisch wichtiger ist der Zugang zum Markt an sich. Perspektivisch könnte ein speziell angepasster Chip auf Basis der Blackwell-Architektur folgen. Bis ein solches Produkt genehmigt und marktreif ist, dürfte jedoch noch erhebliche Zeit vergehen. Kurzfristig bleibt die Entscheidung daher vor allem ein politisches Signal mit handelspolitischer Bedeutung.
Analysten rechnen nicht mit China-Fantasie
Ein Blick auf die aktuellen Schätzungen für das kommende Jahr bestätigt die Zurückhaltung der Analysten. Die Umsatzerwartungen wurden nur minimal angehoben, die EBITDA-Prognosen stiegen um 1,6 Prozent, der freie Cashflow um zwei Prozent. Diese Anpassungen deuten nicht auf relevante China-Umsätze hin. Vielmehr basiert die positive Einschätzung weiterhin auf dem globalen Wachstumspfad des Unternehmens.
Starke Fundamentaldaten trotz geopolitischer Risiken
Unabhängig vom China-Geschäft weist Nvidia eine beeindruckende operative Entwicklung auf. Die EBITDA-Margen werden bei rund 64 bis 65 Prozent erwartet, während der Umsatz mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von fast 38 Prozent zulegen soll. Der freie Cashflow dürfte jährlich um mehr als 40 Prozent wachsen und Nvidia zu einem der finanzstärksten Akteure im Technologiesektor machen. Risiken ergeben sich vor allem aus dem kapitalintensiven Investitionszyklus im KI-Bereich, der viele Unternehmen vor Finanzierungsfragen stellt.
China bleibt vorerst kein Kurstreiber
Theoretisch ist die Genehmigung für den Export der H200-Chips ein Fortschritt und ein technisches Upgrade für chinesische Abnehmer. In der Praxis fehlt jedoch jede politische Bewegung auf chinesischer Seite. Ohne eine Kehrtwende in Peking dürfte der wirtschaftliche Effekt für Nvidia minimal bleiben. Der Schritt kommt vermutlich zu spät, während China bereits auf die nächste Chipgeneration blickt. Für die Aktie bedeutet das kurzfristig wenig zusätzliche Fantasie, ohne den langfristig positiven Ausblick zu trüben.
An unserer Einschätzung zur Aktie ändern die neuesten Entwicklungen nichts. Wir halten neue Allzeithochs in 2026 und Kurse jenseits von 250 US$ bis spätestens 2027 für möglich.
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ℹ️ Nvidia in Kürze
- Die Nvidia Corporation (WKN: 918422) ist einer der weltweit größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen.
- Die Chips und Prozessoren des Konzerns kommen in Personal Computern, Spielekonsolen, Rechenzentren und autonom fahrenden Autos zum Einsatz.
- Das in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien beheimatete Unternehmen ist Marktführer im Bereich Hochleistungschips für Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz.
- Nvidia ist Mitglied in den US-Indizes Nasdaq 100, S&P 500 und Dow Jones und wird aktuell mit rund 4,4 Billionen US$ bewertet.