Palantir-Aktie: Korrektur als Einstiegschance?
Die Aktie von Palantir hat nach der Zahlenvorlage zu Beginn des Monats fast 20% an Wert eingebüßt. Wir hatten eine solche Korrektur bereits antizipiert. Klar ist: Tech-Titel hat sich zum Symbol eines neuen KI-Booms entwickelt, der Anleger und Kritiker gleichermaßen polarisiert.
Palantirs Kursrallye setzt neue Maßstäbe
Die Kursentwicklung von Palantir hatte vor der jüngsten Korrektur eine Dynamik erreicht, die selbst im technologiegetriebenen Marktumfeld außergewöhnlich ist. Seit Jahresbeginn legte die Aktie um mehr als 150 Prozent zu, auf Zwölfmonatssicht summierte sich das Plus auf rund 380 Prozent. Im längerfristigen Bild übertrifft Palantir nahezu alles im breiten Markt: Innerhalb von drei Jahren kletterte der Kurs um fast 2.000 Prozent nach oben.
Dieser Höhenflug speist sich nicht aus bloßer Euphorie. Die jüngsten Quartalszahlen erreichten Rekordniveau, flankiert von einem milliardenschweren Vertrag mit der US-Armee im Umfang von etwa zehn Milliarden Dollar sowie einer viel beachteten Partnerschaft mit Nvidia, die Palantirs Rolle im KI-Ökosystem weiter stärkt.
Finanzkraft untermauert die Dynamik
Auch fundamental überzeugt Palantir. In mehreren Quartalen übertraf das Unternehmen die Erwartungen der Analysten und hob gleichzeitig die eigene Prognose an. Das dritte Quartal gilt intern wie extern als das bislang stärkste in der Unternehmensgeschichte, weshalb die anschließende Kurskorrektur viele Anleger überraschte. Der Rücksetzer um mehr als zehn Prozent wurde im Wesentlichen auf die extrem hohen Bewertungsniveaus zurückgeführt. Trotz eines Vorwärts-Umsatzmultiplikators von rund 100 signalisiert die Marktstimmung, dass Palantirs Wachstumsprofil diese Prämie derzeit rechtfertigt. Einschätzungen aus dem Analystenlager, darunter Dan Ives, betonen, kurzfristige Bewertungsmaßstäbe reichten nicht aus, um das Unternehmen richtig einzuordnen.
Michael Burry setzt auf fallende Kurse – und erntet scharfen Widerspruch
Für Aufsehen sorgte zuletzt die Offenlegung von Michael Burry, der über Put-Positionen sowohl gegen Palantir als auch Nvidia auf fallende Kurse setzt. Er warnt vor überhitzten Bewertungen und vergleicht das Investitionsniveau im Technologiesektor mit den Exzessen der Dotcom-Ära. Die Reaktion aus Palantirs Führungsetage blieb nicht aus. Vorstandschef Alex Karp wies die Kritik scharf zurück und argumentierte, gerade jene Unternehmen, auf die Burry setzt, seien diejenigen, die im KI-Zeitalter massive Gewinne erzielen. Unterstützung erhielt Palantir auch von Dan Ives, der Burrys Einschätzung als kurzsichtige Fehleinschätzung einordnet und Palantir als strategisch führenden KI-Akteur bezeichnet.
Wachstumsschub in den USA treibt das Geschäft an
Das dritte Quartal untermauert Palantirs Anspruch auf Technologieführerschaft. Der Umsatz stieg auf 1,18 Milliarden Dollar, ein Zuwachs von rund 63 Prozent im Jahresvergleich. Das bereinigte Ergebnis je Aktie übertraf die Erwartungen deutlich, was einem Anstieg von rund 200 Prozent entspricht.
Besonders dynamisch zeigte sich das Geschäft in den Vereinigten Staaten. Die Umsätze mit der US-Regierung kletterten um 52 Prozent auf 486 Millionen Dollar. Das kommerzielle US-Geschäft wuchs auf 397 Millionen Dollar und legte damit mehr als doppelt so stark zu wie im Vorjahr. Der gesamte Vertragswert kommerzieller Abschlüsse stieg auf 1,31 Milliarden Dollar. Palantirs KI-Plattform AIP sowie Kooperationen mit Snowflake, Lumen und Nvidia beschleunigen die Einführung neuer Anwendungen in rasantem Tempo.
Zudem verfügt Palantir über eine komfortable Liquiditätslage: 6,4 Milliarden Dollar an Barmitteln und kurzfristigen Anlagen sowie keine langfristigen Schulden. Der operative Cashflow wuchs auf 508 Millionen Dollar, während der freie Cashflow auf 540 Millionen Dollar stieg.
Die Unternehmensführung blickt optimistisch auf das Schlussquartal und erhöht die Jahresprognose auf einen Umsatz zwischen 4,3 und 4,4 Milliarden Dollar. Auch die freie Cashflow-Erwartung wurde auf bis zu 2,1 Milliarden Dollar angehoben, was über den Marktschätzungen liegt.
Großaufträge und strategische Partnerschaften
Ein wesentlicher Treiber der aktuellen Entwicklung sind langfristige Großverträge, die Palantirs Rolle als führender Anbieter komplexer Daten- und KI-Infrastrukturen zementieren. Der jüngste Zehnjahresvertrag mit der US-Armee im Volumen von rund zehn Milliarden Dollar markiert einen bedeutenden Schritt für die militärische Modernisierung in den USA. Zusätzlich wurde ein bestehender Vertrag mit der Air Force auf insgesamt 1,3 Milliarden Dollar ausgeweitet.
Auch im privaten Sektor erweitert Palantir seine Präsenz, unter anderem mit Unternehmen wie Archer Aviation, Lumen Technologies, Lowe’s und Citigroup. Die steigende Nachfrage zeigt, dass Palantirs Plattform nicht nur im Regierungsumfeld, sondern zunehmend auch in der Industrie als zentraler Bestandteil datengetriebener Prozesse gilt.
Besonders viel Aufmerksamkeit zieht die Partnerschaft mit Nvidia auf sich. Beide Unternehmen entwickeln derzeit einen operativen KI-Stack, der Palantirs KI-Infrastruktur mit den Hochleistungs-GPUs von Nvidia verbindet. Erste reale Anwendungen etwa in Lieferkettenprozessen sind bereits im Einsatz und verbessern die Geschwindigkeit und Qualität datenbasierter Entscheidungen erheblich.
Eine Bewertung am Limit – und dennoch erklärbar
Die Bewertung bleibt der größte Streitpunkt in der Debatte um Palantir. Ein Vorwärts-KGV von rund 300 und ein Vorwärts-KUV von über 100 wirken extrem. Im Vergleich dazu erscheinen Wettbewerber wie Snowflake oder C3.ai deutlich günstiger, wenngleich deren Wachstum oder Profitabilität nicht mithalten können. Selbst führende Softwarekonzerne wie Microsoft oder Adobe liegen weit unter Palantirs Multiplikatoren.
Ein Teil dieser Bewertung spiegelt die besondere Marktposition wider: eine starke Bilanz, hohe freie Mittelzuflüsse und eine dominierende Stellung im Verteidigungs- und Regierungsbereich. Viele Investoren setzen darauf, dass Palantir seinen Erfolg im staatlichen Sektor zunehmend in kommerzielle Marktgewinne umwandeln kann. Sollte das Wachstum auf diesem Niveau anhalten, wäre die hohe Bewertung nachvollziehbar.
Ausblick: Potenzial und Risiko in ungewöhnlicher Balance
Auch wenn die Aufmerksamkeit rund um Michael Burry die Schlagzeilen bestimmt, ändern seine Wetten wenig am operativen Momentum des Unternehmens. Palantir hat ein starkes Quartal vorgelegt, verfügt über zahlreiche Wachstumstreiber und profitiert von strukturell steigender Nachfrage nach KI-Lösungen.
Die jüngste Kursschwäche eröffnet eine Chance für langfristig orientierte Anleger, zugleich verlangt die Bewertung nahezu fehlerfreie Umsetzung der Unternehmensstrategie. Palantir bleibt ein Titel mit hoher Volatilität und ebenso hohem Potenzial. Wer die langfristige Perspektive im KI-Sektor teilt und die Schwankungsbreite aushält, sieht in Palantir einen aussichtsreichen Kandidaten für das eigene Portfolio.
ℹ️ Palantir in Kürze
- Palantir Technologies (WKN: A2QA4J) ist ein US-Technologieunternehmen, das Software und Dienstleistungen zur Analyse großer Datenmengen anbietet.
- Das Unternehmen hat zwei Geschäftsbereiche: Während sich Palantir Gotham an Armeen, Geheimdienste, Polizeibehörden und sonstige staatliche Einrichtungen richtet, kommt Palantir Foundry bei gewerblichen Kunden in verschiedensten Branchen zum Einsatz.
- Das Unternehmen mit Sitz in Denver im US-Bundesstaat Colorado notiert an der New York Stock Exchange und ist derzeit ca. 399 Milliarden US$ wert.