Tesla-Aktie: Neues Allzeithoch voraus?
Die Tesla-Aktie bleibt trotz hoher Volatilität ein Magnet für Zukunftsfantasien – und für Zweifel. Doch das Unternehmen entwickelt sich zunehmend zu einem Mischkonzern, der weit mehr ist als ein Elektroautohersteller und damit in Märkten mit enormem Wachstumspotenzial operiert.
Tesla zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit
Die oft wiederholte Behauptung, es handle sich bei Tesla im Kern lediglich um einen Automobilhersteller, greift längst zu kurz. Das Unternehmen nutzt seine industrielle Basis, um eine der weltweit größten Flotten autonomer Taxis aufzubauen, und zählt gleichzeitig zu den führenden Anbietern von Energiespeichern – einem Sektor mit dynamischem Wachstum.
Die Aktie ist seit Jahren von starken Kursbewegungen geprägt. Nach der jüngst gebilligten, viel diskutierten Vergütungsstruktur für Elon Musk bleibt der entscheidende Visionär im Unternehmen, was für das Erreichen der ambitionierten Ziele zentral ist. Trotz wiederkehrender Kritik erholt sich das Papier regelmäßig. Die Beteiligung an mehreren zukunftsweisenden Industrien stützt eine optimistische Einschätzung der weiteren Entwicklung.
Tesla im Fünfjahresvergleich
Die Kursentwicklung zeigt, dass Tesla mit breiten Benchmarks mithalten kann – und viele davon hinter sich lässt. Gegenüber dem S&P 500 liegt das Unternehmen vorn, gegenüber dem chinesischen Konkurrenten NIO sogar mit großem Abstand. Selbst im Vergleich mit Ford oder Meta, dessen KI-Komponente als Referenz für Teslas Softwaregeschäft dient, zeigt sich ein robustes Bild.
Wichtig ist dabei: Tesla ist heute ein diversifizierter Konzern, nicht mehr ein reiner Autobauer wie ihn Skeptiker jahrelang darstellten. Das Unternehmen hat bewiesen, dass es neue, verlässliche Einnahmequellen entwickeln kann.
Ein Blick auf das operative Fundament
Tesla arbeitet inzwischen in mehreren Geschäftsfeldern: Fahrzeugproduktion, Energiespeicherung, Dienstleistungen rund um das Auto sowie der geplante Ausbau von Robotaxi-Angeboten und humanoiden Robotern. Hinter diesen Kernthemen stehen weitere Projekte, die das Unternehmen traditionell erst im fortgeschrittenen Stadium offenlegt.
Im jüngsten Quartal entfielen 72 % der Erlöse auf das Automobilgeschäft. Energy Generation & Storage trug 12,1 % bei, Services & Others den Rest. Während die Autoerlöse ein nur moderates Wachstum zeigten, stiegen die Umsätze im Energiesegment sowie im Servicebereich deutlich – ein Hinweis darauf, dass Tesla seine Abhängigkeit vom Fahrzeugabsatz weiter reduziert.
Energiegeschäft auf Expansionskurs
Die Energiesparte wächst rasant: plus 27,1 % seit Jahresbeginn. Tesla profitierte vor allem von höheren Auslieferungen bei Megapack und Powerwall, wenngleich die durchschnittlichen Verkaufspreise für Megapacks sanken.
Der globale Trend spricht klar für weiteres Wachstum. Data-Center-Projekte treiben den Strombedarf weltweit, Stromspeicher gewinnen als Puffer für erneuerbare Energien an Bedeutung. Politische Unsicherheiten in den USA und China dämpfen kurzfristig, ändern aber wenig am langfristigen Ausblick: Laut Schätzungen soll sich der Markt bis 2035 auf mehr als 200 GWh jährlicher Zubau verdoppeln.
Teslas eigene Dynamik untermauert diese Perspektive. Nach 32,5 GWh ausgelieferten Speichersystemen in den ersten neun Monaten 2025 hat das Unternehmen die Menge gegenüber dem Vorjahr um 59 % gesteigert. Hochgerechnet könnte Tesla das von Musk genannte Ziel von 100 GWh pro Jahr bereits 2027 erreichen. Bei heutigen Preisen entspräche dies rund 27 Milliarden US-Dollar Umsatz – und bei weiter wachsendem Markt deutlich mehr.
Die Kosten pro Kilowattstunde sind seit 2017 von über 3.000 US-Dollar auf unter 300 US-Dollar gefallen. Trotzdem schafft Tesla es, die Margen im Energiesegment auszuweiten, ein Hinweis auf Skaleneffekte und technologische Fortschritte. Mit zusätzlicher Kapazität, unter anderem in Shanghai, dürfte dieser Bereich langfristig erhebliche Gewinne erwirtschaften. Der Energiespeicherbereich scheint sich als Margenmaschine der Zukunft zu entpuppen.
Dienstleistungen als wachsender Erlöstreiber
Der Bereich Services & Others umfasst gebrauchte Fahrzeuge, das Supercharger-Netz, Wartungsangebote, Versicherungen und Softwaredienste wie Teslas Autopilot-Abonnement. Auch Zukunftsprojekte wie Robotaxis und vollständig autonomes Fahren werden hier zugeordnet. Das Segment legte im jüngsten Quartal um 25 % zu, getragen durch höhere Nachfrage bei Gebrauchtwagen, Supercharging, Wartung und Versicherungen.
Produktion und Kapazitäten im Überblick
Tesla verfügt über eine jährliche Produktionskapazität von knapp 2,5 Millionen Fahrzeugen. Im dritten Quartal wurden über 447.000 Autos gebaut und knapp 497.000 ausgeliefert. Die stabilen Werte nahe der Kapazitätsgrenze zeigen, wie effizient Tesla Fahrzeuge ausliefert und Bestände niedrig hält. Trotz leichter Inventarsteigerungen scheint das Unternehmen auf gutem Weg, Lagerabbau zu erreichen.
Robotaxis – Teslas unterschätzter Wachstumsmotor
Das Robotaxi-Programm ist inzwischen Realität. Nach dem Start in Austin expandierte Tesla in die Bay Area und plant, bis Jahresende in acht bis zehn Metropolregionen aktiv zu sein. Der Markt wächst rasant: Von 1,71 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 könnte er bis 2031 auf 118 Milliarden steigen.
Entscheidend sind die Unit Economics. Die Analyse zeigt, dass ein Model Y über fünf Jahre deutliche Gewinne erzielen könnte, selbst unter konservativen Annahmen zu Auslastung, Kosten und Fahrpreisen. Mit dem Cybercab, das 2026 startet, dürfte Tesla die Profitabilität weiter steigern – dank niedrigerer Produktionskosten und speziell für autonome Nutzung entwickelter Architektur.
Teslas größter Vorteil im Vergleich zu Waymo liegt im Kostenmodell: Während Waymos Fahrzeuge rund 200.000 US-Dollar kosten, kann Tesla eine Robotaxi-Einheit nach Schätzungen für weniger als ein Fünftel dieser Summe produzieren. Diese Skalierbarkeit könnte Tesla eine Marktposition verschaffen, wie sie das Unternehmen einst im EV-Segment erreichte.
Die Rahmenbedingungen im Automobilmarkt
Höhere Zölle belasten die Branche spürbar. Ford rechnet mit drei Milliarden US-Dollar Zusatzausgaben im Jahr 2025. Tesla ist ebenfalls betroffen, aber deutlich weniger – zum Teil, weil sich die Auswirkungen stärker auf die Energiesparte verlagern. Die Nachfrage bleibt dennoch robust: Seit 2022 wurden in den USA fast vier Millionen Elektrofahrzeuge verkauft, ein Hinweis auf stabile Konsumententrends.
Bewertung der aktuellen und künftigen Erlösquellen
Die drei entscheidenden Geschäftsfelder – Fahrzeuge, Energiespeicher, Robotaxis – ergeben zusammen ein vielschichtiges Wachstumsprofil. Die Prognosen zeigen eine deutliche Ausweitung der Gewinne über die kommenden Jahre. Das nimmt weder die Robotik-Sparte vollständig auf noch potenzielle neue Geschäftsbereiche, die Tesla üblicherweise erst spät offenlegt.
Der Automobilbereich bleibt trotz Herausforderungen profitabel, Energiespeicher entwickeln sich zum margenträchtigen Kerngeschäft, und das Robotaxi-Programm könnte ab 2030 ein zentraler Umsatzträger werden. Musks jüngst bestätigtes Vergütungspaket hängt unter anderem am Ziel von einer Million Robotaxis – ein Hinweis darauf, wie ernst Tesla die Skalierung dieses Geschäfts nimmt.
Trotz aller Kritik: Positiver Ausblick berechtigt
Tesla positioniert sich als Technologiekonzern, der mehrere wachstumsstarke Branchen gleichzeitig prägt. Während klassische Autohersteller erst mühsam in die Elektromobilität finden, nutzt Tesla seine bestehende Profitabilität, um auf Robotaxis und Energiespeicher zu expandieren. Diese strategische Tiefe macht das Unternehmen langfristig attraktiv. Angesichts der starken Stellung im EV-Sektor, der Kostenvorteile, der Skalierbarkeit im Energiegeschäft und der Perspektive einer großen autonomen Flotte erscheint eine positive Bewertung gerechtfertigt.
ℹ️ Tesla in Kürze
- Der 2003 gegründete US-Autohersteller mit Hauptsitz in Austin im US-Bundesstaat Texas ist derzeit der weltweit zweitgrößte Hersteller von Elektroautos. Neben Fahrzeugen stellt Tesla (WKN: A1CX3T) auch Batteriespeicher und Photovoltaikanlagen her.
- Die Fahrzeuge und teilweise auch die Batterien werden in Gigafactories genannten Großfabriken produziert. Derzeit betreibt Tesla Gigafactories in den USA, Deutschland und China.
- Tesla ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500. Der Unternehmenswert liegt aktuell bei 1,43 Billionen US$.