Bechtle-Aktie: War der Anstieg zu stark?
Die Bechtle-Aktie legte in den letzten Tagen den Turbo ein und konnte aus der bestehenden Range von 34 bis 42 € nach oben ausbrechen. Am Freitag verbessert sie sich aktuell um weitere +2,2% und steht bei 44 €. Damit beträgt der Gesamtgewinn der letzten Tage insgesamt rund +15%. Ist dieser Kursanstieg nachhaltig?
Staatliche Großaufträge erhalten
Das IT-Unternehmen konnte zwei staatliche Großaufträge im Gesamtvolumen von 501 Millionen € für sich gewinnen. Die Vertragslaufzeit beträgt ein Jahr, zudem besteht die dreimalige Verlängerungsoption über jeweils ein Jahr.
Mit der ProVitako, einer staatlichen Genossenschaft von 9.000 Kommunen, wurden zwei Verträge geschlossen. Dabei geht es um die Beschaffung von kommunalen ITK-Bedarfen sowie die Bereitstellung von HPE‑Produkten (Hewlett Packard Enterprice) und Serviceleistungen. Der Gesamtbetrag teilt sich auf in 283 Millionen € für Netzwerke und 218 Millionen € für Server.
Dieser Auftrag signalisiert, dass das Neckarsulmer Unternehmen ein wichtiger Lieferant von IT-Ausrüstung für die öffentliche Hand bleibt. Zuletzt gingen die Aufträge zurück, was oftmals mit Haushaltssperren begründet wird. Insgesamt ist der Digitalisierungsbedarf in den kommunalen Verwaltungen sehr hoch.
Michael Guschlbauer, COO von Bechtle, kommentierte die Aufträge so:
Wir freuen uns sehr über die Fortsetzung unserer bundesweiten Zusammenarbeit mit ProVitako und HPE sowie über das erneut in uns gesetzte Vertrauen.
Deutliches Wachstum im dritten Quartal
Die rückläufige Nachfrage der Vorquartale konnte im dritten Quartal gebrochen werden. Hiervon ist der Quartalsbericht vom 14. November geprägt. Der Umsatz im dritten Quartal verbesserte sich um 5,1% auf knapp 1,6 Milliarden €. Das größte Wachstum wurde im internationalen Geschäft erzielt – hier stieg er um 16% auf 0,7 Millionen €. Auch in Deutschland belebte sich das Geschäft wieder.
Das operative EBT stieg um 2,4% auf 80,5 Millionen €. Gegenüber dem Vorquartal wuchs es jedoch um 20%. Das Konzernergebnis stieg analog von 56 auf 57,5 Millionen €.
Insgesamt sind die Zahlen des dritten Quartals als sehr solide zu bezeichnen. Auf Sicht der ersten neun Monate machen sich jedoch noch die deutlich schlechteren Vorquartale bemerkbar.
Jahresprognose bestätigt
Die Lage bleibt laut Unternehmensangaben weiterhin angespannt, dennoch wird ein starkes viertes Quartal erwartet. Die Werte vom Oktober deuten darauf hin. Beim Umsatz wird mit einer Abweichung von +3%/-3% des Vorjahresumsatzes von 6,3 Milliarden € gerechnet.
Beim operativen EBT liegt die Spanne bei +5%/-5% im Vergleich zum Vorjahreswert von 345 Millionen €. Da in den ersten neun Monaten nur 202,5 Millionen € beim EBT erzielt wurden, muss das vierte Quartal sehr stark ausfallen.
Wenig Potenzial vorhanden
Die Aufträge sind für das Unternehmen für die weitere Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen sehr wichtig. Die Marktteilnehmer honorierten dies mit entsprechenden Kursgewinnen.
Aufgrund dieses Anstieges sehe ich nur noch ein geringes Potenzial. Vielmehr erwarte ich, dass eine Korrektur erfolgt. Mittelfristig sind jedoch wieder Kurse von 50 € und mehr realistisch.
Das sehen die Analysten ähnlich; deren mittleres Kursziel liegt bei 45,80 €. Die Bandbreite der Einschätzungen reicht von 38 € der Berenberg Bank bis zu 51 € der Baader Bank.
Mein Fazit: Vorerst sollten Anleger abwarten.
Ergänzend sei hier erwähnt: Unser Report „KI-Gewinner 2026“ enthüllt die Unternehmen mit dem größten Wachstumspotenzial im KI-Sektor.
ℹ️ Bechtle in Kürze
- Die Bechtle AG (WKN: 515870) ist Deutschlands größtes IT-Systemhaus und auch in Europa der führende Anbieter von IT-E-Commerce. Zum Kerngeschäft gehört der Handel mit Hard- und Software sowie IT-Dienstleistungen. Daneben verdient das Unternehmen auch mit der Wartung von IT-Infrastruktur Geld.
- Der Hauptsitz ist im baden-württembergischen Neckarsulm, zudem gibt mehr als 120 internationale Standorte.
- Die Aktie ist im MDAX gelistet und wird aktuell mit 5,6 Milliarden € bewertet.