Pfizer-Aktie: Konzern kämpft gegen Kursdruck
Pfizer ist die aktuell vielleicht interessanteste Dividenden-Aktie im Pharmasektor. Während Shortseller den Titel immer wieder unter Druck setzen, deuten operative Fortschritte und neue strategische Schritte auf eine mögliche Neubewertung des Konzerns hin.
Pfizer bleibt im Nachgang der Pandemie eine bevorzugte Zielscheibe für Shortseller. Laut Fintel stieg das Short-Interest bis Ende Oktober auf 127 Millionen Aktien. Dass Privatanleger weiterhin auf Distanz bleiben, hängt wohl auch damit zusammen, dass CEO Albert Bourla es in vier Jahren nicht geschafft hat, den Kurs wieder in die Spanne von 45 bis 50 US-Dollar zu führen.
Gleichzeitig bleibt das COVID-19-Geschäft ein zentraler Faktor. Die Einnahmen mit Comirnaty und Paxlovid erreichten im dritten Quartal 1,15 Milliarden bzw. etwa 1,23 Milliarden US-Dollar – und lagen damit rund 120 Millionen über dem zuvor erwarteten Basisszenario.
Weitere Umsatzträger bringen Pfizer zurück auf Wachstumskurs
Neben den Pandemieprodukten tragen auch Cibinqo, die Tafamidis-Franchise und vor allem Eliquis – gemeinsam mit Bristol-Myers Squibb entwickelt – zu einer Stabilisierung des Konzerns bei. Eliquis erzielte in den USA rund 2,02 Milliarden US-Dollar und lag damit 24,6 Prozent über dem Vorjahreswert sowie über der optimistischen Prognose.
Erstaunlich ist, dass das 2022 in Kanada eingeführte Generikum von Sandoz bislang kaum Einfluss auf die Performance hat. Zudem scheiterte mit Milvexian ein potenzieller Konkurrenzwirkstoff von BMS und Johnson & Johnson in einer Phase-3-Studie – ein unerwarteter Vorteil für Pfizer.
Der Einstieg in den GLP-1-Markt gewinnt an Bedeutung
Noch bedeutender für die künftige Ausrichtung dürfte jedoch ein strategischer Coup sein: Pfizer setzte sich überraschend gegen Novo Nordisk durch und übernahm Metsera – nur fünf Tage nachdem der dänische Konzern sein Maximalgebot von zehn Milliarden US-Dollar nicht erhöhte. Zwar mag der Preis hoch erscheinen, doch nach den Rückschlägen mit danuglipron und PF-06954522 ist die Transaktion für Pfizer von strategischem Wert.
Mit den Kandidaten MET-097i, MET-233i, MET-034i und MET-002o sichert sich das Unternehmen eine aussichtsreiche Pipeline im Wachstumsmarkt für Adipositas- und Typ-2-Diabetes-Therapeutika. Besonders MET-097i überzeugte jüngst in einer Studie mit 14,1 Prozent gewichtsreduzierender Wirkung gegenüber Placebo und einer bemerkenswert niedrigen Abbruchquote. Im Vergleich zu Novo Nordisks REDEFINE-2-Daten wirkt das Sicherheitsprofil nochmals deutlich positiver.
Umsatzplus und starke Gewinne überraschen den Markt
Im dritten Quartal kletterten die Einnahmen von 14,7 auf rund 16,65 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 13,7 Prozent und über den Erwartungen. Neben der COVID-19-Franchise sorgten vor allem die Vyndaqel-Gruppe mit 1,6 Milliarden US-Dollar, Inflectra sowie Nurtec ODT/Vydura für Rückenwind. Pfizer zeigt damit, dass der Konzern nicht nur auf Impfstoffe und Markenmedikamente setzt, sondern sich auch im milliardenschweren Biosimilarsegment zunehmend positioniert.
Besonders wichtig ist der Blick auf den Gewinn je Aktie: Das bereinigte EPS lag bei 0,87 US-Dollar und übertraf nicht nur die Prognosen, sondern auch interne Best-Case-Annahmen – begünstigt durch ein striktes Kostensenkungsprogramm.
Risiken bleiben bestehen
Trotz der Fortschritte gibt es Belastungsfaktoren. Dazu zählen etwa die enttäuschenden Umsätze von Tukasa, das im Zuge der Seagen-Übernahme ins Portfolio gelangte und im Quartal auf 110 Millionen US-Dollar zurückfiel.
Fazit: Pfizer zeigt wieder Aufwärtstendenzen
Pfizer bleibt aus analystischer Sicht ein klarer Kauf. Die Metsera-Übernahme stärkt die langfristigen Perspektiven im vielversprechenden GLP-1-Segment, während die „Fantastic Four“ – Abrysvo, Lorbrena, Talzenna und Genotropin – schneller wachsen als erwartet. Hinzu kommen eine Dividendenrendite von fast 7 Prozent und eine Bewertung, die rund 56 Prozent unter dem Branchendurchschnitt liegt. Unter dem Strich bietet die Aktie deutlich mehr Substanz, als ihr derzeit am Markt zugetraut wird.
ℹ️ Pfizer in Kürze
- Pfizer ist einer der weltweit größten Pharma- und Biotechnologiekonzerne. Das Unternehmen erforscht, entwickelt, produziert und vertreibt vor allem verschreibungspflichtige Arzneimittel. Kernbereiche der Tätigkeit sind Entzündungskrankheiten, Immunologie, Impfstoffe, Innere Medizin, Onkologie und seltene Krankheiten.
- Neben dem Hauptsitz in New York City unterhält der Konzern weltweit Niederlassungen.
- Pfizer ist Mitglied im US-Leitindex S&P 500 und gehört mit einem Börsenwert von rund 141 Milliarden US$ zu den größten Pharmakonzernen weltweit.