BYD-Aktie: Gibt sie jetzt wieder Gas?

Ende November testete die BYD-Aktie ihr 12-Monatstief bei 10,40 €. Sie hat den Test bestanden und seitdem zeigt sich eine leichte Erholung des Aktienkurses. Können Anleger jetzt darauf setzen, dass die BYD-Aktie wieder Gas gibt?

Schatten im Inland

Die aktuelle Lage der BYD-Aktie lässt sich wohl am besten mit den Worten „Licht und Schatten“ zusammenfassen. Licht im Ausland und Schatten auf dem chinesischen Heimatmarkt.

Jahrelang gab Build Your Dreams den Takt auf dem größten Automobilmarkt der Welt vor und eilte von Rekord zu Rekord. Doch diese Zeiten neigen sich dem Ende zu.

Zwar war der November mit insgesamt 480.000 abgesetzten Fahrzeugen der stärkste Monat des laufenden Jahres, aber im Jahresvergleich schrumpfte der Absatz. Im November 2024 verkaufte BYD rund 5% mehr Autos.

Bei den Fahrzeugklassen zeigt sich eine deutliche Verschiebung weg von Plug-in-Hybriden (PHEV) hin zu batterieelektrischen Autos (BEV). Während der Absatz von BEV im Jahresvergleich um 20% stieg, gingen die Verkaufszahlen bei PHEV um 22% zurück.

Auch als Marktführer kann sich BYD nicht dem mörderischen Wettbewerb auf dem chinesischen Automarkt entziehen. Erschwerend kommt hinzu, dass die chinesische Zentralregierung inzwischen härter gegen zu aggressive Maßnahmen bei der Absatzförderung vorgeht. Peking beabsichtigt eine Marktkonsolidierung bei den heimischen Autoherstellern und will erreichen, dass nur wenige große und profitable Autobauer in der Volksrepublik überleben.

Licht im Ausland

Angesichts der sehr schwierigen Situation auf dem Heimatmarkt sucht BYD logischerweise sein Heil im Ausland. Und dort läuft es gut für den chinesischen Branchenprimus.

Im November steigerte Build Your Dreams seinen Auslandsabsatz auf 132.000 Stück. Das ist ein gewaltiges Wachstum von 326% gegenüber dem Vorjahr.

Bis dato konnte BYD damit 912.000 Fahrzeuge im Ausland verkaufen. Man muss davon ausgehen, dass der Export im laufenden Jahr erstmals mehr als 1 Millionen Autos zur Absatzstatik beiträgt.

Vor allem in Ostasien haben die Chinesen inzwischen eine starke Marktposition erobert. In Thailand, Singapur und den Philippinen ist BYD zum Marktführer aufgestiegen. Aber auch in Europa und Südamerika gibt der chinesische Autobauer Vollgas in allen Märkten.

Test bestanden

Die BYD-Aktie erlebt charttechnisch hochspannende Tage. Vor zehn Tagen testete die Aktie ihr 12-Monatstief bei 10,40 € und bestand die Prüfung.

In den darauffolgenden Tagen zeichnete sich mit fast kontinuierlichen Kurssteigerungen eine Trendwende ab. Der nächste Härtetest für die BYD-Aktie wird das Kursniveau von 11,50 €. Hier erwartet den Autotitel der nächste Widerstand.

Das Ausland wird wie das Inland

Ich glaube, dass BYD mittelfristig im Ausland eine ähnliche Entwicklung „droht“ wie in China. Der chinesische Autokonzern wird einige Jahre stark wachsen, dann aber seinen Zenit erreichen.

Vor allem auf dem erfolgskritischen europäischen Markt wird es für BYD meiner Meinung nach wahnsinnig schwer, sich unter den Top 5 der Marken zu etablieren. Dafür sehe ich zwei Gründe:

Erstens ist der europäische Markt seit vielen Jahren fest in der Hand einheimischer Hersteller (VW, Stellantis, Renault, BMW und Mercedes) sowie japanischer (Toyota) und koreanischer Autobauer (Hyundai, Kia). Es wird für BYD verdammt hart, sich einen Platz in dieser etablierten Riege zu erkämpfen.

Warum? Hier kommt der zweite Grund: Weil BYD in meinen Augen über keine nennenswerten Wettbewerbsvorteile mehr verfügt.

In den vergangenen Jahren überzeugten die Chinesen noch mit einer Kombination aus einer unvergleichlich breiten Modellpalette bei BEV/PHEV und technisch führenden Eigenschaften. Diese Zeiten sind vorbei. Europäer, Koreaner und Japaner haben ihren Rückstand in puncto Angebot und Technik längst aufgeholt.

Und auch beim Preis bekommt BYD zunehmend Konkurrenz. Um die schwachen Margen auf dem chinesischen Heimatmarkt zu kompensieren, muss Build Your Dreams seine Autos in Übersee teurer verkaufen. Damit wird der Preisabstand zu den Wettbewerbern geringer und ein weiteres Verkaufsargument entfällt.

Ich sehe deshalb kaum Potenzial mehr für die BYD-Aktie. Ihren Boden hat sich meines Erachtens langsam gefunden. An einen Aufschwung, der seinen Namen auch verdient, glaube ich allerdings nicht.

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