Krystal Biotech: Gentherapie-Pionier vor neuen Hochs?

Aktie marschiert
Redaktion

Die Aktie von Krystal Biotech hat in den vergangenen Monaten stark an Dynamik gewonnen und notiert fast auf ihrem Allzeithoch aus 2024. Die Erwartungen an das Unternehmen bleiben hoch, doch mit dem globalen Rollout seiner Gentherapie rückt nun die Frage in den Fokus, ob das Bewertungsniveau durch zukünftiges Wachstum tatsächlich gerechtfertigt ist.

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Die Kommerzialisierung der Gentherapie Vyjuvek hat in den USA hat zuletzt spürbar an Fahrt gewonnen. Im August startetem die ersten Verkäufe in Deutschland, nachdem die Therapie zur Heilung von Hautwunden bei der seltenen Erbkrankheit Epidermolysis bullosa dystrophica im April von der Europäischen Kommission zugelassen worden war. Weitere europäische Staaten sollen in Kürze folgen. Auch Japan hat im Juli grünes Licht gegeben, sodass der Marktstart dort noch vor Jahresende erwartet wird.

Wachstum verlangsamt sich – globale Expansion soll Impulse liefern

Für das dritte Quartal 2025 meldete Krystal Vyjuvek-Umsätze von 97,8 Millionen Dollar bei einer Bruttomarge von 96 Prozent. Gegenüber dem Vorquartal entspricht das einem Wachstum von 1,9 Prozent. Der anfänglich sehr schnelle Anstieg der US-Verkäufe hat sich damit deutlich abgeschwächt. Analysten rechnen dennoch für 2026 mit einem Umsatzplus von 44 Prozent auf rund 561 Millionen Dollar, getragen vor allem vom schnellen Eintritt in neue internationale Märkte.

Bewertung spiegelt hohe Erwartungen wider

Mit einem Faktor von 10,5 auf die erwarteten Umsätze gilt Krystal inzwischen als voll bewertet. Die hohe Bewertung berücksichtigt sowohl die überdurchschnittlichen Margen als auch die Möglichkeit eines Übernahmeangebots. Das Management peilt langfristig Spitzenumsätze von einer Milliarde Dollar jährlich für Vyjuvek an. Angesichts der Wachstumsperspektiven bleibt daher eine Kaufempfehlung bestehen, auch wenn neue Positionen derzeit eine Kurskorrektur oder frische Impulse aus der Pipeline voraussetzen.

Seit der US-Zulassung im Jahr 2023 verzeichnet Vyjuvek kräftiges Wachstum mit inzwischen 615 Kostenerstattungszusagen. Der Zuwachs hat sich jedoch verlangsamt, nachdem das ambitionierte Ziel von 720 Zusagen deutlich verfehlt wurde. Krystal rechnet durch den globalen Rollout mit weiteren potenziellen 500 Patienten in Japan und rund 1000 in Europa. Die Entwicklung der ausländischen Absätze wird für Investoren künftig ein zentraler Indikator sein.

Der Markt kalkuliert damit, dass das Management sein Ziel von mehr als einer Milliarde Dollar Jahresumsatz bis 2029 erreicht. Mit mehreren Tausend potenziellen Patienten weltweit erscheint dies möglich. Aufgrund der nachlassenden Dynamik in den USA ist jedoch eine makellose Ausführung in allen neuen Märkten erforderlich. Die zuletzt starke Kursentwicklung macht das Chancen-Risiko-Verhältnis weniger attraktiv als noch vor einem Jahr.

Pipeline bietet mittelfristig neue Impulse

Krystal arbeitet derzeit an mehreren klinischen Programmen. In der Augenheilkunde steht mit KB803 eine entscheidende Phase-3-Studie an, deren Ergebnisse ab März 2026 erwartet werden. Der Wirkstoff nutzt dieselbe Genplattform wie Vyjuvek, allerdings in Form von Augentropfen zur Behandlung von Hornhautverletzungen, und gilt als wichtigster Pipeline-Katalysator.

Ein weiterer potenzieller Wachstumstreiber ist KB407 gegen Mukoviszidose, dessen Studienabschluss für Januar 2026 veranschlagt wird. Fortschritte wären bedeutsam, wenngleich eine tatsächliche Markteinführung noch Jahre entfernt liegt. Für KB801 zur Behandlung der neurotrophen Keratitis werden Anfangsdaten im Oktober 2026 erwartet. Auch hier ist der Weg zur Zulassung lang.

Zusätzlich arbeitet die Tochter Jeune Aesthetics an Anwendungen gegen Hautalterung. Die Phase-2-Studie des führenden Kandidaten KB304 soll in der ersten Jahreshälfte 2026 starten. Insgesamt bleibt die Technologieplattform des Unternehmens ein wesentlicher Treiber für langfristiges Wachstum und neue therapeutische Ansätze.

Langfristiges Potenzial für die Aktie

Trotz des außergewöhnlichen Erfolgs seit der ersten FDA-Zulassung im Jahr 2023 sollten Anleger künftig vorsichtiger kalkulieren, sofern der Auslandsstart von Vyjuvek nicht die hohen Erwartungen mindestens erfüllen kann. Auf lange Sicht bietet die Plattform des Unternehmens jedoch weiterhin erhebliches Potenzial für zusätzliche Therapien und damit neue Wachstumsimpulse.

Die Analystenschätzungen sehen Krystal derzeit bei einem Kursziel von rund 219,50 Dollar je Aktie. Die erwarteten 44 Prozent Umsatzwachstum im Jahr 2026 erscheinen nachvollziehbar, verdeutlichen jedoch, dass für weitere Kurssteigerungen ambitionierte Prognosen Realität werden müssen.

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