RWE-Aktie: Jetzt auch KI-Profiteur?
Die RWE-Aktie setzt ihren Aufwärtstrend dynamisch fort. Nach dem Zwischenbericht vom Mittwoch schnellten die Kurse um mehr als +9% nach oben und markierten beim Stand von 46,95 € ein neues 14-Jahres-Hoch. Doch sind die Zahlen wirklich so gut ausgefallen und wie kann es hier jetzt weitergehen?
Sondereffekt hilft
Profitieren konnte Deutschlands größter Stromerzeuger von einem Sondereffekt durch den Verkauf eines Rechenzentrumsprojekts in Großbritannien – am Standort eines ehemaligen Kraftwerks von RWE. Der Buchgewinn lag bei 225 Millionen € und trug dazu bei, dass der Gewinnrückgang in den ersten neun Monaten geringer ausgefallen ist als von Analysten erwartet.
RWE wies einen bereinigten operativen Gewinn (EBITDA) in Höhe von knapp 3,5 Milliarden € aus - fast 13% weniger als im Vorjahreszeitraum. Vom Markt erwartet wurde aber ein noch ein stärkeres Minus. Die Jahresziele bestätigte das Unternehmen.
Die positive Reaktion am Markt ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Anleger auf ähnliche Deals in naher Zukunft spekulieren. Dazu trugen auch die Aussagen von RWE-Finanzchef Michael Müller bei. Er sagte im Rahmen der Zahlenvorlage:
Unsere Standorte sind für Technologieunternehmen und Hyperscaler sehr attraktiv.
Und weiter:
Sie sind auf der Suche nach attraktiven Standorten für ihre stromintensiven KI-Investitionen. Unsere Kraftwerksstandorte mit bestehender Infrastruktur und Netzanbindung sind hier ein echter Trumpf.
KI als neuer Megamarkt
Für solche Aussagen sind Anleger momentan natürlich besonders empfänglich. Auch wenn KI-Werte gerade mit etwas Gegenwind zu kämpfen haben, wird sich die Technologie weiter rasant ausbreiten. Die anhaltenden und weiter steigenden Milliardeninvestitionen von Big Tech lassen diesbezüglich keine Zweifel zu.
Auch in Europa sind große Softwarefirmen und Hyperscaler auf der Suche nach geeigneten Standorten, um energieintensive KI-Technologie zu betreiben. Damit eröffnet sich auch für RWE ein völlig neuer Markt, nicht nur hinsichtlich des Standorts, sondern auch bei der Frage der Energieversorgung. Denn durch die Ausbreitung von Rechenzentren steigt der Energiebedarf rasant an.
Gegenwind im Tagesgeschäft
Allerdings hat der Konzern im Tagesgeschäft weiterhin mit Problemen zu kämpfen. So wurde das Geschäft wie schon im ersten Halbjahr durch ein geringeres Windaufkommen und eine Normalisierung beim Terminverkauf von Strom belastet. Dazu blieb der Energiehandel wie erwartet hinter dem Vorjahresergebnis zurück.
Das Unternehmen investiert weiterhin viel in Wachstum und den Ausbau von Erneuerbaren Energien, dennoch bereitet die Bewertung einigen Analysten inzwischen etwas Sorge.
Das sagen die Analysten
Die Investmentbank Kepler Cheuvreux sieht die erreichte Bewertungsprämie kaum mehr fundamental untermauert. So erscheine das Bewertungsniveau angesichts der Expansionspläne über das Jahr 2027 hinaus gewagt. Die Analysten stuften die Aktie von Hold auf "Reduce" ab und setzten ein Kursziel von 43,50 € an.
Das Gros der Analysten ist aber weiter bullisch gestimmt. JPMorgan vergibt ein Kursziel von 46,50 €, das Analysehaus Jefferies sieht die Aktie mit 50 € fair bewertet. In einer aktuellen Studie hat Barclays das Preisziel sogar auf 52 € angehoben.
Jetzt bei RWE einsteigen?
Mittel- bis langfristig bin ich ebenfalls sehr positiv gestimmt, was die Aktie von RWE angeht. Doch nach der starken Aufwärtsrallye und Kurszuwächsen von über +60% seit Jahresbeginn stünde dem Titel eine Korrektur durchaus gut zu Gesicht. Zumal die Aktie aus technischer Sicht überkauft ist.
Die starken Wachstumsaussichten im Bereich Erneuerbare Energien und rund um das Thema Künstliche Intelligenz machen die Aktie in meinen Augen aber auch weiterhin zu einem sehr spannenden Investment. Dazu spricht die ansehnliche Dividendenrendite in Höhe von 3% für die Aktie.
Ergänzend sei erwähnt: Unser exklusiver Report „Dividenden Top-Picks 2025“ liefert fundierte Analysen zu zehn Aktien, die für dividendenorientierte Anleger besonders interessant sind.
ℹ️ RWE in Kürze
- RWE (WKN: 703712) ist einer der führenden internationalen Energieproduzenten in Europa. Das Kerngeschäft ist die Stromerzeugung, wobei der Wandel hin zu erneuerbarer Stromerzeugung massiv vorangetrieben wird.
- Neben dem Hauptsitz in Essen unterhält der Konzern Niederlassungen in Europa den USA sowie in Asien.
- Die Aktie ist im DAX gelistet, die Marktkapitalisierung liegt aktuell bei ca. 34 Milliarden €.