Netflix-Aktie: Der Mega-Deal wackelt – was nun?

Jetzt überschlagen sich die Ereignisse: Zunächst sah es so aus, als ob sich der US-Streamingdienst Netflix die Filmgesellschaft Warner Bros. Entertainment einverleiben würde. Doch nun könnte der Rivale Paramount noch dazwischenfunken. Was bedeutet das für die Aktie und wie kann es nun weitergehen?

Platzt die Übernahme?

Am Freitag gab es die Meldung, dass der US-Streaminggigant die TV- und Filmstudios sowie die Streamingeinheit von Warner Bros. Discovery übernimmt – für einen Kaufpreis von 72 Milliarden US$. Warner Bros. ist Eigentümer bedeutender Franchises wie Harry Potter, Herr der Ringe, Matrix und DC Comics. Dazu laufen auf dem Streaming-Portal HBO Max beliebte Serien wie The Big Bang Theory, The Sopranos, Game of Thrones, Friends und The Last of Us.

Durch eine Übernahme, die aber erst noch von den kartellrechtlichen Behörden genehmigt werden muss, würden sich die Kräfteverhältnisse in der Film- und Fernsehbranche also weiter zugunsten von Netflix verschieben. Und genau dies versucht Paramount Skydance nun mit einem feindlichen Übernahmeversuch zu verhindern.

Am Montag gab der Medienkonzern ein Gegenangebot für die legendären Filmstudios ab, das deutlich über der Offerte von Netflix angesiedelt ist. Je Warner-Aktie bietet Paramount 30 US$ in bar, verglichen mit den von Netflix gebotenen 23,35 US$ in bar plus 4,50 US$ in eigenen Aktien.

Der feindliche Übernahmeversuch zielt derweil auf die kompletten Warner-Assets ab, einschließlich der linearen TV-Netzwerke (CNN, TNT Sports), und soll den Aktionären laut einer Stellungnahme mehr Sicherheit und einen finanziellen Mehrwert bieten.

Paramount buhlt schon länger um Warner Bros.

Das Interesse von Paramount an Warner Bros. ist hinlänglich bekannt. Bereits im Oktober hatte der Konzern mit einer ersten Offerte über 58 Milliarden US$ vergeblich versucht, sich die prestigeträchtigen Filmstudios einzuverleiben. Es folgten weitere gescheiterte Übernahmeversuche, während Warner einen offenen Bieterprozess in die Wege leitete.

Mit der Milliardenofferte versucht Paramount Netflix nun endgültig auszustechen und die Übernahmeschlacht für sich zu entscheiden.

Entscheidet Trump den Bieterstreit?

Zum Zünglein an der Waage könnte – wieder einmal – US-Präsident Donald Trump werden. Dieser hatte sich aufgrund der großen Marktmacht des fusionierten Unternehmens bereits am Sonntag skeptisch bezüglich einer Übernahme von Warner Bros. durch Netflix geäußert.

Dazu kommt, dass Paramount-CEO David Ellison einen guten Draht nach Washington hat. Ellison ist der Sohn von Oracle-Gründer Larry Ellison, der Trump sehr nahe steht und sogar als dessen Freund gilt.

Damit erhält der Übernahmepoker um Warner Bros. sogar eine politische Komponente.

Wer am Ende das Rennen macht, bleibt abzuwarten und ist in meinen Augen aktuell völlig offen – trotz der vorläufigen Einigung zwischen Netflix und Warner Bros.

Wie geht es für die Netflix-Aktie weiter?

Für Netflix wäre ein Scheitern kein gutes Zeichen und könnte das bärische Momentum der Aktie weiter verstärken. In den letzten Wochen hat sich der Kurs deutlich von seinen Ende Juni markierten Höchstständen entfernt und notiert inzwischen fast -30% darunter.

Nun hat sich auch noch ein sogenanntes Todeskreuz gebildet, bei dem die 50-Tage-Linie (SMA50) unter die 200-Tage-Linie (SMA200) sinkt – ein Signal, das auf eine längere Abwärtsphase hindeutet. Nach dem Rutsch unter die 100-US$-Marke liegt die nächste Supportzone im Bereich 82 US$.

Kurzfristig bietet sich ein Kauf der Aktie daher nicht an. Langfristig könnte sich ein Einstieg beim weltweit führenden Streamingunternehmen aber dennoch lohnen, da die Aktie in Sachen Bewertung im historischen Vergleich inzwischen günstig erscheint.

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