AMD-Aktie: Der Masterplan für das KI-Jahrzehnt
Die AMD-Aktie rückt zunehmend in den Fokus, weil der Chipkonzern mit klarer Wachstumsstrategie und technologischen Fortschritten gezielt Marktanteile im lukrativen KI-Datacenter-Geschäft erobern will. Während Nvidia die Branche dominiert, zeichnet sich ab, dass AMD mit neuen Produkten, einem erstarkenden Software-Ökosystem und ehrgeizigen Ausbauplänen zu einem der wichtigsten Herausforderer avanciert.
AMD zeigt Investoren seinen Zukunftspfad
Auf dem jüngsten Analystentag erläuterte AMD detailliert, wie sich das Unternehmen bis 2030 entwickeln will. Auch wenn Prognosen in weiter Ferne vorsichtig zu betrachten sind, lassen die mittelfristigen Pläne wenig Zweifel an der Ambition: Der Chipkonzern erwartet kräftiges Wachstum im KI-Datacenter-Markt, in dem Nvidia gegenwärtig klar führt und Alphabet mit eigenen Asics folgt. Nvidias enorm hohe Margen resultieren aus der Tatsache, dass das Unternehmen nicht nur GPUs, sondern komplette KI-Infrastrukturen verkauft – inklusive Speicher, Netzwerk, Software und Serverarchitektur. Dieser integrierte Ansatz ermöglicht enorme Wertschöpfung, die Kunden aufgrund des niedrigen TCO akzeptieren. Dennoch wächst der Wunsch nach Wettbewerbsalternativen.
Aufholjagd durch Technologie und Software
AMDs größte Hürde war lange Zeit der Rückstand im Software-Ökosystem, das entscheidend zu den Betriebskosten der KI-Kunden beiträgt. Genau deshalb war der Deal mit OpenAI wohl ein strategisch notwendiger Schritt. Der Markt ist jung, die Innovationsgeschwindigkeit hoch, und Verzögerungen durch softwarebedingte Probleme können wertvolle Chancen kosten. Mit dem für 2 nm gefertigten MI450 möchte AMD einen Technologiesprung erreichen – ein Vorgehen, das an die erfolgreiche schrittweise Aufholstrategie gegenüber Intel erinnert. Der MI450 wird intern bereits mit dem „Rome“-Moment verglichen, der einst Intels Vormachtstellung ins Wanken brachte. Unabhängig davon, ob dieser Vergleich zutrifft, ist klar, dass AMD in den kommenden Jahren Marktanteile gewinnen wird.
Parallel dazu wird ROCm konsequent verbessert. Lange Zeit zweifelten viele an diesem Projekt, doch die Fokussierung auf die Bedürfnisse großer Hyperscaler zahlt sich aus. Das neue Open-Source-Framework HipKittens aus Stanford hat zudem gezeigt, dass AMDs CDNA3- und CDNA4-Hardware in bestimmten Szenarien sogar Nvidia-Chips schlagen kann. Solche Fortschritte stärken das Ökosystem und erhöhen AMDs Glaubwürdigkeit – auch wenn die Arbeit bei jeder Chipgeneration neu beginnt.
Hohe Bewertung – aber gewaltige Wachstumschancen
AMD wirkt mit einem 65er KGV (Non-GAAP) hoch bewertet. Nvidia erscheint in einigen Kennzahlen sogar günstiger, da dort die Margen unvergleichlich hoch sind. Der Grund dafür ist offensichtlich: AMD investiert massiv, um Marktanteile zu erobern, während Nvidia in einem nahezu konkurrenzfreien Umfeld arbeitet. AMD selbst rechnet jedoch damit, bis 2027 einen zweistelligen Marktanteil im KI-Datacenter zu erreichen und Umsätze „im zweistelligen Milliardenbereich“ aus dem KI-Segment zu erzielen.
Diese Erwartungen erscheinen realistisch, wenn man die zugrunde liegenden Skalierungsgesetze betrachtet. Seit über einem Jahrzehnt verdoppelt sich der Compute-Bedarf führender Modelle etwa alle sechs Monate. Die Kosten für Spitzenmodelle steigen rasant – Grok 4 etwa wird inklusive Infrastruktur auf rund drei Milliarden Dollar geschätzt. Gleichzeitig entstehen weltweit neue KI-Modelle: in Europa, Asien, den USA und dem Nahen Osten. Nicht nur LLMs, sondern auch neue Workloads wie agentische Systeme werden massiv Rechenleistung benötigen. Gerade diese agentischen Anwendungen verlangen hohe CPU-Leistung, ein Feld, in dem AMD traditionell stark ist und ambitioniert Marktanteile ausbauen will.
GPU-Anbieter gibt es im Datacenter-Markt faktisch nur zwei – Nvidia und AMD. Beide werden an der steigenden globalen Nachfrage verdienen. Selbst wenn AMD Marktanteile gewinnt, heißt das nicht, dass Nvidia schwächelt: Der Gesamtmarkt wächst schneller, als einzelne Anbieter Marktanteile verlieren könnten.
Analystenschätzungen hinken hinterher
Die derzeitigen Konsensschätzungen für AMD wirken zurückhaltend, insbesondere ab 2027. Nimmt man AMDs eigenen Ausblick ernst, ergibt sich im Datacenter-Segment ein mögliches Wachstum von 80 Prozent pro Jahr. Ein solches Szenario würde AMDs Umsatzstruktur vollkommen verändern: Der Datacenter-Anteil könnte von derzeit rund 50 Prozent auf fast 90 Prozent im Jahr 2030 steigen. Interne Modellrechnungen deuten darauf hin, dass die Gewinne bei erfolgreicher Umsetzung deutlich über den aktuellen Analystenprognosen liegen könnten. Selbst ein konservatives Bewertungsniveau würde dann zu Kursregionen führen, die heute kaum vorstellbar wirken.
Risiken bleiben bestehen
Nvidia könnte versuchen, Marktanteile über Preissenkungen zu verteidigen. Die 2-nm-Fertigung von TSMC birgt technische Risiken. Auch Verzögerungen beim globalen Rechenzentrumsbau sind denkbar. Zudem könnten kundenspezifische Chips der Hyperscaler stärker an Bedeutung gewinnen. Trotz dieser Unsicherheiten spricht vieles dafür, dass AMD die bewährte Aufholstrategie erfolgreich wiederholt – unterstützt durch technologische Fortschritte, Softwareverbesserungen, starke Partner und eine rasch wachsende Nachfrage nach Rechenleistung.
Fazit
Eine Bewertung von 65-mal Gewinn schreckt viele Anleger ab, doch die erwarteten Wachstumsimpulse könnten das Kurs-Gewinn-Verhältnis rasch relativieren. Die Fortschritte – von ROCm über die 2-nm-Roadmap bis hin zur OpenAI-Partnerschaft – zeigen, dass AMD bereit ist, im KI-Zeitalter eine zentrale Rolle einzunehmen. Analystenschätzungen wirken konservativ, während AMDs eigene Ziele ambitioniert, aber plausibel sind. Vor diesem Hintergrund bleibt die Aktie attraktiv.
ℹ️ AMD in Kürze
- Advanced Micro Devices (AMD) mit Hauptsitz in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien entwickelt und vertreibt Mikroprozessoren, Chipsätze und System-on-a-Chip-Lösungen.
- Eine eigene Fabrikationsstätte hat das Unternehmen seit der Ausgründung der eigentlichen Halbleiterherstellung im Jahr 2009 in Globalfoundries nicht mehr.
- Aktuell hat das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von rund 370 Milliarden US$.