Moore Threads-Aktie +500%: Ist das Chinas Nvidia?
Dass das Börsengang des chinesischen CPU-Entwicklers Moore Threads ein voller Erfolg werden würde, war von Anfang an klar. Dass die Aktie ihren Kurs am ersten Handelstag aber versuchsfachen würde, war selbst von Oberbullen nicht erwartet worden. Wer ist dieses Unternehmen und können Anleger hier in Chinas Antwort auf Nvidia investieren?
Wer ist dieses Unternehmen?
Moore Threads dürfte nur den wenigsten Anlegern in Deutschland ein Begriff sein, deshalb will ich das Technologieunternehmen an dieser Stelle ganz kurz vorstellen. Mit Fug und Recht kann man das Unternehmen als Chinas Antwort auf Nvidia bezeichnen.
Das hat nicht nur damit zu tun, dass Moore Threads vor fünf Jahren vom ehemaligen Nvidia-Chef Chinas Zhang Jianzhong gegründet und mit Millionenbeträgen von renommierten Investoren aufgebaut wurde. Zu den Geldgebern des Chipentwicklers zählten nicht nur berühmte VC-Gesellschaften wie Sequoia Capital, sondern auch große chinesische Technologiekonzerne wie ByteDance und Tencent.
Auch die Geschäftstätigkeit von Moore Threads überschneidet sich mit der von Nvidia. Die Chinesen stellen sowohl Grafikkarten für PCs und Workstations als auch GPUs für KI-Cloud-Anwendungen her. Um Kunden anzulocken, arbeitet der chinesische Tech-Konzern daran, seine Hardware mit dem marktdominierenden Software-Ökosysteme CUDA von Nvidia kompatibel zu machen. Zu diesem Zweck wurde eine eigene Schnittstelle namens MUSA entwickelt.
Ein gewaltiger IPO-Erfolg
Das IPO von Moore Threads ist wahrlich ein epischer Erfolg. Ausgegeben wurden die Aktien des Chipkonzerns für 114,28 CNY. Im Laufe des ersten Handelstages schnellten sie auf sage und schreibe 688 CNY hoch. Laut Bloomberg ist das der größte Kursanstieg am ersten Handelstag eines Unternehmens mit einem Börsenwert von über 1 Milliarde US$ in China seit dem Jahr 2019.
Der Börsengang hat Moore Threads 8 Milliarden CNY eingebracht (ca. 1,13 Milliarden US$). Damit ist es der nach der Huadian New Energy Group der zweitgrößte Börsengang an einer chinesischen Festlandbörse in diesem Jahr. Den Emissionserlös will das Unternehmen für die Entwicklung einer neuen Generation von GPUs nutzen.
Dass Moore Threads überhaupt an die Börse gehen durfte, hat mit der Lockerung der chinesischen Börsenzulassungsregeln für unprofitable Unternehmen zu tun. Um Startups den Zugang zum Kapitalmarkt zu erleichtern, lockerten die Aufsichtsbehörden vor wenigen Monaten die Regeln für Börsengänge.
In den ersten neun Monaten des Jahres kam Moore Threads auf einen Umsatz von 780 Millionen CNY, was ein gewaltiges Wachstum von 182% gegenüber dem Vorjahr darstellt. Gleichzeitig schreibt der Chipkonzern allerdings noch tiefrote Zahlen. Der Nettoverlust belief sich in diesem Zeitraum auf 724 Millionen CNY.
Aus der Not eine Tugend gemacht
Moore Threads ist, wenn man so will, ein hochpolitisches Unternehmen. Der Geschäftserfolg des GPU-Entwicklers basiert im Wesentlichen auf der konfrontativen Politik der USA und Chinas.
Um die Volksrepublik technologisch auszubremsen, verfolgt Washington schon seit längerem eine Politik der Exportbeschränkung von Hightech-Produkten. Größter Leidtragender dieser Politik ist Nvidia, das deshalb de facto sein gesamtes China Geschäft verloren hat.
Peking hat aus dieser Not jedoch eine Tugend gemacht. Aufgrund der Tatsache, dass China nicht mehr die neuesten Chipgenerationen amerikanischer Hersteller einkaufen kann, hat die Staatsführung beschlossen, eine eigene Chipindustrie aufzubauen. Moore Threads ist zu einem wesentlichen Teil ein Produkt dieser politischen Entscheidung.
Lückenfüller von Nvidia
Ich gehe fest davon aus, dass die Moore Threads-Aktie ein gewaltiger Börsenerfolg wird. Sie hat beste Karten, die Lücke, die Nvidia auf dem chinesischen Chipmarkt hinterlassen hat, zu füllen.
Derzeit sieht es nicht danach aus, als könnte der Quasi-Monopolist für KI-Chips sein Geschäft in der Volksrepublik wieder aufnehmen. Eine parteiübergreifende Initiative von US-Senatoren stellte erst gestern einen Gesetzesentwurf vor, der den Export von Hochleistungschips nach China unmöglich machen würde.
Der SAFE CHIPS Act sieht vor, dass das Handelsministerium alle Anträge aus China für die fortschrittlichsten KI-Chipgenerationen für einen Zeitraum von 30 Monaten ablehnen müsste. Das wäre das mittelfristige Aus für Nvidia auf dem chinesischen Markt.
Chinesische Konzerne stehen wahrscheinlich bereits Schlange, um alternativ die neuesten Chips von Moore Threads zu erhalten. Der Umsatz des Chipentwicklers wird in den kommenden Jahren zweifellos explodieren.
Kann man die Aktie überhaupt handeln?
Die Antwort auf diese Frage ist leider ein Nein. Zumindest für fast alle Anleger in Deutschland. Die Moore Threads-Aktie notiert derzeit nur an der Shanghai Stock Exchange und ist an keiner deutschen Börse gelistet.
Das bedeutet, dass Anleger ein Depot bei einem Broker benötigen, der Zugang zum chinesischen Festlandmarkt bietet. Für deutsche Anleger ist die Eröffnung eines derartigen Depots in der Praxis mit einigem Aufwand verbunden, aber nicht unmöglich. Ob und wann die Moore Threads-Aktie auch in Deutschlands gelistet wird, ist derzeit noch nicht absehbar.
ℹ️ Moore Threads in Kürze
- Moore Threads ist ein chinesisches Halbleiter- und GPU-Designunternehmen mit Sitz in Peking.
- Der Chipentwickler wurde 2020 vom ehemaligen Nvidia-Chinachef Zhang Jianzhong gegründet.
- Das Produktspektrum von Moore Threads reicht von Grafikkarten für PCs und Workstations bis zu GPUs für KI-Cloud-Anwendungen.
- Seit Anfang Dezember 2025 ist die Moore Threads-Aktie an der Shanghai Stock Exchange gelistet.