Alphabet-Aktie: Warum rennt sie immer weiter?
Die Alphabet-Aktie hat sich binnen weniger Monate vom vermeintlichen KI-Verlierer zum Börsenstar entwickelt. Mit der starken Marktresonanz auf Gemini 3 und wachsenden Erwartungen an das Cloud- und KI-Geschäft rückt das Papier wieder ins Zentrum der Anlegerfantasie.
Alphabet setzt neue Maßstäbe im KI-Rennen
Alphabet gilt inzwischen als klarer Gewinner der KI-Revolution. Der Kursanstieg seit Jahresbeginn zählt zu den stärksten im Technologiesektor. Der Konzern hat sein Image spürbar erneuert: Die Leistungsfähigkeit von Gemini 3 übertrifft selbst hohe Erwartungen und hat die Wahrnehmung des Unternehmens grundlegend verändert. Vor diesem Hintergrund rückt die Frage in den Mittelpunkt, wie viel Bewertungsspielraum der Aktie nach dem jüngsten Sprung bleibt – und warum weiteres Potenzial möglich erscheint.
Kurssprung nach Antitrust-Erfolg
Bereits im September hatte eine positive kartellrechtliche Entscheidung für Aufwind gesorgt. Damals erschien Alphabet noch als „günstige Gelegenheit“. Seit dieser Einschätzung ist die Aktie um 40 Prozent gestiegen. Trotz des nun höheren Bewertungsniveaus hat sich der fundamentale Blick auf das Unternehmen seither deutlich gewandelt.
Beschleunigtes Wachstum in den Kerngeschäften
Im dritten Quartal steigerte Alphabet seinen Umsatz um 16 Prozent im Jahresvergleich – ein weiterer Schritt der Beschleunigung nach 14 Prozent im Vorquartal. Besonders wichtig: Google Search legte um 15 Prozent zu und widerlegte damit Zweifel, dass generative KI die Suchmaschine kurzfristig schwächen könnte. Im Gegenteil: Das Wachstum übertraf sowohl das zweite Quartal als auch den Vorjahreswert.
Cloud-Sparte wird zum Wachstumsmotor
Noch deutlicher zeigt sich der KI-Effekt im Cloud-Geschäft. Google Cloud erzielte ein Umsatzplus von 34 Prozent und verbesserte seine operative Marge um 660 Basispunkte. Zudem wuchs der Auftragsbestand binnen eines Quartals von 106 auf 155 Milliarden Dollar – ein klares Zeichen, dass Alphabet zu den größten Profiteuren der KI-Nachfrage zählt.
Der Konzern investiert massiv, um dieses Wachstum zu bedienen: Die Investitionsausgaben stiegen um 83 Prozent auf 24 Milliarden Dollar. Dennoch kaufte Alphabet Aktien im Wert von 11,5 Milliarden Dollar zurück. Angesichts der hohen Investitionspläne dürfte dieser Trend allerdings vorerst abflachen.
Finanziell bleibt Alphabet robust aufgestellt. Mit 98,5 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln und 21,6 Milliarden Dollar Schulden ist die Bilanz stark genug, um die hohen KI-Investitionen zu tragen.
KI-Tools zeigen frühe Monetarisierung
Bei der Präsentation der Quartalszahlen betonte das Management, dass die neuen KI-Suchüberblicke bereits ähnlich gut monetarisiert werden wie die klassische Suche. Zudem unterstrich Alphabet seinen „Full-Stack“-Ansatz – von eigenen TPU-Chips über Rechenzentren bis hin zum Endprodukt wie Gemini. Dies soll es ermöglichen, die Margen im Cloud-Geschäft weiter zu steigern.
Wachstumserwartungen und mögliche Neubewertung
Die Aktie wird inzwischen mit dem rund 30-fachen der Gewinne gehandelt – nach einem Niveau von etwa 20 zu Jahresbeginn. Analysten erwarten weiterhin zweistelliges Wachstum, was angesichts der Dynamik im Cloud-Segment realistisch erscheint.
Viele Anleger fragen sich dennoch, ob die Rallye bereits zu weit gelaufen ist. Doch Alphabet verfügt über strategische Vorteile, die direkte Effekte über die reine KI-Produktlinie hinaus entfalten könnten. Die verbesserte Reputation im KI-Bereich dürfte das Cloud- und AI-Token-Geschäft beflügeln und möglicherweise sogar zu einem schnelleren Wachstum als bei Azure oder AWS führen.
Eine Betrachtung nach Umsatzmultiplikatoren zeigt: Alphabet notiert bei etwa dem 8,4-fachen der erwarteten Erlöse – höher als Meta, aber unterhalb von Microsoft. Angesichts der noch unvollständigen Monetarisierung des KI-Ökosystems, der margenstarken Werbesparte und dem Potenzial weiterer Effizienzprogramme erscheint die Aktie trotz Kursanstiegs nicht ausgereizt. Langfristig wären sogar operative Margen von 40 Prozent denkbar, was Raum für eine Neubewertung auf 25- bis 30-fache Gewinne eröffnen könnte.
Risiken im KI-Zeitalter
Das größte Risiko bleibt das Kerngeschäft der Suche. Generative KI könnte den Markt grundlegend verändern, Werbeeinnahmen verschieben oder die eigenen Produkte kannibalisieren. Zudem ist unklar, wie profitabel Gemini tatsächlich arbeitet. Gleichzeitig zwingt der KI-Wettbewerb alle Hyperscaler zu dauerhaft hohen Investitionen in Rechenzentren und Infrastruktur.
Fazit: Weiteres Potenzial trotz gestiegener Bewertung
Alphabet dürfte trotz des jüngsten Kursanstiegs weiteres Potenzial besitzen. Der starke KI-Schwung, insbesondere im Cloud-Geschäft, könnte die Ergebnisse im kommenden Jahr weiter treiben. Die Aktie gehört nicht mehr zu den günstigsten im Kreis der „Magnificent 7“, doch die strategischen Voraussetzungen sprechen dafür, dass die Wachstumsstory noch nicht zu Ende ist.
ℹ️ Alphabet in Kürze
- Alphabet Inc. (WKN: A14Y6H) ist eine im kalifornischen Mountain View ansässige Holding und Muttergesellschaft der weltgrößten Suchmaschine Google.
- Neben Google betreibt Alphabet auch die Videoplattform YouTube und ein Cloud-Business. Zudem gehören zahlreiche Venture-Unternehmen, wie beispielsweise DeepMind und Waymo, zur Holding.
- Alphabet ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500. Der Konzern wird zu den sogenannten „Big Five“ der Technologieindustrie gezählt und ist aktuell rund 3,87 Billionen US$ wert.