Anthropic: Noch vor OpenAI an der Börse?

Bevorstehendes Mega-IPO

Es sind die beiden derzeit mit allergrößter Spannung erwarteten Börsengänge der Welt: Anthropic und OpenAI. Die beiden KI-Modellentwickler pumpen Jahr für Jahr schwindelerregende Beträge in die Entwicklung und den Betrieb ihrer ChatBots und müssen früher oder später den Kapitalmarkt anzapfen. Lange wurde OpenAI als erster IPO-Kandidat gehandelt, doch nun sieht es plötzlich danach aus, als würde Anthropic die Pole Position übernehmen. Wie sind die Details?

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Die Gerüchteküche brodelt

Medienberichten zufolge hat Anthropic, der Betreiber des bekannten KI-Modells Claude, mit den Vorbereitungen für einen Börsengang begonnen. Angabegemäß wurde die renommierte Anwaltskanzlei Wilson Sonsini vom Technologieunternehmen mit den Vorbereitungsarbeiten beauftragt. Die Kanzlei ist eine der ganz großen Nummern in der Tech-Szene und hat bereits Unternehmen wie Google, LinkedIn und Lyft an die Börse gebracht.

Parallel hat das Anthropic-Management offenbar auch erste Gespräche mit Investmentbanken hinsichtlich der Planung eines Börsengangs geführt. Weitere Details dazu wurden bislang noch nicht bekannt.

Ein Unternehmenssprecher von Anthropic kommentierte die Gerüchte zurückhaltend und erklärte, dass es bei Unternehmen dieser Größenordnung „übliche Praxis“ sei, wie börsennotierte Unternehmen zu agieren. Ein weiterer Hinweis auf einen bevorstehenden Börsengang könnte jedoch die Anstellung von Krishna Rao sein. Der Topmanager war maßgeblich für das IPO von Airbnb im Jahr 2020 verantwortlich.

Vor dem IPO plant das KI-Startup aber wohl noch eine weitere private Finanzierungsrunde. Insider gehen davon aus, dass die dieser Runde zugrundeliegende Unternehmensbewertung von Anthropic bei über 300 Milliarden US$ liegen könnte. Die Tech-Giganten Microsoft und Nvidia haben gemeinsam bereits 15 Milliarden US$ für diese Runde zugesagt.

Was macht eigentlich OpenAI?

Lange Zeit galt der Entwickler von ChatGPT als großer Favorit für den ersten Börsengang eines reinen KI-Champions. Doch nun schrillen angeblich die Alarmglocken bei OpenAI. Zum Wochenbeginn hat OpenAI-Boss Sam Altman Medienberichten zufolge die „Alarmstufe Rot“ ausgerufen.

Der Grund: Googles neues KI-Modell Gemini 3. Offenbar treibt Altman die Sorge um, dass Googles neues Modell die Fähigkeiten von ChatGPT mehr oder weniger deutlich übertrifft. Vor allem mit der Qualität und der Zuverlässigkeit der Antworten seines KI-Modells ist Altman wohl nicht zufrieden.

Deshalb soll in einem ersten Schritt die Produktqualität von ChatGPT verbessert werden. Andere Produktentwicklungen werden vorerst auf Eis gelegt.

OpenAI kommt als First Mover zunehmend unter Druck. Zwar ist ChatGPT mit geschätzten 800 Millionen Nutzern immer noch die Nummer 1 unter den ChatBots, aber Google ist OpenAI auf den Fersen. Die Zahl der monatlich aktiven User von Gemini stieg im Zeitraum von Juli bis Oktober von 450 auf 650 Millionen an. Gleichzeitig erfreut sich Claude von Anthropic vor allem bei Unternehmenskunden großer Beliebtheit.

Die alles entscheidende Frage

Die Börsengänge von Anthropic und OpenAI werden große Wellen in der Technologieszene schlagen. Ihr Erfolg gilt als Lakmustest für die gesamte KI-Branche.

Ich bin schon sehr gespannt auf die Börsenprospekte beider KI-Modellentwickler. Ihnen wird (hoffentlich) zu entnehmen sein, wie das zukünftige Geschäftsmodell aussehen soll. Bisher sind beide Unternehmen nur im Geldinvestieren gut. Vom Geldverdienen haben beide noch keine Ahnung.

Vor diesem Hintergrund wird die IPO-Bewertung ein ganz heißes Eisen. Mit einer Bewertung von über 300 Milliarden US$ würde Anthropic auf Anhieb zu den 50 wertvollsten Unternehmen der Welt zählen. Diese Bewertung muss selbstverständlich durch zukünftige Gewinne gerechtfertigt werden. Wann und in welcher Höhe diese kommen, ist die alles entscheidende Frage.

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ℹ️ Anthropic in Kürze

  • Anthropic hat seinen Sitz in San Francisco und wurde 2021 von ehemaligen OpenAI-Mitarbeitern gegründet.
  • Kernprodukt des KI-Startups ist eine Familie großer Sprachmodelle namens Claude. Schätzungen zufolge hat Claude rund 20 Millionen monatlich aktive Nutzer.
  • Im Unterschied zu OpenAI und anderen KI-Modellentwicklern fokussiert sich Anthropic auf die Entwicklung sicherer, zuverlässiger, steuerbarer, interpretierbarer und ethischer KI-Systeme.
  • Zu den Hauptinvestoren von Anthropic gehören sowohl Technologiekonzerne wie Amazon und Alphabet als auch Finanzinvestoren wie Iconiq Capital, Fidelity Investments und Lightspeed Venture Partners.
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